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Sicheres Verhalten im Internet – auch am Black Friday

Studie zur Cybersicherheit von Schweizer Internetnutzenden 2023

Eine repräsentative Umfrage unter über 1200 Personen in der Schweiz zwischen August und September ergab wichtige Erkenntnisse über Einstellungen und Verhalten gegenüber Cyberrisiken. Die Studie zeigt, dass Hacking und Cyberangriffe zunehmend raffinierter und häufiger werden. In einem durchschnittlichen Haushalt sind bereits sieben Geräte online welche als mögliche Angriffsflächen dienen, und diese Zahl wird voraussichtlich steigen. Arbeitgeber spielen eine wichtige Rolle bei der Sensibilisierung, jedoch erreicht diese Massnahme die am stärksten betroffene Altersgruppe (65+) nicht ausreichend. Diese Gruppe verlässt sich eher auf traditionelle Medien und ihr persönliches Umfeld. Obwohl sich 86% der Befragten im Internet sicher fühlen und 68% ihre Kompetenzen als gut einschätzen, nutzen 31% dasselbe Passwort für fast alle Online-Dienste. Die häufigsten Folgen von Cyberangriffen sind Vermögensschäden, Datenverluste und Verletzungen des Persönlichkeitsrechts.

Die Befragung erfolgte im Auftrag von digitalswitzerland, der Versicherung die Mobiliar, der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW, der Schweizerischen Akademie der Technischen Wissenschaften SATW, der Allianz Digitale Sicherheit Schweiz und der «Swiss Internet Security Alliance»(SISA).

Lesen Sie die Studie auf Deutsch.

Lesen Sie die Medienmitteilung auf Deutsch, Französisch und Italienisch.

Lesen Sie die Präsentation der Pressekonferenz auf Deutsch.

Um die Infografiken der Studie herunterzuladen, besuchen Sie internet-sicherheit.ch.

Die Schweiz braucht neue Wege, um die vielversprechenden Potenziale der Plattformökonomie nachhaltig nutzbar zu machen. Einerseits können Plattformmodelle den Arbeitsmarkt flexibler gestalten, andererseits muss die soziale Absicherung der Plattformdienstleistenden gewährleistet sein. Mit innovativen Sozialversicherungsmodellen kann eine neue Ära der “Flexicurity” eingeläutet werden, die wirtschaftliches Wachstum mit gleichbleibenden sozialen Schutz ermöglicht.

Dieses Diskussionspapier sowie die dafür zuständige Arbeitsgruppe entstanden zwischen Ende April und Anfang August 2023 und folgten aus der Festlegung von thematischen Schwerpunkten im Rahmen eines Strategie-Workshops des Public Affairs Committee von digitalswitzerland vom 12. Januar 2023.

Die Arbeitsgruppe „eGovernment“ von digitalswitzerland macht mit dem Diskussionspapier zur „Res Publica Digitalis“ einen Appell für eine verstärkte interkommunale und interkantonale Zusammenarbeit im Bereich eGovernment. Ein einwohner:innenzentrierter Ansatz, effizient und auf die Bevölkerung und Wirtschaft abgestützt, ist der beste Weg, in unserem föderalen System die Digitalisierung der öffentlichen Hand voranzutreiben.

Dieses Diskussionspapier sowie die dafür zuständige Arbeitsgruppe entstanden zwischen Ende April und Anfang August 2023 und folgten aus der Festlegung von thematischen Schwerpunkten im Rahmen eines Strategie-Workshops des Public Affairs Committee von digitalswitzerland vom 12. Januar 2023.

Die Schweiz braucht eine Vision, wie Künstliche Intelligenz für das Wachstum und den Wohlstand der Schweiz genutzt werden kann – klug reguliert und im Zentrum des öffentlichen Dialogs. Die Arbeitsgruppe „Künstliche Intelligenz“ von digitalswitzerland hat sich dieser Thematik angenommen und fünf Kernbereiche identifiziert, über die die Schweiz sprechen muss: Technologie & Wirtschaft, Regulierung, Bildung, der Dialog mit der Öffentlichkeit und Leadership.

Dieses Diskussionspapier sowie die dafür zuständige Arbeitsgruppe entstanden zwischen Ende April und Anfang August 2023 und folgten aus der Festlegung von thematischen Schwerpunkten im Rahmen eines Strategie-Workshops des Public Affairs Committee von digitalswitzerland vom 12. Januar 2023.

Zusammenfassung

Die Schweiz ist als eines der innovativsten Länder der Welt anerkannt. Im IMD World Digital Competitiveness (WDC) Ranking 2022 steht die Schweiz an fünfter Stelle (2021: sechster Platz) (IMD World Competitiveness Center, 2022). Die Digitalisierung hat in Schweizer Branchen an Schwung gewonnen, etwa im Bankensektor, der heute fast vollständig digitalisiert ist. Ein Sektor hinkt noch weit hinterher: das Gesundheitswesen. Dieses Thema steht seit vielen Jahren im Fokus zahlreicher Akteure aus dem öffentlichen und privaten Sektor. Bislang ist die digitale Transformation nicht gelungen. Wir liegen immer noch Jahre hinter europäischen Ländern wie Dänemark oder Estland zurück, die über vollständig digitale Gesundheitssysteme verfügen.

Die verschiedenen Akteure des Gesundheitssystems haben viel Zeit und Mühe darauf verwendet, die besten Technologien zur Unterstützung dieses Wandels zu entwickeln. Heute gibt es viele Lösungen und Initiativen rund um dieses Thema. Das elektronische Patientendossier (EPD) wurde entwickelt. Jüngst haben kollaborative Konsortien neue digitale Gesundheitsplattformen geschaffen.

Damit digitale Tools effektiv sind, werden sie gemeinsam mit den Endnutzer:innen entwickelt und getestet, um sicherzustellen, dass sie so effizient wie möglich arbeiten. Wenn sie nicht den Bedürfnissen entsprechen, werden sie auch nicht von den Endnutzer:innen akzeptiert. Daher sollte eine Plattform/Lösung für ein digitales Gesundheitswesen gemeinsam mit den Endnutzer:innen, den Bürgerinnen und Bürgern der Schweiz, entwickelt werden.

Mit dieser Publikation wollten wir der Schweizer Bevölkerung die Möglichkeit geben, ihre Wünsche und Bedenken bezüglich der Digitalisierung des Gesundheitswesens zu äussern. Dies geschah mittels einer Umfrage, die Ende Sommer 2022 durchgeführt wurde.

Mit dieser Umfrage kann die Perspektive der Bürgerinnen und Bürger zum Thema genauer erfasst werden. Die Bereitschaft der Schweizer Bevölkerung, ein digitales Gesundheitssystem zu nutzen, ist klar ersichtlich – sofern es klare Mehrwerte wie bessere Benutzerfreundlichkeit, bessere Diagnosen und Behandlungen sowie geringere Gesundheitskosten bietet.

Die Umfrage zeigt, dass viele Schweizerinnen und Schweizer ihre Gesundheitskompetenz (76 %) und ihre digitale Kompetenz (72 %) als hoch bis sehr hoch einschätzen. Die Gesundheitskompetenz nimmt mit dem Alter zu, während die digitale Kompetenz abnimmt. Auch das Bildungsniveau spielt eine wichtige Rolle: Menschen mit einem höheren Bildungsniveau haben eine höhere Gesundheits- und digitale Kompetenz.

Eine weitere wichtige Feststellung betrifft das Vertrauen in verschiedene Organisationen, die mit Gesundheitsdaten arbeiten. 70 % der Befragten haben ein hohes bis sehr hohes Vertrauen in Gesundheitsdienstleister (einschliesslich Krankenhäuser), gefolgt von der Regierung (47 %), während der private Sektor (22 %) das geringste Vertrauen geniesst. Das Vertrauen in Krankenhäuser und Allgemeinmediziner erklärt auch deren Status als wichtigste Quelle für Gesundheitsinformationen (54 %). Das medizinische Personal ist seit Jahrhunderten ein zentrales Element des Gesundheitssystems, doch gibt es Anzeichen für einen Wandel hin zu einem System, das weniger auf das medizinische Fachpersonal, sondern mehr auf die Patient:innen ausgerichtet ist.

Gleichzeitig entwickelt sich auch die Rolle von Patient:innen, die eine aktivere Rolle und mehr Eigenverantwortung als vorher übernehmen. So verwenden 31 % der Befragten den Begriff Patient:in nicht mehr ausschliesslich für behandlungsbedürftige Personen. Jeder ist ein:e Patient:in, egal ob gesund, krank oder verletzt. Dies spiegelt sich auch in der zunehmenden Vielfalt der von den Krankenkassen angebotenen Präventionsleistungen wider. Das Gesundheitssystem von morgen soll patientenorientiert sein und Patient:innen ermöglichen, sich selbst über ihre Gesundheit zu informieren und sich mehr mit Präventivmassnahmen zu beschäftigen. Dies mit dem Ziel, eine aktivere und gesündere Gesellschaft zu fördern.

Dies entspricht auch dem Wunsch von Patient:innen nach mehr Kontrolle über ihre eigenen Gesundheitsdaten. 68 % der Bevölkerung wollen die rechtmässigen Eigentümer:innen ihrer persönlichen Gesundheitsdaten sein. Das elektronische Patientendossier ist ein Schritt in diese Richtung, da Patient:innen die Kontrolle darüber haben, wer auf ihre Daten zugreifen kann.

Die Digitalisierung hat viele Vorteile, weckt jedoch auch Ängste bei Bürgerinnen und Bürgern. 46 % der Befragten befürchten, dass ihre Daten missbraucht oder gestohlen werden. Der Datenschutz ist in letzter Zeit stärker in den Fokus gerückt, muss jedoch bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens in Zukunft eine noch zentralere Rolle spielen. Dies, um sicherzustellen, dass geeignete Systeme und Lösungen für die Speicherung und den Austausch von Daten verwendet werden, um Datenmissbrauch, falsche Speicherung oder Datendiebstahl zu vermeiden.

Nur wenn alle Beteiligten des Gesundheitswesens (einschliesslich der Patient:innen) zusammenarbeiten, wird es möglich sein, das Gesundheitssystem in den digitalen Raum zu überführen und eine Änderung im Bewusstsein der Bevölkerung herbeizuführen.

Befragungsmethode

Die Umfrage wurde bei einer repräsentativen Zufallsstichprobe (n = 1110) der Schweizer Bevölkerung durchgeführt. Die Bevölkerung wurde zwischen dem 1. und 14. September 2022 über ein Online-Panel kontaktiert. Ein unabhängiges Forschungsinstitut (gfs-zürich) wurde mit der Durchführung der Umfrage beauftragt. Die Teilnahme war anonym und freiwillig. Die demografische Zusammensetzung der Befragten aus der Bevölkerung wurde gezielt so gewählt, dass sie repräsentativ für die über 18-jährige französisch-, deutsch- und italienischsprachige Bevölkerung der Schweiz ist, entsprechend den Quotenmerkmalen Geschlecht, Alter und Sprachregion. Die Tessiner Bevölkerung wurde leicht überproportional befragt, um individuelle Auswertungen zu ermöglichen. Um die Gesamtergebnisse zu erhalten, wurde die Stichprobe nach Sprachregionen gewichtet.

Prozentwerte werden immer auf eine ganze Zahl gerundet, Durchschnittswerte auf eine Dezimalzahl. Prozentsätze <1 Prozent sind in den Abbildungen teilweise farblich abgebildet, jedoch nicht beschriftet.

Kapitel 1: Gesundheitszustand

1.1 Informationen zum Gesundheitszustand

Im Bericht 2018 des Euro Health Consumer Index (EHCI) wurde die Schweiz als das Land mit dem besten Gesundheitswesen der Welt eingestuft (Björnberg & Phang, 2019). Die Qualität der Versorgung ist in der Schweiz aufgrund der hohen Dichte an medizinischen Fachkräften (Weltgesundheitsorganisation, 2022) und hochrangigen Universitäten sehr hoch. Zudem sind sämtliche in der Schweiz lebenden Bürger:innen obligatorisch krankenversichert, was den Zugang zu guten Gesundheitsdiensten ermöglicht. (Krankenkasse, BAG).

Im Rahmen der Umfrage haben wir die Bevölkerung gefragt, ob sie sich ausreichend über ihre Gesundheit informiert fühlt. 78 % der Befragten fühlten sich gut bis sehr gut über ihre Gesundheit informiert. Die jüngste Generation (18-39 Jahre, 74 %) liegt leicht hinter den beiden älteren Generationen (80 % und 81 %) zurück ( Abbildung 1). Dies könnte daran liegen, dass die jüngere Generation „gesünder“ ist und sich daher weniger für gesundheitsbezogene Themen und ihren Gesundheitszustand interessiert.

Interessanterweise schätzen sich Menschen, die über gute bis sehr gute digitale Fähigkeiten verfügen, auch eher als gut oder sehr gut über ihren Gesundheitszustand informiert ein (82 % gegenüber 64 %). Digitale Technologien ermöglichen es Menschen, innerhalb kurzer Zeit alle Arten von Informationen zu suchen und zu sammeln. Sie können leicht auf Daten zu ihren verschiedenen Gesundheitszuständen zugreifen.

Das Leiden an einer chronischen Krankheit scheint keinen Einfluss auf die Gesundheitskompetenz zu haben.

Digitale Lösungen eröffnen den Bürgern einen neuen Zugang zu Information. Zukünftig würde die Bevölkerung daher leichter Informationen über ihre eigene Gesundheit finden und noch mehr Kontrolle über ihr Wohlergehen empfinden.

Abbildung 1 – Informationsniveau zum Gesundheitszustand

Informationsniveau bzgl. Gesundheitszustand (n = 1110, Angaben in Prozent, Altersgruppen: jung (18-39 Jahre), mittleres Alter (40-64 Jahre) und älter (65+ Jahre), Geschlechterverteilung (männlich, weiblich), Sprachregionen: D-CH für die deutschsprachige Schweiz, W-CH für die französischsprachige Schweiz und I-CH für die italienischsprachige Schweiz, Bildungsniveau: niedrig (Pflichtschule), mittel (Matura, höhere Berufsbildung), hoch (Universität oder Fachhochschule), Kaufkraft: niedriges Einkommen, unterer Durchschnitt, höherer Durchschnitt und wohlhabend, Gesundheitskompetenz (von niedrig bis hoch)).

Das ungenutzte Potenzial der Prävention im Schweizer GesundheitssystemPhilomena Colatrella, CSS

„Wir alle hoffen, dass wir von einer schweren Krankheit verschont bleiben. Aber wie können wir unsere Gesundheit erhalten? Und wer ist dafür zuständig? Traditionell konzentrieren sich Gesundheitssysteme auf die Heilung von Menschen. Es ist daher nicht erstaunlich, dass wir das Potenzial der Prävention nicht voll ausnutzen. Vor allem, wenn es um weit verbreitete, nichtübertragbare Krankheiten wie Diabetes oder Herz-Kreislauf-Probleme geht.

Studien haben gezeigt, dass das Verhalten einen viel grösseren Einfluss hat als Faktoren wie Genetik, Umwelt oder sogar Zugang zur Gesundheitsversorgung. Und es gibt viele Möglichkeiten, einen gesünderen Lebensstil zu unterstützen. Intelligente Uhren, Fitness-Tracker und andere Wearables haben alle Bereiche unserer Gesellschaft erreicht und können von grossem Nutzen sein: indem sie unsere Schritte verfolgen und uns zu mehr Bewegung motivieren. Indem sie uns dabei unterstützen, bessere Entscheidungen in Bezug auf unsere Ernährung zu treffen.

Prävention kann in ganz unterschiedlichen Formen stattfinden. Als Krankenversicherer bieten wir finanzielle Anreize für diejenigen, die sich zu einem gesünderen Verhalten verpflichten – ein rein freiwilliges Angebot, das viel Anklang findet. Durch die Integration neuer Formen können wir die Prävention effektiver gestalten. Es ist an der Zeit, dieses Ziel mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu verfolgen.“

1.2 Quellen für Gesundheitsinformationen in der Schweiz

Das heutige Gesundheitssystem ist hauptsächlich auf die Diagnose und Behandlung von kranken und verletzten Patient:innen ausgerichtet. Da die Bevölkerung immer älter wird, sind die Gesundheitskosten in der Schweiz extrem hoch und belaufen sich im Jahr 2020 auf insgesamt 83,3 Milliarden Franken pro Jahr (Schweizerische Eidgenossenschaft – BFS, 2022). Das System entwickelt sich langsam zu einem System, das sich mehr auf die Prävention konzentriert und die „Patient:innen“ länger gesund hält. Dies wird dazu beitragen, die Kosten zu senken und die Lebensqualität zu verbessern.

In der Schweiz gibt es viele verschiedene Beteiligte, die unterschiedliche Rollen im Gesundheitswesen spielen. Wir waren neugierig darauf, besser zu verstehen, an wen sich die Bevölkerung wenden würde, um zusätzliche Informationen über Präventionsmassnahmen zu erhalten.

Abbildung 2a zeigt, dass medizinisches Personal die wichtigste Informationsquelle für die Schweizer Bevölkerung insgesamt bleibt, unabhängig vom Geschlecht der Befragten (54 %). An zweiter Stelle stehen Versicherungsgesellschaften, wobei ein deutlich höherer Anteil der Männer von Versicherungen informiert werden möchte (43 % gegenüber 35 %). Männer setzen auch mehr auf die Regierung, um Informationen zu erhalten (29 % gegenüber 18 % bei Frauen).

Abbildung 2b zeigt den Unterschied in der Verteilung nach Generation der Befragten. Die ältere Generation neigt eher dazu, zusätzliche Informationen von medizinischem Personal (60 %) als von Versicherungsanbietern (32 %) einzuholen, gegenüber 44 % bei den 18- bis 39-Jährigen und 39 % bei den 40- bis 64-Jährigen. Die jüngste Generation blickt dazu eher auf die Regierung (26 %) und glaubt fest an die Rolle der Bildung bei der Verbreitung von Informationen zur Gesundheitsprävention (43 % gegenüber 15 % und 5 % bei den älteren Generationen).

Das medizinische Personal steht seit Jahrhunderten im Mittelpunkt des Gesundheitswesens und ist daher die Hauptinformationsquelle für die Gesundheitsdaten. Das heutige Gesundheitssystem wandelt sich langsam zu einem System, das sich weniger um die medizinischen Berufe und mehr um Patient:innen dreht.

In den Augen der Patient:innen, insbesondere der älteren Generation, spielen die medizinischen Fachkräfte immer noch die wichtigste Rolle im Gesundheitswesen. Das Gesundheitssystem entwickelt sich derzeit in Richtung eines Netzwerkmodells, in dem jeder Akteur eine spezifische Rolle spielt, um ein erfolgreiches Ergebnis zu ermöglichen (medizinisches Personal, Versicherungen, Regierung usw.).

Menschen, die ihren Gesundheitszustand als eher schlecht selbst einschätzen, oder Patienten, die an chronischen Krankheiten leiden, erkundigen sich für Gesundheitsinformationen eher bei Allgemeinmediziner:innen (jeweils 65 %). Sie fühlen sich möglicherweise nicht in der Lage, ihre Gesundheit selbst in die Hand zu nehmen und suchen Rat bei ihrem engsten Verbündeten: der Ärztin bzw. dem Arzt.

Die Krankenversicherer spielen eine wichtige Rolle bei Präventionsaktivitäten im schweizerischen Gesundheitssystem, wie es in Artikel 19 und Artikel 26 des Bundesgesetzes über die Krankenversicherung (KVG, 1994) beschrieben wird. Es ist daher ihre Pflicht, präventive Gesundheitsaktivitäten zu fördern, um die Gesundheit der Bürger:innen zu erhalten und die Prämien so niedrig wie möglich zu halten. Viele Krankenkassen in der Schweiz haben digitale Hilfsmittel entwickelt, die den Kunden helfen sollen, einen gesunden Lebensstil zu führen und sich selbst bewusster zu verhalten. Die CSS hat zum Beispiel active365 entwickelt, eine App, die Nutzer mit Bonuspunkten belohnt, wenn sie positive Entscheidungen in Bezug auf ihre Ernährung, ihr Bewegungsverhalten oder ihre geistige Gesundheit treffen. Helsana hat eine ähnliche App namens Helsana+ entwickelt, die präventive Gesundheitsmassnahmen und Interaktionen mit dem Versicherer belohnt.

Die jüngere Generation ist der Ansicht, dass das Bildungswesen grosses Potenzial hat, eine aktivere Rolle bei der Förderung von Aktivitäten zur Gesundheitsprävention zu spielen. In der Schweiz ist der Schulbesuch für alle Kinder während insgesamt elf Jahren obligatorisch und kostenlos. (Obligatorische Schulzeit – SWI Swissinfo.ch, 2022). Da sich Gewohnheiten in der Kindheit leichter festsetzen, wäre die Schule ein hervorragendes Umfeld, um das Bewusstsein für gesundheitliche Präventionsmassnahmen und -aktivitäten zu stärken und sicherzustellen, dass alle Bürger:innen Zugang zu den gleichen Ausgangsinformationen haben und einen gleichermassen gesunden Lebensstil führen können.

Die Förderung präventiver Gesundheitsmassnahmen, die zu einer gesünderen Lebensweise führen, wird die Grundlage des Gesundheitssystems von morgen sein. Dies wird nur möglich sein, wenn alle Akteure des Gesundheitswesens eine Rolle in diesem System spielen. Digitale Tools wie Apps oder Wearables können Bürger:innen helfen, ihre Gewohnheiten zu verfolgen und positive Entscheidungen für ein gesünderes Leben zu treffen.

Abbildung 2 – Akteure, die zusätzliche Informationen über Präventionsaktivitäten in der Schweiz verbreiten sollten

A. Verteilung nach Geschlecht

B. Verteilung nach Alter

Akteure, die zusätzliche Informationen über Präventionsaktivitäten in der Schweiz weitergeben sollten (n = 1110, Angaben in Prozent, Mehrfachauswahl möglich).
1.3 Selbsteinschätzung des Gesundheitszustands der Schweizer Bevölkerung

Die Kombination mehrerer Faktoren wirkt sich auf die Gesundheit des Einzelnen aus. Das soziale, wirtschaftliche und physische Umfeld sowie individuelle Eigenschaften und Verhaltensweisen beeinflussen den Gesundheitszustand von Personen (Weltgesundheitsorganisation, 2017).

In der Umfrage haben wir die Befragten gebeten, ihren aktuellen Gesundheitszustand persönlich zu reflektieren. Dabei ist zu beachten, dass die Tageszeit und die psychische Stimmung der Befragten einen direkten Einfluss auf ihre Selbsteinschätzung der persönlichen Gesundheit haben.

Fast drei Viertel der Befragten schätzen ihre eigene Gesundheit als gut oder sehr gut ein (74 %). Die jüngere Generation fühlt sich am besten (79 %) und die Generation mittleren Alters am schlechtesten (71 %), was immer noch ein hohes Niveau darstellt.

Vergleicht man die Kaufkraft der Befragten, kann eine Korrelation zwischen Wohlstand und Gesundheitszustand festgestellt werden. Die wohlhabende Gruppe hat den höchsten selbst eingeschätzten Gesundheitszustand (86 %), während die Gruppe mit der geringsten Kaufkraft den niedrigsten Gesundheitszustand angibt (61 %).

Befragte, die ihre gesundheitlichen und digitalen Fähigkeiten als hoch einschätzen, fühlen sich besser in Form als diejenigen, bei denen dies nicht der Fall ist (78 % gegenüber 60 %).

Die Schweiz ist ein sehr wohlhabendes Land, das im Index der Vereinten Nationen (UNECE, 2020) auf dem dritten Platz steht und einen hohen Lebensstandard bietet. Dies erklärt teilweise die hohe Bewertung der individuellen Gesundheit durch die Befragten. Das Wohlstandsniveau steht in direktem Zusammenhang mit dem Gesundheitszustand, da es sich auf die Lebensbedingungen auswirkt, die man sich leisten kann.

Die Digitalisierung ermöglicht einen vereinfachten Zugang zu gesundheitsbezogenen Informationen und wirkt sich direkt auf den individuellen Gesundheitszustand aus, da die Menschen das Gefühl haben, mehr Kontrolle zu haben (Ward, 2013). Sie haben Zugriff auf eine Vielzahl von Informationen, die sie sofort abrufen können.

Abbildung 3 – Selbsteinschätzung des Gesundheitszustands der Schweizer Bevölkerung

Selbsteinschätzung des Gesundheitszustands der Schweizer Bevölkerung (n = 1110, Angaben in Prozent, Bewertungsskala von 1: schlecht bis 5: exzellent, Altersgruppen: jung (18-39 Jahre), mittleres Alter (40-64 Jahre) und älter (65+ Jahre), Geschlechterverteilung (männlich, weiblich), Sprachregionen: D-CH für die deutschsprachige Schweiz, W-CH für die französischsprachige Schweiz und I-CH für die italienischsprachige Schweiz, Kaufkraft: niedriges Einkommen, niedriger Durchschnitt, höherer Durchschnitt und wohlhabend).

Kapitel 2: Patient:innen

2.1 Wer sind „Patient:innen“

Der Begriff Patient:in stammt vom lateinischen Wort „pati-“ für (er)dulden, hinnehmen, (er)leiden (Neuberger, 1999). Im Laufe der Zeit und in verschiedenen Kulturen hat sich die Definition des Begriffs weiterentwickelt und wurde mehrfach angepasst, wobei Patient:innen eine passive Rolle zugewiesen wurde, in der sie Schmerzen still ertragen und auf medizinische Versorgung wartet. Heutzutage wird der Begriff für viele verschiedene Personengruppen verwendet, die oft durch Synonyme wie „Kund:innen“, „Verbraucher:innen“, „Nutzer:innen“ und „Klient:innen“ des Gesundheitssystems ersetzt werden könnten (Deber, 2005). Auch die Beziehung zwischen Patient:innen und Gesundheitsdienstleister:innen hat sich weiterentwickelt. Patient:innen werden nicht mehr als passive Teilnehmer:innen gesehen. Sie nehmen eine aktivere Rolle ein und sind ihren professionellen Berater:innen, der ihn medizinisch berät, gleichgestellt (Neuberger, 1999). Patient:innen werden in neuerer Zeit als Personen definiert, die mit einem Arzt oder einer Ärztin interagieren, entweder wegen einer tatsächlichen oder empfundenen Krankheit oder zur Gesundheitsförderung und Krankheitsprävention; Patient:innen müssen also nicht mehr krank oder verletzt sein (Institute of Medicine, 1994).

In der Umfrage haben wir die Befragten danach gefragt, wer für sie Patient:innen sind. 68 % der Gesamtbevölkerung definieren Patient:innen immer noch als Personen, die eine medizinische Beratung, Diagnose oder Behandlung benötigen, während nur 31 % der Befragten alle Menschen als Patient:innen bezeichnen, egal ob gesund, krank oder verletzt.

In Abbildung 4 ist ein signifikanter Unterschied in der Wahrnehmung von Patient:innen innerhalb der verschiedenen Altersgruppen zu erkennen. Je jünger die Befragten sind, desto eher verstehen sie unter dem Begriff „Patient:in“ eine beliebige Person. Dies könnte daran liegen, dass jüngere (und oft noch gesunde) Generationen sich sowohl als gesund als auch als „Patient:innen“ als Konsument:innen des Gesundheitswesens sehen, die etwas für ihr Wohlbefinden und ihren Gesundheitszustand tun.

Wir alle sind tagtäglich von unserer Gesundheit betroffen und daher alle „Patienten:innen“. Das Gesundheitssystem von morgen sollte patientenorientiert sein, Patient:innen die Möglichkeit geben, sich über ihre Gesundheit zu informieren, und sich stärker auf Präventionsmassnahmen konzentrieren, damit die Bevölkerung aktiver wird und länger gesund bleibt. Dies wird die Kosten senken und das Wohlbefinden der Bürger:innen steigern.

Abbildung 4 – Die Wahrnehmung des Begriffs „Patient:in“ durch die Bevölkerung nach Altersgruppe

Die Wahrnehmung des Begriffs „Patient:in“ durch die Bevölkerung nach Altersgruppe (n = 1110, Angaben in Prozent, Altersgruppen: jung (18-39 Jahre), mittleres Alter (40-64 Jahre) und älter (65+ Jahre)).

Abbildung 5 – Verbreitung von chronischen Krankheiten in der Schweizer Bevölkerung

Verbreitung von chronischen Krankheiten in der Schweizer Bevölkerung (n = 1110, Angaben in Prozent, Altersgruppen: jung (18-39 Jahre), mittleres Alter (40-64 Jahre) und älter (65+ Jahre), Geschlechterverteilung (männlich, weiblich), Sprachregionen: D-CH für die deutschsprachige Schweiz, W-CH für die französischsprachige Schweiz und I-CH für die italienischsprachige Schweiz, Kaufkraft: niedriges Einkommen, niedriger Durchschnitt, höherer Durchschnitt und wohlhabend).
„Patient:innen“ in der Schweiz und ihre zukünftige gewünschte RolleSusanne Gedamke, Swiss Patient Organisation

„Das gesamte Gesundheitssystem spricht von Patientenzentrierung. Aber wie patientenorientiert ist eigentlich unser Gesundheitssystem? Eines ist klar: Wir wissen es nicht. Weil Patient:innen nicht gefragt werden. Alle Parameter im Gesundheitssystem beruhen auf professionellen Kriterien. Aber sollte sich ein Gesundheitssystem nicht in erster Linie an den Nutzer:innen des Systems, den Patient:innen, den Menschen orientieren?

Es ist Zeit, dass die Bedürfnisse der Patient:innen verlässlich und differenziert erfasst werden und dass die Ressourcen der Patient:innen in den Entscheidungsprozess einbezogen werden. Denn in einem qualitativ hochwertigen Gesundheitssystem zählt nicht nur die fachliche Perspektive, sondern auch die Perspektive der Betroffenen.“

2.2 Chronische Krankheiten

Chronische Krankheiten, die auch als nichtübertragbare Krankheiten (NCDs) bezeichnet werden, sind das Ergebnis einer Kombination aus genetischen, physiologischen, umweltbedingten und verhaltensbedingten Faktoren und halten ein Jahr oder länger an (About Chronic Diseases, 2022). Die wichtigsten Arten von chronischen Krankheiten sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen, chronische Atemwegserkrankungen, Krebs und Diabetes, aber es gibt auch andere, weniger häufige NCDs.

Ein Drittel der Befragten (33 %) geben an, dass sie aktuell an einer chronischen Krankheit leiden (siehe Abbildung 5). Je älter die Befragten sind, desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie an einer chronischen Krankheit leiden. Jede:r zweite Bürger:in über 65 Jahren ist von einer NCD betroffen (49 %). Das liegt daran, dass im Laufe des Alterungsprozesses zahlreiche molekulare und zelluläre Fehlfunktionen auftreten, die letztlich zu verschiedenen chronischen Beschwerden und Krankheiten führen, darunter neurologische Störungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Makuladegeneration und Diabetes. Diese chronischen Krankheiten treten in der Regel im mittleren/späteren Alter auf, nachdem sie lange Zeit bestimmten Merkmalen und einem ungesunden Lebensstil (Bewegungsmangel, fettreiche Ernährung, Stress, Alkohol- und Tabakkonsum) ausgesetzt waren (Prasad et al., 2012).

Wir können auch feststellen, dass Menschen mit einer geringen Kaufkraft häufiger angeben, dass sie an einer chronischen Krankheit leiden (43 %). Dies könnte daran liegen, dass sie sich aufgrund ihres geringeren Einkommens nicht die besten Gesundheitsdienste und Ernährung leisten können (Kim et al., 2016), was zu ungesunden Lebensstilentscheidungen und damit zu chronischen Krankheiten führt.

Glücklicherweise werden chronische Krankheiten in der Schweiz heute gut versorgt und „Patient:innen“ können ihre Symptome überwachen und ein gesundes Leben führen. Dies spiegelt sich in der Umfrage wider, da die Befragten, die an NCDs leiden, ihren Gesundheitszustand nicht schlechter einschätzen als andere Befragte.

Im künftigen Gesundheitssystem der Schweiz sollten wir die Prävention stärker fördern, damit die Bürger einen gesunden Lebensstil führen und das Risiko, an einer chronischen Krankheit zu erkranken, verringern. Das Tracking von Gesundheitsdaten kann positive Angewohnheiten fördern und es Bürger:innen ermöglichen, gesünder zu leben.

Kapitel 3: Gesundheitskompetenz und digitale Kompetenz in der Schweiz

3.1 Gesundheitskompetenz

Persönliche Gesundheitskompetenz beschreibt das Ausmass, in dem Personen in der Lage sind, Informationen und Dienstleistungen zu finden, zu verstehen und zu nutzen, um gesundheitsbezogene Entscheidungen und Handlungen für sich und andere zu treffen (HRSA, 2022). Diese Definition wurde in unserer Umfrage verwendet.

Drei Viertel der Befragten schätzen ihre Gesundheitskompetenz als hoch bis sehr hoch ein (76 %).

Wie in Abbildung 6 zu erkennen ist, gibt es einen signifikanten Zusammenhang zwischen dem Alter der Befragten und dem Ausmass ihres Gesundheitswissens. Die ältere Generation hat die höchste Gesundheitskompetenz (82 % gegenüber 71 % bei der jüngeren Generation). Dies lässt sich damit erklären, dass Menschen sich mit zunehmendem Alter stärker für ihre Gesundheit und damit zusammenhängende Themen interessieren, da die Gesundheit langsam nachlässt.

Es findet sich weiter ein Zusammenhang zwischen dem Bildungsniveau und dem Grad des Gesundheitswissens. Je höher der Bildungsstand, desto wahrscheinlicher ist es, dass die Person eine hohe Gesundheitskompetenz besitzt (79 % gegenüber 62 % bei niedrigem Bildungsniveau). Es ist daher wichtig, Gesundheitsthemen in den Lehrplan aufzunehmen, da der Unterricht für alle bis zum Alter von elf Jahren (vom 4. bis zum 15. Lebensjahr) obligatorisch ist.

In der französischsprachigen Schweiz ist die Gesundheitskompetenz weniger ausgeprägt als in der deutsch- und italienischsprachigen Schweiz (W-CH: 61 % gegenüber D-CH: 77 % und I-CH: 73 % auf den Rängen 4-5). Diese regionalen Abweichungen lassen sich möglicherweise durch Unterschiede auf kantonaler Ebene erklären. Dies unterstreicht die Wichtigkeit, sich nicht nur auf nationaler, sondern auch auf regionaler oder kantonaler Ebene auf die Verbesserung der Gesundheitskompetenz zu konzentrieren. Insbesondere in einem so dezentralisierten Land wie der Schweiz (Guggiari et al., 2021).

Die Careum Foundation, die sich für die Förderung der Gesundheitsbildung einsetzt, hat in einem zweijährigen Studienprojekt (2019-2021) die Gesundheitskompetenz von 17 verschiedenen europäischen Ländern verglichen. Dabei wurde festgestellt, dass die Schweiz im Vergleich zu anderen Ländern unterdurchschnittlich abschneidet (De Gani et al., 2021). Dies zeigt, dass die Schweiz zwar ein hohes Level an Gesundheitskompetenz aufweist, auf kantonaler, regionaler und nationaler Ebene jedoch noch viel Verbesserungsbedarf besteht, damit die Schweiz das Niveau anderer europäischer Länder wie Dänemark erreicht.

Die Wichtigkeit der Gesundheitskompetenz in der Schweiz – Alexandros Giannakis, Accenture

„Die Schweiz ist ein Land, in dem die Förderung der Gesundheitskompetenz eine überdurchschnittlich große Wirkung entfalten kann:

🔹 Die Bevölkerung hat landesweit Zugang zu Informationen und Kommunikationskanälen, und zwar mehr als in anderen Ländern.

🔹 Die Menschen verfügen über die notwendigen Mittel, um Gesundheitsberatung in Anspruch zu nehmen, sei es für eine bessere Ernährung, für den Zugang zu Fitness- und/oder Wellnessangeboten, usw.

🔹 Die Schweiz besteht, vor allem in ländlichen Gebieten, aus kleinen, eng zusammenhängenden Gemeinschaften. Wenn ein gewisses Mass an Gesundheitskompetenz in einer Community erreicht wird, können sich die Auswirkungen auf grössere Teile oder gar auf die gesamte Community übertragen. So kann der Return on Investment noch effektiver sein.

Angesichts dieser positiven Faktoren sollte die Gesundheitskompetenz im ganzen Land und insbesondere in den ländlichen Gebieten gefördert werden, wo bestimmte Aspekte der Gesundheit und eines gesunden Lebensstils (z.B. Ernährung) deutlich verbessert werden können. Der Tabakkonsum hingegen ist in der Schweiz höher als in anderen Ländern mit hohem Einkommen, wie die Statistiken der letzten Jahrzehnte zeigen.

Da Krankenversicherer über die Mittel verfügen, Kampagnen und Initiativen zur Förderung der Gesundheitskompetenz voranzutreiben. Dies bildet eine sehr solide Grundlage für ein Land, in dem die Gesundheitskompetenz erheblich gefördert und verbessert werden kann.“

Abbildung 6 – Gesundheitskompetenz in der Schweiz

Gesundheitskompetenz in der Schweiz (n = 1110, Angaben in Prozent, Altersgruppen: jung (18-39 Jahre), mittleres Alter (40-64 Jahre) und älter (65+ Jahre), Geschlechterverteilung (männlich, weiblich), Sprachregionen: D-CH für die deutschsprachige Schweiz, W-CH für die französischsprachige Schweiz und I-CH für die italienischsprachige Schweiz, Bildungsniveau: niedrig (Pflichtschule), mittel (Matura, höhere Berufsbildung), hoch (Universität oder Fachhochschule), Kaufkraft: niedriges Einkommen, unterer Durchschnitt, höherer Durchschnitt und wohlhabend, Niveau der digitalen Kompetenz (von keine bis hoch)).

Abbildung 7 – Digitale Kompetenz in der Schweiz

Digitale Kompetenz in der Schweiz (n = 1110, Angaben in Prozent, Altersgruppen: jung (18-39 Jahre), mittleres Alter (40-64 Jahre) und älter (65+ Jahre), Geschlechterverteilung (männlich, weiblich), Sprachregionen: D-CH für die deutschsprachige Schweiz, W-CH für die französischsprachige Schweiz und I-CH für die italienischsprachige Schweiz, Bildungsniveau: niedrig (Pflichtschule), mittel (Matura, höhere Berufsausbildung), hoch (Universität oder Fachhochschule), Kaufkraft: niedriges Einkommen, unterer Durchschnitt, höherer Durchschnitt und wohlhabend, Niveau der Gesundheitskompetenz (von nicht informiert bis sehr gut informiert), Besorgnis über die Digitalisierung (sehr unbesorgt bis sehr besorgt)).
3.2 Digitale Kompetenz

Digitale Kompetenz bezieht sich auf die Fähigkeit, Informations- und Kommunikationstechnologien zu nutzen, um Informationen zu finden, zu bewerten, zu erstellen und zu kommunizieren, was sowohl kognitive als auch technische Fähigkeiten erfordert (ALA, 2011). Diese Definition wurde in unserer Umfrage verwendet.

Fast drei Viertel der Befragten schätzen ihre digitalen Kompetenzen als hoch bis sehr hoch ein (72 %).

Es besteht ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Alter und dem Bildungsniveau der Befragten und ihren wahrgenommenen digitalen Kompetenzen. Je jünger die Befragten sind, desto höher schätzen sie sich selbst als digital versiert ein (61 % bei den über 65-Jährigen, 74 % bei den 40- bis 64-Jährigen und 78 % bei den 18- bis 39-Jährigen).

Die Digitalisierung begann in den 1950er Jahren mit dem Aufkommen von Computern, aber erst in den 1990er Jahren mit der Einführung des Internets setzte sie sich durch (Press, 2015). Ältere Generationen sind daher nicht mit der Digitalisierung aufgewachsen und mussten sich erst später weiterbilden, während jüngere Generationen von Geburt an mit dem Internet aufgewachsen sind. Die Pandemie hatte einen sehr positiven Einfluss auf die digitalen Technologien. Die ältere Generation musste auf sie zurückgreifen, um mit ihren Familien und Freunden in Kontakt zu bleiben, so dass 74 % der älteren Generation das Internet benutzten (Rubín et al., 2020). Je höher das Bildungsniveau der Befragten ist, desto höher ist auch ihre digitale Kompetenz (niedrig: 53 %, mittel: 70 %, hoch: 85 %).

Dies lässt sich damit erklären, dass mit zunehmendem Bildungsgrad die Begegnungen mit der digitalen Welt und digitalen Werkzeugen zunehmen. Die Schweiz hat eines der besten Bildungssysteme der Welt, das hervorragende Arbeitsmöglichkeiten bietet und beginnt, digitales Wissen und Informatik in den Lehrplan aufzunehmen (Robert).

Über die Hälfte der Befragten aus der wohlhabenden Bevölkerungsgruppe schätzen ihre digitalen Fähigkeiten als sehr gut ein (Skala 5: 55 %).

Die Mehrheit der Befragten aus dieser Gruppe geht einer Bürotätigkeit nach, was den täglichen Umgang mit Computern und anderen Technologien erfordert.

Personen, die der Digitalisierung mehrheitlich unbesorgt gegenüberstehen, weisen häufiger eine hohe digitale Kompetenz auf (82 % gegenüber 70 % bei sehr besorgten Befragten). Dies könnte daran liegen, dass Personen, die sich mehr Sorgen über die Digitalisierung machen, tendenziell vorsichtiger im Umgang mit digitalen Tools sind und daher über geringere digitale Kompetenzen verfügen.

Die digitale Kompetenz in der Schweiz hat in den letzten Jahren stark zugenommen und einen Schritt in Richtung einer nachhaltigen Entwicklung gemacht (Schweizerische Eidgenossenschaft – BFS, 2021). Dennoch ist eine schnelle Weiterentwicklung nötig, um mit der Geschwindigkeit des Wandels Schritt zu halten und eine digitale Kluft zu vermeiden, die einen Teil der Bevölkerung von der digitalen Transformation ausschliesst.

3.3 Zusammenhänge zwischen Gesundheits- und digitaler Kompetenz

Das Niveau der Gesundheits- und digitalen Kompetenz in der Schweiz ist insgesamt hoch. Es gibt eine starke Korrelation zwischen beiden. Personen, die ihre Gesundheitskompetenz hoch einschätzen, haben tendenziell auch eine hohe digitale Kompetenz (83 %) und umgekehrt (79 %). Befragte, die ihren Gesundheitszustand hoch einschätzen, haben mit grösserer Wahrscheinlichkeit eine hohe digitale Kompetenz (79 %) im Vergleich zu denjenigen, die ihn niedrig einschätzen (55 %). Heutzutage sind Informationen meist über das Internet zugänglich, und daher ist es logisch, dass Menschen, die mit dem digitalen Medium besser umgehen können, auch einen leichteren Zugang zu Gesundheitsinformationen haben und über bessere Kenntnisse in diesem Bereich verfügen. Dies führt zu einem besseren Gesundheitszustand.

Diese beiden Kompetenzen werden nun auch unter dem neuen Begriff der digitalen Gesundheitskompetenz zusammengefasst. Sie wird von der Careum Foundation definiert als das Ausmass, in dem Individuen in der Lage sind, Gesundheitsinformationen aus digitalen Quellen zu erhalten, zu verstehen und zu beurteilen und sie für Entscheidungen über ihre Gesundheit zu nutzen (De Gani et al., 2021). Wenn die digitale Kompetenz zu gering ist, kann dies negative Auswirkungen haben, wie die Verschärfung der gesundheitlichen Ungleichheit in einer Welt, in der die Gesundheitsversorgung zunehmend digitalisiert wird. Patienten, die nicht in der Lage sind, digitale Tools zu nutzen, deren Bedeutung nicht verstehen oder keinen Zugang dazu haben, verpassen ihre Vorteile und werden bei der Verbesserung ihrer Gesundheit deutlich benachteiligt sein (Heath, 2022).

Wir müssen schnell handeln, um sicherzustellen, dass niemand zurückgelassen wird. Wir müssen die Nutzer auf ein Gesundheitssystem vorbereiten, das ständig neue Wege findet, Patienten durch Technologie zu involvieren, und deshalb neue Wege finden, um das Niveau der digitalen Kompetenz in der Schweiz zu erhöhen.

Kapitel 4: Digitale Gewohnheiten

4.1 Verbrachte Zeit mit digitalen Tools

Anfang 2022 zählte die Schweiz 8,74 Millionen Einwohner (Worldometer), wovon 8,57 Millionen Internetnutzer sind, was 98 % der Bevölkerung entspricht (Kemp, 2022). Die Digitalisierung ist also in diesem Land präsenter denn je.

In der Umfrage wollten wir besser verstehen, wie viel Zeit durchschnittlich mit digitalen Geräten verbracht wird, einschliesslich der Nutzung am Arbeitsplatz. Die Ergebnisse waren gleichmässig verteilt: Fast ein Drittel (29 %) gab eine Nutzungsdauer von bis zu 3 Stunden an, ein weiteres Drittel zwischen 3 und 6 Stunden (32 %) und 36 % nutzten digitale Geräte täglich mehr als 6 Stunden.

Die jüngeren Befragten verbringen am meisten Zeit mit digitalen Tools (18-39 Jahre: 55 %, 39-64 Jahre: 41 % und 65+ Jahre: 10 % verbringen mehr als 6 Stunden). Dies lässt sich teilweise dadurch erklären, dass Menschen im erwerbsfähigen Alter aufgrund ihrer Arbeit oft täglich mit Computern arbeiten. Ältere Menschen, die überwiegend im Ruhestand sind, sind weniger auf digitale Tools angewiesen, da sie sie nicht für die Arbeit benötigen. In der Schweiz liegt das Rentenalter für Frauen bei 64 Jahren, für Männer bei 65 Jahren. Eine Frühpensionierung ist bei gegebenen finanziellen Mitteln auch eine Möglichkeit (Schweizerische Eidgenossenschaft). Andererseits verbringt die junge Generation einen grösseren Teil ihrer Freizeit vor Geräten als die ältere Bevölkerung (durchschnittlich 4 Stunden gegenüber 2,5 Stunden bei der Bevölkerung mittleren Alters) (Swissinfo, 2019).

Je grösser die Kaufkraft, desto mehr Zeit wird pro Tag mit digitalen Geräten verbracht (48 % der wohlhabendsten Gruppe verbringen mehr als 6 Stunden mit ihren digitalen Geräten). Menschen mit grösseren finanziellen Mitteln neigen eher dazu, Berufe auszuüben, die mehr Bildschirmzeit und Technologien erfordern. Dies würde – zusätzlich zu ihrer digitalen Freizeit – die Zeit, die sie am Computer, Tablet oder Smartphone verbringen, erhöhen.

Wie bereits erwähnt, ist die Schweizer Bevölkerung daran gewöhnt, täglich digitale Hilfsmittel für Arbeit und Freizeit zu nutzen. Daher könnte sie sich leicht daran gewöhnen, sie auch zum Tracking ihrer Gesundheitsdaten und ihres Wohlbefindens zu verwenden.

Abbildung 8 – Verbrachte Zeit mit digitalen Tools

Verbrachte Zeit mit digitalen Tools (n = 1110, Angaben in Prozent, Altersgruppen: jung (18-39 Jahre), mittleres Alter (40-64 Jahre) und ältere Menschen (65+ Jahre), Geschlechterverteilung (männlich, weiblich), Kaufkraft: niedriges Einkommen, niedriger Durchschnitt, höherer Durchschnitt und wohlhabend, Niveau der digitalen Kompetenz (von gar kein bis hoch), Besorgnis über die Digitalisierung (sehr unbesorgt bis sehr besorgt)).

Abbildung 9 – Tracking von Gesundheitsdaten mit digitalen Tools

Mit digitalen Tools erfasste Gesundheitsdaten (n = 1110, Angaben in Prozent).
4.2 Erfassung von Gesundheitsdaten mit digitalen Tools

Im Jahr 2022 nutzt 92 % der Schweizer Bevölkerung ein Smartphone (O’Dea, 2020). Smartphones enthalten Hersteller- oder Drittanbieter-Applikationen, die häufig kontinuierlich Gesundheitsdaten aufzeichnen. Während einige Daten ohne das Wissen der Personen gesammelt werden (z.B. Schrittanzahl), werden andere Daten auf freiwilliger Basis durch verbundene Uhren, Mobiltelefone und Apps gesammelt.

In der Umfrage haben wir die Schweizer Bevölkerung gefragt, welche Arten von Daten sie durch digitale Tools erfassen (Abbildung 9). Mehr als die Hälfte der Bevölkerung misst ihre täglichen Schritte (51 %), wobei der Anteil bei der jüngeren Generation noch höher ist (60 %).

Während einige Bürger:innen ihre täglichen Schritte vorsichtig mit präzisen Gadgets verfolgen, ist sich der Grossteil der Bevölkerung immer noch nicht bewusst, dass ihr Smartphone solche Informationen im Hintergrund speichert. Da oft empfohlen wird, eine bestimmte Anzahl Schritte pro Tag zu gehen, helfen diese Hilfsmittel dabei, Fortschritte zu erkennen und zu sehen, wie viel man laufen muss, um gesund zu bleiben.

Sportliche Aktivitäten (32 %) und Anwendungen zur Pandemiebekämpfung stehen an zweiter Stelle (32 % der Bevölkerung überwachen diese Daten), gefolgt von Daten im Zusammenhang mit Versicherungen (29 %).

Daten im Zusammenhang mit Sport, Versicherungen sowie der Pandemie werden hingegen auf freiwilliger Basis erfasst. Eine kontinuierliche Datenerfassung und erfordert daher oft das Herunterladen zusätzlicher Anwendungen oder die Verbindung mit Geräten. Die COVID-19-Pandemie brachte viele Einschränkungen für die Schweizer Bevölkerung mit sich, die ihnen gewisse Rechte entzogen, sofern sie nicht die Möglichkeit hatten, bestimmte Gesundheitsdaten vorzulegen. Dies steigerte die Nutzung solcher Anwendungen, da sich die Bürger:innen frei bewegen und ihr Leben weiterleben wollten.

Neben Gesundheitsdaten, die mit besonderen Bedürfnissen/Rechten verbunden sind, erfasst die Bevölkerung auch spezifische Gesundheitsdaten wie den Menstruationszyklus (27 % bei der weiblichen Bevölkerung), die Herzfrequenz (20 %) und den Schlafzyklus (20 %). Diese Daten ermöglichen ein besseres Verständnis des eigenen Gesundheitszustands und helfen dabei, die Gesundheit und das Wohlbefinden zu beobachten.

Auch wenn die Mehrheit der Bevölkerung mindestens eine Art von Gesundheitsdaten erfasst, erhalten/verwalten 21 % der Befragten keine Daten in digitaler Form. Dies gilt vor allem für die ältere Generation, die ohne solche Technologien aufgewachsen ist und weniger bereit ist, neue Gewohnheiten zur Überwachung ihrer Gesundheit zu übernehmen. Sie sind immer noch daran gewöhnt, dass ihre Gesundheitsdaten beim jährlichen Arztbesuch erfasst werden.

Je älter die Befragten sind, desto weniger Arten von Daten verwalten sie im Durchschnitt digital (18-39 Jahre: 3,1, 40-64 Jahre: 2,6 und 65+ Jahre: 1,7).

In der Zukunft des Gesundheitswesens würde die kontinuierliche Überwachung der eigenen Gesundheitswerte zu Hause eine Verbesserung der Lebensqualität ermöglichen, da Ärzt:innen in der Lage wären, die Entwicklung der Daten über Zeit besser nachzuvollziehen und die bestmögliche Behandlung für Patient:innen zu garantieren.

4.3 Nutzungsfrequenz digitaler Tools zur Gesundheitsüberwachung

Im Jahr 2021 wurden 80 Millionen Smartwatches verkauft, im Vergleich zu knapp 16 Millionen herkömmlichen Schweizer Uhren (Müller, 2022). Smartwatches bieten zusätzliche Funktionen, da sie direkt mit anderen Geräten synchronisiert werden können. Sie ermöglichen z.B. die Überwachung des Schlafverhaltens, der Ernährung, der Bewegung, der Vitalparameter oder von chronischen Krankheiten (Schoonbee, 2021). In der Umfrage haben wir die Schweizer Bevölkerung befragt, wie oft sie solche digitalen Hilfsmittel zur Gesundheitsüberwachung nutzen. Mehr als ein Viertel (28 %) zeichnen täglich ihre Gesundheitsdaten auf, während 43 % solche Geräte nie zur Überwachung ihrer Gesundheit verwenden. Das bedeutet, dass eine Mehrheit der Bevölkerung ihre Gesundheitsaktivitäten heutzutage über ein Gerät oder eine Anwendung auf ihrem Smartphone erfasst (Swissinfo, 2018).

Je jünger die Befragten sind, desto eher nutzen sie Apps oder Gadgets, um ihren Gesundheitszustand zu erfassen (33 % der jüngeren Generation erfassen ihn täglich und 19 % mehrmals pro Woche). Dies erklärt sich aus der Tatsache, dass Millennials und Generation Z am empfänglichsten für neue Technologien und Gadgets sind (Koch, 2018) und von solchen Produkten über Social-Media-Plattformen (sproutsocial) stärker angesprochen werden. Die ältere Generation neigt eher dazu, ihre Gesundheit nicht mit Geräten zu überwachen (65 % erfassen gar keine Daten).

Ein interessantes Ergebnis ist, dass Personen, die häufig digitale Hilfsmittel zur Überwachung ihrer Gesundheit verwenden, sich nicht gesundheitsbewusster einschätzen, sondern nur als digital kompetenter. Das könnte daran liegen, dass viele Menschen einfach nur ihre Gesundheitsdaten erfassen wollen und sich nicht die Zeit nehmen, um zu verstehen, was diese Daten wirklich bedeuten und wie sie diese für ihre Gesundheit nutzen können.

Menschen, die sich weniger Sorgen um die Digitalisierung machen, nutzen solche Hilfsmittel tendenziell häufiger (47 % nutzen sie wöchentlich). Dies lässt sich gut damit erklären, dass Personen, die Bedenken über die Auswirkungen der Digitalisierung haben, die Verwendung von digitalen Geräten zur Speicherung oder Weitergabe ihrer Gesundheitsdaten eher vermeiden. Sie sind besorgt, weil sie das Gefühl haben, dass sie keine Kontrolle darüber haben, wie ihre Daten gehandhabt werden.

Smartwatches und Smartphones sind ausgezeichnete digitale Hilfsmittel zur Überwachung von Gesundheitsdaten. Sie sollten in der Schweiz häufiger genutzt werden, da sie es den Bürgern ermöglichen, Daten in Echtzeit zu erfassen und somit einen besseren Einblick in ihren Gesundheitszustand zu bekommen. Sie sind ein ideales Produkt für den medizinischen Bereich, da sie den Informationsaustausch zwischen medizinischem Fachpersonal und Patient:innen erleichtern (Elnagar et al., 2022). Um eine reibungslose Einführung zu ermöglichen, sollten Technologieanbieter ihre Produkte auf alle Altersgruppen zuschneiden und klar erklären, wie Gesundheitsdaten verarbeitet und verfolgt werden.

Home-Monitoring für ein verbessertes Tracking von Gesundheitsdaten Dr. med. Conrad E. Müller FMH, MBA, Pro UKBB Foundation

„Home Monitoring von Patient:innen vermeidet Krankenhausaufenthalte
Während der COVID-19-Pandemie war das Gesundheitssystem stark belastet. Bis zu 30 % der Krankenhauskapazitäten wurden für COVID-Patient:innen benötigt. Dies führte zu langen Wartezeiten für elektive Behandlungen und zu einer verzögerten Diagnose und Therapie bei anderen Erkrankungen mit entsprechend negativen Folgen.

Was ist Home Monitoring?
Wenn Patient:innen zu Hause gepflegt werden, werden ihre Vitalparameter in der Regel nur ein- oder zweimal pro Tag gemessen. Bei vielen Krankheiten, wie z.B. Atemwegserkrankungen, wäre es sinnvoll, den Krankheitsverlauf mittels kontinuierlicher Überwachung der Vitalparameter zu verfolgen, um bei einer Verschlimmerung der Erkrankung sofort handeln zu können. Das Monitoring-Gerät funktioniert mit einem kleinen Sensor an der Fingerspitze, zum Beispiel dem Masimo SafetyNet. Es misst kontinuierlich SO2¹, Atmung und Herzfrequenz und sendet die Messwerte per Smartphone an das klinische Portal.
Die Patient:innen sind somit nicht dem Risiko einer Infektion ausgesetzt, verlieren keine Muskelmasse und entwickeln keine mentale Desorientierung. Ein nächster Schritt könnte das vollständige virtuelle Krankenhaus zu Hause sein, bei dem die Krankenstation der Patien:innen ihr Zuhause ist. ‚Bleiben Sie sicher zu Hause‘ wird bald eine Realität sein, so wie heute das Home Office.“

Abbildung 10 – Nutzungsfrequenz digitaler Tools für die Gesundheitsüberwachung

Nutzungsfrequenz digitaler Tools zur Gesundheitsüberwachung (n = 1110, Angaben in Prozent, Altersgruppen: jung (18-39 Jahre), mittleres Alter (40-64 Jahre) und älter (65+ Jahre), Geschlechterverteilung (männlich, weiblich), Sprachregionen: D-CH für die deutschsprachige Schweiz, W-CH für die französischsprachige Schweiz und I-CH für die italienischsprachige Schweiz, Bildungsniveau: niedrig (Pflichtschule), mittel (Matura, höhere Berufsbildung), hoch (Universität oder Fachhochschule), Kaufkraft: niedriges Einkommen, unterer Durchschnitt, höherer Durchschnitt und wohlhabend, Gesundheitskompetenz (von nicht informiert bis sehr gut informiert), digitale Kompetenz (von gar keine bis hoch), Besorgnis über die Digitalisierung (sehr unbesorgt bis sehr besorgt)).
¹SO2: Schwefeldioxid



Kapitel 5: Das digitale Gesundheitssystem

5.1 Plattform-Anbieter

Das Schweizer Gesundheitssystem ist stark dezentralisiert und folgt einer föderalen Struktur, in der Bund, Kantone und Gemeinden unterschiedliche Rollen übernehmen. Das System wird durch Prämien, Steuern, Versicherungsbeiträge und Selbstbeteiligungen finanziert (Sturny, 2020). Die Regierung ist für die Festlegung der Franchise verantwortlich und stimmt Änderungen der Prämien zu oder lehnt sie ab. Die Kantone legen fest, welche Krankenhäuser welche Leistungen erbringen und bestimmen die Arbeitszeiten sowie die Löhne der Krankenpfleger und Ärzte. Der private und der öffentliche Sektor müssen zusammenarbeiten. Private Krankenversicherungen bieten Grund- und Zusatzversicherungen an, müssen aber die regulatorischen Anforderungen des Bundesamts für Gesundheit und der Finanzmarktaufsicht (Sanitas) befolgen. Die Grundversicherung ist für alle Einwohner der Schweiz obligatorisch.

Die Digitalisierung sorgt für mehr Transparenz im Gesundheitswesen und würde den Zugang zu Daten aller Art vereinfachen. Die digitale Transformation hat in der Schweiz viele Branchen erfasst und macht das Land sehr innovativ. Im Gesundheitswesen würde die Beschleunigung der Digitalisierung allen Beteiligten, einschliesslich der Patient:innen, verschiedene Vorteile bringen, da sie die allgemeine Gesundheit, die Behandlungsqualität und das Patientenerlebnis verbessern sowie den administrativen Aufwand reduzieren würde (Hämmerli et al., 2021).

In der Umfrage wurde daher die Schweizer Bevölkerung gefragt, wer ihrer Meinung nach der beste Anbieter eines digitalen Gesundheitssystems in der Schweiz wäre. Dabei wurde der Begriff „digitales Gesundheitssystem“ definiert als ein System, das sämtliche Gesundheitsdaten auf benutzerfreundliche und sichere Weise digital verfügbar macht.

Mehr als ein Viertel der Befragten ist der Meinung, dass die Regierung (29 %) und/oder die Krankenversicherung (27 %) Anbieter einer Plattform für ein digitales Gesundheitssystem sein sollten. Krankenhäuser stehen an dritter Stelle (20 %). NPOs, private Organisationen und privat-öffentliche Partnerschaften werden nur von einem sehr kleinen Prozentsatz genannt (NPOs: 7 %, private Organisationen: 4 % und privat-öffentliche Partnerschaften: 4 %).

Eine signifikante Anzahl der Befragten (9 %) zog es vor, diese Frage nicht zu beantworten, weil sie nicht über genügend Informationen verfügen oder keine Meinung haben.

Die Schweizer Bevölkerung ist demnach der Überzeugung, dass der Staat eine zentrale Rolle bei der Einführung einer digitalen Gesamtlösung spielen sollte und glaubt an die wichtige Rolle der Krankenversicherer. Da alle Bürger:innen obligatorisch versichert sind, haben sie bereits eine starke Beziehung zu ihren Versicherungsanbietern. Die Befragten sind der Meinung, dass Krankenhäuser ebenfalls eine wichtige, aber nicht führende Rolle spielen sollten. Private Organisationen, NPOs und Partnerschaften sollten nur eine indirekte Rolle in dem System spielen.

Die Betrachtung der Unterschiede zwischen den Altersgruppen und dem Bildungsniveau der Befragten zeigt: Je älter oder weniger gebildet die Personen sind, desto mehr sehen sie das Krankenhaus als den geeignetsten Anbieter (65+ Jahre: 32 %, geringere Bildung: 30 %). Je jünger oder gebildeter Sie sind, desto mehr glauben Sie, dass die Regierung die Verantwortung für eine digitale Gesamtlösung übernehmen sollte (18-39 Jahre: 32 %, höhere Bildung: 36 %).

Es zeigen sich sehr deutliche Unterschiede zwischen Befragten, die sehr besorgt über die Digitalisierung sind, und Befragten, die sich keine Sorgen darüber machen. Letztgenannte meinen, dass die Regierung für die Plattform verantwortlich sein sollte (35 %), während die besorgte Gruppe den Krankenhäusern einen grössere Rolle zuschreibt (26 %). Eine Erklärung dafür ist,, dass Menschen, die grosse Bedenken zur Digitalisierung haben, das jetzige System beibehalten möchten – nämlich unter der Kontrolle der Krankenhäuser.

Bis jetzt haben die Regierung und Krankenversicherungen eine Schlüsselrolle bei der Digitalisierung des Gesundheitssystems übernommen. Es wurden bereits viele Fortschritte erzielt, doch bleibt noch viel mehr zu tun. Weitere Informationen zu diesen Lösungen finden Sie unten.

²Private Organisationen wie Pharmaunternehmen, Technologieunternehmen usw.
³Öffentlich-private Partnerschaften sind eine Zusammenarbeit zwischen öffentlichen Behörden und dem Privatsektor, die Einrichtungen und Dienstleistungen des öffentlichen Sektors mit privaten Ressourcen und Fachwissen anbieten (The World Bank, 2022 und Müller-Tschumi & Wyss Ltd, 2012).


Digitalisierung des Schweizerischen Gesundheitswesens – Hintergrund

Im Jahr 2007 lancierte die Bundesregierung die „eHealth-Strategie Schweiz“, um Patient:innen den Zugang zu ihren Gesundheitsdaten zu erleichtern und diese mit ausgewählten Gesundheitsdienstleistern zu teilen. Das Bundesgesetz über das elektronische Patientendossier regelt die Sicherheitsanforderungen für den Umgang mit Gesundheitsdaten im elektronischen Patientendossier (De Pietro & Francetic, 2018). Seitdem hat die Nutzung stetig zugenommen, bewegt sich jedoch nach wie vor auf einem tiefen Niveau. Eine Überarbeitung des Gesetzes und eine Konsultation im Sommer 2023 (BAG, 2022) sind geplant, um dessen Erfolg sicherzustellen. Dabei sollen Änderungen vorgenommen werden, die die freiwillige Teilnahme und das Opt-in-Modell betreffen (Hämmerli et al., 2021). Private Organisationen haben Lösungen entwickelt, die dem Bundesgesetz über das elektronische Patientendossier entsprechen. Im Jahr 2022 wurde die Post zum Hauptanbieter elektronischer Patientendossiers, nachdem sie die Mehrheit der Aktien von Axsana übernahm. Axsana hatte die Lösung zunächst auf der Cloud-Infrastruktur von Swisscom betrieben, bis sie Anfang Oktober 2022 erfolgreich auf die technische Infrastruktur der Post migrierte (Die Schweizerische Post, 2022).

Da die Regierung sich mit der Einführung digitaler Lösungen für das Gesundheitssystem Zeit liess und das EPD nur langsam voran kam, sahen Versicherungsunternehmen die Chance, mit anderen Akteuren des Ökosystems gemeinsame Konsortien zu gründen, um eine digitale Gesundheitsplattform bereitzustellen. In den letzten Jahren sind zwei verschiedene Konsortien ins Leben gerufen worden: Well Gesundheit und Compassana.

Well Gesundheit ist ein Joint Venture zwischen CSS, Medi24, Visana, Zur Rose und seit kurzem auch Galancia, Swiss Medical Network und Allianz Care. Es handelt sich um eine offene und unabhängige Plattform, die alles, was im Gesundheitswesen wichtig ist, verbinden und dabei Daten sicher und vertraulich behandeln soll.

Compassana wurde von Medbase, Hirslanden, Groupe Mutuel, Helsana und SWICA gegründet, um ein digitales Gesundheitsökosystem zu entwickeln. Ihr Ziel ist es, die Behandlungsqualität und Prozesseffizienz durch die Entwicklung eines einfachen, benutzerfreundlichen Portals zu verbessern (Kaufmann, 2022). Auch wenn solche Lösungen im Anmarsch sind, bleibt ein wichtiges Problem bestehen: Nutzer:innen können in der Schweiz keine Rückerstattungen für die Nutzung digitaler Technologien erhalten (Sander et al., 2022).

Die Digitalisierung des Schweizer Gesundheitswesens gehört heute für viele Menschen zu den wichtigsten Prioritäten. Alle Akteure versuchen, einen sinnvollen Beitrag zur Digitalisierung des Systems zu leisten, indem sie ihren Teil der Lösung einbringen. Das Unterfangen kann nur dann gelingen, wenn die Behörden den nationalen Rahmen sowe erforderliche Standards vorgeben und alle anderen Beteiligten zusammenarbeiten. Das BAG hat kürzlich eine neue Expert:innengruppe ins Leben gerufen, die sich mit Datenmanagement und Standardisierung befasst (BAG-Expertengruppe, 2022).

Abbildung 11 – Bevorzugte Anbieter einer digitalen Gesundheitsplattform in der Schweiz

Bevorzugte Anbieter einer digitalen Gesundheitsplattform in der Schweiz (n = 1110, Angaben in Prozent) – Regierung (Bund, Kantone etc.), Krankenhäuser (Ärzte, Pflegepersonal etc.), Non-Profit-Organisationen (wie z.B. WHO, Schweizerisches Rotes Kreuz, Ärzte ohne Grenzen etc.), Private Organisationen (Pharmaunternehmen, Technologieunternehmen etc.)

Abbildung 12 – Vorteile, die sich die Schweiz von einer digitalen Plattform für Gesundheitswesen erhofft

Vorteile, die sich die Schweiz Bevölkerung von einer digitalen Plattform für Gesundheitswesen erhofft (n = 1110, Angaben in Prozent).
Das elektronische Patientendossier als Motor der Digitalisierung im GesundheitswesenMatthias Glück, die Schweizerische Post

„Die Schweizerische Post glaubt fest an den Wert des elektronischen Patientendossiers (EPD) als Grundstein der digitalen Gesundheitsversorgung. Die Einführung des EPD bedeutet, dass Bürger:innen die volle Kontrolle über ihren Gesundheitsdaten haben. Sie haben jederzeit Zugriff auf ihre eigenen medizinischen Daten und können selbst entscheiden, wer sonst noch Zugang zu ihrem EPD haben soll.

Die Schweizerische Post übernimmt eine führende Rolle als integrierte Anbieterin bei der Einführung und Entwicklung des EPD in der Schweiz. Damit so viele Menschen wie möglich vom EPD profitieren können, wird ihnen der Zugang erleichtert. Bereits jetzt können sie sich in ausgewählten Postfilialen zum EPD beraten lassen und persönlich ein EPD eröffnen. Das Ziel aller Beteiligten am EPD ist und bleibt, dass die Bevölkerung ihre Identität online verifizieren und ein EPD schnell, einfach und elektronisch eröffnen kann.

Dienstleister wie Krankenhäuser und Kliniken profitieren ebenfalls vom EPD. Patient:innen können medizinischen Fachpersonal unkompliziert Zugang zu ihren behandlungsbezogenen Dokumenten gewähren. Damit kann der Diagnoseprozess digital unterstützt werden. Dies reduziert Risiken bei Untersuchungen, verbessert die Behandlungsqualität und trägt zur Kostenkontrolle im Schweizer Gesundheitswesen bei.“

5.2 Gewünschte Vorteile der Plattform

Digitale Tools werden eher vom Markt aufgenommen, wenn sie benutzerfreundlich sind und einen Mehrwert bieten. In den meisten Branchen spielt die Nutzerschaft heutzutage eine wichtige Rolle bei der Entwicklung, dem Testen und beim Einholen von Feedback zu neuen Tools oder Geräten und ihren zentralen Eigenschaften.

Warum sind Menschen zum Beispiel so stark auf ihre iPhones angewiesen? Diese Geräte sind einfach zu bedienen und bieten einen klaren Mehrwert im Vergleich zu normalen Telefonen. Zudem achtet Apple darauf, das Feedback der Nutzer in die Entwicklung der nächsten Smartphone-Generation einfliessen zu lassen (Vigroux, 2020). Dies sorgt für eine hohe Kundenbindung.

Warum sollte das in der Gesundheitsbranche anders sein? Ein Grossteil der bestehenden digitalen Gesundheitslösungen wurden entwickelt, ohne die Hauptnutzenden – die Patient:innen – zu fragen, welche wichtigen Vorteile sie von der Lösung erwarten.

In dieser Umfrage haben wir die Schweizer Bürgerinnen und Bürger gefragt, welche drei Vorteile das digitale Gesundheitssystem ihrer Ansicht nach bieten sollte.

Die wichtigste Anforderung an das System ist die Senkung der Gesundheitskosten (von 37 % angegeben). In der Tat hat das Gesundheitssystem in der Schweiz extrem hohe Ausgaben (Schweizerische Eidgenossenschaft – BFS, 2022), was Prämienerhöhungen nach sich zieht (Keystone-SDA/dos, 2022). Wie im Bericht von McKinsey & Company erwähnt, könnten die Kosten des Schweizer Gesundheitssystems durch die Digitalisierung um 8,2 Milliarden Franken gesenkt werden (Hämmerli et al., 2021).

Die Schweizer Bürgerinnen und Bürger legen grossen Wert darauf, jederzeit und von überall (31 %) auf ihre Gesundheitsdaten zugreifen zu können (27 %), da sie so ihre Gesundheit besser verfolgen und eine aktivere Rolle in ihrem Gesundheitsleben spielen können.

Die Reduzierung redundanter Aufgaben wird ebenfalls als ein wichtiger Vorteil genannt (28 %). Im analogen Gesundheitssystem ist es üblich, dass die Patient:innen dieselben Informationen mehrfach ausfüllen und verschiedene Gesundheitsdienstleister kontaktieren. Eine digitale Lösung, die alle wichtigen Gesundheitsdaten enthält, würde einen grossen Zeitgewinn bedeuten, da die benötigten Daten leicht mit verschiedenen Gesundheitsdienstleistern geteilt werden könnten. Die erleichterte Kommunikation mit den verschiedenen Leistungserbringern im Gesundheitswesen wurde ebenfalls als ein wichtiger Vorteil eines digitalen Gesundheitssystems genannt (28 %). Die Befragten würden es auch begrüssen, wenn sie Zugang zu zusätzlichen Informationen über ihre Krankheiten und Behandlungen hätten (22 %), da sie dadurch ihre Gesundheitskompetenz steigern könnten.

Schweizer Bürger:innen sehen das persönliche Dateneigentum (13 %) und die Aufbewahrung von Daten in der Schweiz (10 %) als weniger wichtige Erfordernisse an, obwohl sie der Meinung sind, dass sie Eigentümer ihrer Gesundheitsdaten sein sollten (siehe Abschnitt 5.2 – Dateneigentum).

Die Zusammenarbeit mit Patientenorganisationen bei der Gestaltung der künftigen Verbesserungen des digitalen Gesundheitssystems (Hämmerli et al., 2021) und die Einführung des EPD werden dazu beitragen, die Bedürfnisse und Anforderungen der Patient:innen an digitale Plattformen miteinzubeziehen. Nur so wird die gesamte Bevölkerung die Lösung übernehmen und ihre Gewohnheiten in Bezug auf ihre Gesundheit ändern.

Der Mehrwert eines universellen Zugangs zu Gesundheitsdaten (unabhängig von Zeit und Ort)Dr. Susanne Weissbäcker, Josselin Meylan, EY-Parthenon

„Als Einzelperson hängt unsere Gesundheit von mehreren Parametern ab:

🔹Wer wir sind (unser Genotyp, Phänotyp…)
🔹Wie wir leben (was wir essen, wie oft wir uns bewegen, unsere Umgebung…)
🔹Und wie sich dies äussert (unser allgemeiner Gesundheitszustand, Untersuchungsergebnisse…)

Das meiste davon kann als Gesundheitsdaten bezeichnet werden, die wahrscheinlich an sehr unterschiedlichen Orten oder Systemen zu finden sind: In unseren Arztpraxen, in den Krankenhäusern, die wir besuchen, in unseren Geräten, in den Anträgen, die wir bei den Versicherungsgesellschaften einreichen, oder sogar in den Ergebnissen kontrollierter klinischer Studien. Zusammengenommen werden diese Informationen ein Profil von uns ergeben, das drastische Fortschritte in unserer Behandlung ermöglichen wird:

🔹Unsere Krankheiten können früher diagnostiziert werden, und zwar aufgrund sehr früher Anzeichen
🔹Für die weniger Glücklichen kann die richtige Behandlung mit weniger Fehlversuchen ermittelt werden
🔹Geeignete Behandlungsmethoden können schnell identifiziert werden

Insgesamt kann die Kombination von Informationen zu einer echten personalisierten Behandlung führen, mit besseren Ergebnissen bei geringeren Grenzkosten für die Gesellschaft – ganz abgesehen von den Kosteneinsparungen, die durch die Vermeidung doppelter Untersuchungen entstehen, weil die Daten nicht zum nächsten Gesundheitsdienstleister weitergeleitet wurden. Um diesen Mehrwert zu realisieren, werden Systeme, die für Datenschutz und Zustimmung der Patienten sorgen und einen rechtzeitigen Zugang zu Gesundheitsdaten bieten, eine entscheidende Rolle spielen… und nur eine enge Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten des Gesundheitssystems wird dies ermöglichen.“

Benutzerfreundlichkeit und Wert eines elektronischen PatientendossiersThomas Gross, BINT and ofac

„Der Wert des elektronischen Patientendossiers (EPD) ist heute unbestreitbar enorm und unverzichtbar: Wir alle können unsere sensiblen Gesundheitsdaten an einem hochsicheren, eidgenössisch zertifizierten Ort in der Schweiz speichern (und nicht in einer Cloud bei Google oder Apple). Dank einem ebenso sicheren Netzwerk können wir bei Bedarf denjenigen, die uns behandeln werden, Zugriff auf unsere Daten geben. Unser Umgang mit diesen Personen ändert sich grundlegend: Wir wechseln von einer eher passiven Rolle zu gleichberechtigten Teilnehmer:innen. Behandlungsdaten, Patient:innenmessdaten und Präventionsdaten verbinden sich zu einem Ganzen. Die Qualität der Behandlung verbessert sich und die Kosten sinken.

Dieses EPD ist verfügbar, und es funktioniert grundsätzlich. Allerdings ist die Benutzerfreundlichkeit noch nicht zufriedenstellend. Das Onboarding, der Identifikationsprozess, das Ausfüllen, die Integration von strukturierten Daten aus verschiedenen Quellen oder die Vernetzung mit anderen Apps müssen dringend vereinfacht werden. Das BAG hat die Verantwortung, solche Vereinfachungen voranzutreiben. Es darf die Benutzer nicht wieder mit übertriebenem Datenschutzdenken behindern. Wenn dies berücksichtigt wird, werden wir staunen, wie viel Innovation und praktischen Nutzen im Laufe der Zeit zu einer bereits bemerkenswerten Ausgangslage hinzukommen wird!“

5.3 Dateneigentum

Aus rechtlicher Sicht ist Eigentum definiert als der Zustand, exklusive Rechte und Kontrolle über eine Sache zu haben (Law, 2022). Alan Westin schlug in den 1960er Jahren vor, persönliche Daten als Objekt von Eigentumsrechten anzuerkennen (Westin, 2015). In diesem Sinne sollten persönliche Gesundheitsdaten rechtlich gesehen Eigentum der Patienten sein. Leider ist das nicht so leicht, wie es scheint.

Einrichtungen, die Gesundheitsdaten sammeln, sind oft der Ansicht, dass sie Eigentümerinnen der Daten sind. Tatsächlich sind sie lediglich „Datenverwahrerinnen“ und die Daten sind Eigentum der Patient:innen. Das bedeutet, dass diese ihre Zustimmung geben müssen, damit die Daten ausserhalb der klinischen Einrichtung verwendet werden können (Hulsen et al., 2019).

Im Rahmen der Umfrage sollte erhoben werden, was die Schweizer Bevölkerung von dieser kritischen Frage des Dateneigentums hält. Wie erwartet, möchten mehr als zwei Drittel der Befragten (68 %) die rechtlichen Eigentümer ihrer persönlichen Gesundheitsdaten sein. Das elektronische Patientendossier (EPD) geht in diese Richtung, da die Patientinnen und Patienten selbst die Kontrolle darüber haben, wer auf ihre Gesundheitsdaten im elektronischen Patientendossier zugreifen kann oder nicht (Schweizerische Eidgenossenschaft, 2017). Fast ein Viertel (22 %) möchten, dass ihr Hausarzt bzw. ihre Hausärztin der rechtliche Eigentümer der Daten ist. Je älter die Menschen sind, desto eher wünschen sie sich, dass ihre Ärztinärztin bzw. ihr Arzt die Rechte an und die Kontrolle über ihre Daten hat (65+ Jahre: 36 %). Dies könnte daran liegen, dass die ältere Bevölkerung ihren Ärzt:innen mehr vertraut als sich selbst, wenn es darum geht, den Überblick über ihre Gesundheit zu behalten.

Je gebildeter oder wohlhabender Personen sind, desto eher möchten sie selbst über ihre Daten verfügen (hohe Bildung: 78 %, wohlhabend: 70 %). Sie haben Zugang zu mehr Informationen und verstehen daher besser, was es für sie bedeutet, Kontrolle über ihre eigenen Daten zu haben.

Zwischen den verschiedenen Regionen der Schweiz zeigen sich signifikante Unterschiede. Die Deutschschweiz hat eine stärkere Bereitschaft, rechtliche Eigentümer ihrer Gesundheitsdaten zu sein (71 % gegenüber W-CH: 57 % und I-CH: 60 %), was dadurch zu erklären sein könnte, dass die Deutschschweizer ein höheres Zutrauen in die individuelle Verantwortung haben, die ihrer Meinung nach zu kollektiver Verantwortung führt (Bradley, 2020).

Befragte mit hoher digitaler Kompetenz und Gesundheitskompetenz haben ebenfalls einen stärkeren Wunsch, Eigentümer ihrer Daten zu sein (sehr gute digitale Kompetenz: 71 %, sehr gute Gesundheitskompetenz: 69 %). Sie verfügen über höhere Kompetenzen in beiden Bereichen und haben daher ein besseres Verständnis dafür, was es bedeutet, über seine persönlichen Gesundheitsdaten zu verfügen.

In Zukunft sollen die Patientinnen und Patienten die rechtlichen Eigentümerinnen und Eigentümer aller ihrer Gesundheitsdaten sein und somit Kontrolle über ihre Daten haben (sie können die Daten jederzeit löschen). Die Patienten sollten auch die Kontrolle darüber haben, welche Daten für die sekundäre Nutzung (z.B. für die Forschung) verwendet werden können, und zwar anhand der Einverständniserklärung für Patient:innen (swissethics, 2021).

Abbildung 13 – Wahrnehmung der Schweizer Bürger:innen zum rechtlichen Eigentum an persönlichen Gesundheitsdaten

Die Wahrnehmung der Schweizer Bürger:innen zum rechtlichen Eigentum an persönlichen Gesundheitsdaten (n = 1110, Angaben in Prozent) – meine engsten Bekannten (Familie und Freund:innen), digitale Wearables (FitBit, Apple Watch, usw.).
Die Rolle der Regierung bei der digitalen Transformation des GesundheitswesensMathias Becher, BAG

„Das Gesundheitswesen ist eine kollektive Angelegenheit, bei der die Bürger:innen die Hauptakteur:innen sind. Die Zusammenarbeit aller Beteiligten ist der entscheidende Faktor für einen patientenzentrierten Weg zu einer erfolgreichen digitalen Transformation des Gesundheitssystems. In Anbetracht der föderalistischen Organisation des Schweizer Gesundheitswesens mit einer Reihe von verschiedenen Teilnehmer:innen und Parteien mit unterschiedlichen Verantwortlichkeiten ist die Rolle des Staates vielfältig: Er garantiert den nötigen regulatorischen Rahmen, der die Digitalisierung fördert und die geeigneten Voraussetzungen für die Einrichtung eines digital getriebenen Ökosystems im Gesundheitswesen schafft, er fördert die Entwicklung einer gemeinsamen Architektur und gemeinsamer Standards, er orchestriert die Zusammenarbeit aller Teilnehmenden des Datenökosystems und sorgt für die richtigen Anreize. Ausserdem soll die Regierung ihre eigenen digitalen Prozesse als Teil des gemeinsamen digitalisierten Ökosystems implementieren, basierend auf der gemeinschaftlich entwickelten Architektur.“

Die Rolle der Krankenhäuser bei der digitalen Transformation des GesundheitssystemsSebastiano Caprara, Universitätsklinik Balgrist 

„Die Gesundheitssysteme stehen derzeit vor zahlreichen Herausforderungen, darunter eine alternde Bevölkerung, ein Mangel an Arbeitskräften und der Druck, Höchstleistungen zu bieten und gleichzeitig die Kosten zu senken[1]. Da der Paradigmenwechsel zu elektronischen Patientendossiers rasch an Schwung gewinnt, wird das Potenzial der Digitalisierung deutlich, diese Herausforderungen zu bewältigen. Datengesteuerte Technologien wie Geräte zur Fernüberwachung von Patient:innen, Vorhersage von Risikofaktoren und radiologische Analysen entwickeln sich zu ausgereiften Methoden, die den klinischen Arbeitsablauf unterstützen und möglicherweise auch zu Kostensenkungen führen können[2]. Für eine erfolgreiche klinische Übertragung dieser Methoden ist die Digitalisierung von wesentlicher Bedeutung, sie erfordert jedoch auch eine wirksame Verbindung von Patientendossiers und deren Interoperabilität.

Um die Schnittstelle zwischen neuen Technologien und dem Gesundheitssystem zu optimieren, sollten Krankenhäuser die Art und Weise, wie digitale Werkzeuge in traditionelle klinische Dienstleistungen integriert werden können, strategisch neu gestalten. Eine vollständige Integration wird sich für die Verbesserung der Patient:innenbetreuung als äusserst effektiv erweisen und somit das Vertrauen der Bevölkerung in digitale medizinische Technologien stärken. Da das Vertrauen der Patient:innen für die erfolgreiche Entwicklung einer personalisierten Behandlung entscheidend ist und da die Mehrheit der Patient:innen das grösste Vertrauen in ihre Ärzte und medizinischen Institutionen hat[3], müssen Krankenhäuser eine zentrale Rolle bei der kontinuierlichen Entwicklung digitaler Gesundheitslösungen spielen. Nur so werden wir in der Lage sein, datengesteuerte Technologien erfolgreich in das Gesundheitswesen zu integrieren.“

References
[1] Bajwa J, Munir U, Nori A, Williams B. Artificial intelligence in healthcare: transforming the practice of medicine. Future Healthcare Journal 2021 Vol 8, No 2: e188–94
[2] Rajkomar A, Oren E, Chen K, Dai A.M. et al. Scalable and accurate deep learning with electronic health records. NPJ Digital Medicine (2018) 1:18
[3] Brall C, Berlin C, Zwahlen M, et al. Public preferences towards data management and governance in Swiss biobanks: results from a nationwide survey. BMJ Open 2022; 12: e060844

Die Rolle der Versicherungen bei der digitalen Transformation des GesundheitssystemsPius Zängerle, curafutura

„Die Schweizer Bevölkerung ist stolz darauf, ein gut etabliertes und renommiertes Gesundheitssystem zu haben. Gleichzeitig ist man der Meinung, dass der Digitalisierungsgrad des Sektors nur durchschnittlich ist und nicht so hoch wie in anderen Bereichen der Schweizer Wirtschaft, in denen die Schweiz weltweit führend ist.

Versicherungsunternehmen könnten bei der Digitalisierung die Rolle eines Impulsgebers einnehmen, da sie regelmässige Kontakte zu allen Einwohner:innen des Landes haben, sowohl zu Patient:innen als auch zu Versicherten. Sie sind daher in einer dominanten Stellung, um Apps und Daten im Zusammenhang mit Gesundheit und Versicherung bereitzustellen. Wenn es den Versicherern gelingt, Patient:innen Funktionen zur Verfügung zu stellen, können sie der Digitalisierung den Weg öffnen. Aus wirtschaftlicher Sicht und hinsichtlich der relativ kleinen Bevölkerung ist es entscheidend, dass die Schweizer Versicherer Lösungen unterstützen, bei denen verschiedene Teilnehmende – Anbieter und Versicherer – Wege finden, gemeinsame Plattformen (oder Ökosysteme oder Portale) zu schaffen, um wirtschaftlichen Erfolg der Digitalisierung bei minimaler Komplexität zu erreichen.“

Die Rolle der Pharmaindustrie bei der digitalen Transformation des GesundheitssystemsMarie-Jeanne Semnar, Interpharma

„Damit ein offenes Ökosystem für Gesundheitsdaten seine gesamten potenziellen Vorteile entfalten kann – sowohl für das Gesundheitswesen als Ganzes als auch für Patient:innen und die Forschung – müssen alle beteiligten Akteure ihren Beitrag leisten. Das gilt natürlich auch für die Pharmaindustrie. Die pharmazeutischen Unternehmen sind sich ihrer Verantwortung bewusst: Die Mitglieder von Interpharma leisten bereits wertvolle Beiträge, die die Entwicklung und den Aufbau eines Ökosystems für Gesundheitsdaten fördern.

Sie stellen Fachwissen, Ressourcen und ihr internationales Netzwerk zur Verfügung, investieren in die Entwicklung und Pflege von Teilökosystemen und beteiligen sich an einer Vielzahl von Kooperationen, z. B. mit Universitäten oder der Regierung (z. B. öffentlich-private Partnerschaft). Zudem schulen sie Mitarbeitende und Lernende in Datenkompetenz und geben strukturierte Daten an andere Forschende und Beteiligte weiter.

Im Umgang mit Daten sind Pharmaunternehmen ethischen Standards verpflichtet und fordern eine klare Regelung der sekundären Nutzung von Gesundheitsdaten. In diesem Sinne beteiligen sich die Pharmaunternehmen aktiv am gesellschaftlichen Dialog über den Wert des Ökosystems der Gesundheitsdaten.“

Kapitel 6: Vertrauen in Schweizer Institutionen

Vertrauen ist wichtig. Heutzutage ist Vertrauen schwer zu gewinnen, aber leicht zu verlieren. Um das Vertrauen der Bevölkerung zu erhalten, muss die Schweiz zeigen, dass sie strenge Standards in Bezug auf die Sicherheit der Dateninfrastruktur einhält. Der Staat ist verpflichtet, sorgfältig mit den Daten der Bevölkerung umzugehen, transparent mit den Bürger:innen zu kommunizieren und in einen Dialog mit der Öffentlichkeit einzutreten (Bergamin, 2018). In den letzten Jahren ist in der Schweiz ein massiver Vertrauensverlust zu erkennen, vor allem in der mittleren Generation (40 bis 64 Jahre) mit einem Rückgang von 40 % zwischen 2018 und 2020 in der Bereitschaft, elektronische Gesundheitsdaten zu speichern (Golder & Jans, 2020). In der Umfrage wurden die Bürger:innen gefragt, wie sehr sie verschiedenen Schweizer Institutionen (Krankenhäuser, Behörden, private Organisationen und Non-Profit-Organisationen) auf einer Skala von 1 bis 5 vertrauen (1= kein Vertrauen bis 5= hohes Vertrauen). Die nächsten Abschnitte liefern einen tieferen Einblick in die verschiedenen Organisationen.

6.1 Vertrauen in Gesundheitsdienstleister (inkl. Krankenhäuser)

Wie in Abbildung 14 dargestellt, haben 70 Prozent der Befragten ein hohes Vertrauen in Krankenhäuser (Skalenwerte 4-5), allen voran die ältere Generation (80 %). Allgemeinmediziner:innen werden als vertrauenswürdige Partner für die Datenverarbeitung angesehen (Golder & Jans, 2020). Ein Vertrauensverhältnis zwischen medizinischem Personal und Patient:innen führt zu besseren Ergebnissen bei der ärztlichen Behandlung. Das Vertrauen muss von beiden Seiten kommen, wobei jede Partei ihre Rechte und Pflichten kennen muss (Schweizerische Eidgenossenschaft – BAG, 2022). Ältere Menschen neigen dazu, anderen Menschen und Institutionen mehr zu vertrauen (Knecht & Manz, 2022).

Menschen mit hoher Gesundheitskompetenz und hoher digitaler Kompetenz haben mehr Vertrauen in Gesundheitsdienstleister als Menschen ohne solche Kenntnisse (hohe Gesundheitskompetenz: 74 %; hohe digitale Kompetenz: 73 %). Dies ist darauf zurückzuführen, dass sie mehr Wissen und Verständnis und somit höhere Erwartungen an die Krankenhäuser haben, was zu einem höheren Vertrauen führt (Bertram et al., 2021).

6.2 Vertrauen in öffentliche Behörden

Trotz der COVID-19-Pandemie hat die Schweizer Bevölkerung ein hohes Vertrauen in die Regierung (Swissinfo, 2021). Fast die Hälfte der Befragten (47 %) hat ein hohes Vertrauen in die öffentlichen Behörden (Skalenwerte 4-5) (siehe Abbildung 15).

Männer vertrauen der Regierung stärker als Frauen (54 % gegenüber 40 %). Dies ist auch in den meisten OECD-Ländern4 der Fall, wie im Trust Survey 2021 (OECD, 2022) dargelegt.

Je jünger und gebildeter die Befragten sind, desto mehr Vertrauen haben sie in die Regierung (18-39 Jahre: 51 %; hohe Bildung: 54 %). Die junge Bevölkerung legt grossen Wert auf eine transparente Kommunikation zu Gesundheitsthemen, was beispielsweise während der Pandemie der Fall war. Dies führt zu einem höheren Vertrauensniveau (Gonzálvez-Gallego & Nieto-Torrejón, 2021). Akteure, die ihre Gesundheits- und digitale Kompetenz als hoch einschätzen und sich weniger Sorgen um die Digitalisierung machen, haben auch ein höheres Vertrauen in die Behörden (hohe Gesundheitskompetenzen: 51 %, hohe digitale Kompetenzen: 54 %, nicht besorgt über die Digitalisierung: 58 %). Menschen mit hohem Bildungsstand und ausgeprägten digitalen und/oder Gesundheitskompetenzen haben ein umfassenderes Verständnis davon, wie die Behörden mit ihren Gesundheitsdaten umgehen werden, und dies führt zu einem höheren Vertrauen als bei weniger gebildeten Menschen. Personen, die weniger besorgt über die Digitalisierung sind, haben mit höherer Wahrscheinlichkeit ein grösseres Vertrauen in die Vorgehensweise des Staates im Umgang mit ihren persönlichen Daten.

⁴ OECD-Länder: Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ist eine zwischenstaatliche Organisation mit 38 Ländern, die 1961 gegründet wurde, um den wirtschaftlichen Fortschritt und den Weltmarkt zu fördern ( https://www.oecd.org).


6.3 Vertrauen in den privaten Sektor

Der private Sektor des Gesundheitswesens umfasst Versicherungen, Pharmaunternehmen, MedTech und BioTech. Es umfasst alle Unternehmen, die nicht im Besitz des Staates sind oder von ihm kontrolliert werden, aber Gesundheitsdienstleistungen anbieten. In der Umfrage war dies der Sektor, dem die Schweizer Bürger:innen am wenigsten vertrauten. Nur ein Fünftel der Befragten hat ein eher hohes Vertrauen in sie (22 %). Die Befürchtung besteht, dass private Unternehmen im Gesundheitssektor nur in ihrem eigenen Interesse und nicht im Interesse der Gesellschaft agieren und ihre Daten daher nur zu Profitzwecken verwendet werden (Gille et al., 2021).

Die junge Generation sowie die wohlhabende und obere Kaufkraftklasse haben das grösste Vertrauen in den privaten Sektor (18-39 Jahre: 27 %, höhere durchschnittliche und wohlhabende Kaufkraft: 26 %).

6.4 Vertrauen in Non-Profit-Organisationen

Zu den Non-Profit-Organisationen im Gesundheitsbereich gehören Organisationen wie die WHO5, das Schweizerische Rote Kreuz6, Ärzte ohne Grenzen7 und viele mehr. Zwei Fünftel der Befragten (40 %) haben ein (eher) hohes Vertrauen in NPOs (Skalenwerte 4/5). Dies korreliert mit dem Edelman Trust Barometer 2022, das einen Vertrauensanstieg in multinationale Institutionen wie die WHO zeigt (Edelman, 2022).

Die junge Generation hat erneut ein etwas höheres Vertrauen als die älteren Generationen (18-39 Jahre: 45 % gegenüber 40-64 Jahre: 38 % und 65+ Jahre: 40 %). Wir können feststellen, dass die junge Generation in der Schweiz dazu neigt, den verschiedenen Gesundheitsorganisationen mehr zu vertrauen als die anderen Generationen.

Zudem haben Personen, die ihre Gesundheits- und digitalen Kompetenzen als hoch einschätzen, auch ein grösseres Vertrauen in NPOs als diejenigen, die ihre Kompetenzen als niedrig einschätzen (hohe Gesundheitskompetenzen: 44 %, hohe digitale Kompetenzen: 45 %). Menschen mit höheren Kompetenzen haben ein besseres Verständnis dafür, was Non-Profit-Organisationen tatsächlich tun, und daher ein grösseres Vertrauen in das, was sie mit ihren Gesundheitsdaten tun könnten.

6.5 Gegenüberstellung

Gesundheitsdienstleister (inkl. Krankenhäuser) sind in der Schweiz die Organisationen, die das meiste Vertrauen im Umgang mit Gesundheitsdaten erhalten, gefolgt von der Regierung, während der private Sektor das geringste Vertrauen geniesst. Der Aufbau von Vertrauen in verschiedene Organisationen ist der Schlüssel zur Digitalisierung des gesamten Gesundheitssystems. Das Gesundheitspersonal und die Regierung werden eine zentrale Rolle bei der Digitalisierung des Gesundheitssystems in der Schweiz spielen. Die Kommunikation wird ein wichtiger Teil der Transformation sein, um sicherzustellen, dass die Bevölkerung genau versteht, wie mit ihren Daten umgegangen wird und was der Mehrwert einer solchen Transformation ist.

⁵WHO: Behörde der Vereinten Nationen, die sich für die Förderung der Gesundheit und die Sicherheit in der Welt einsetzt und den Bedürftigen dient
 (https://www.who.int/)
⁶Das Hauptziel des Schweizerischen Roten Kreuzes ist die Erhaltung, Förderung und Wiederherstellung der Gesundheit aller Menschen (https://www.redcross.ch/en)
⁷Ärzte ohne Grenzen hilft Opfern von Epidemien, Naturkatastrophen, Konflikten oder Ausschluss von der Gesundheitsversorgung (https://www.msf.org/switzerland)

Abbildung 14 – Vertrauen in Gesundheitsdienstleister (inkl. Krankenhäuser)

Vertrauen in Gesundheitsdienstleister (inkl. Krankenhäuser) (n = 1110, Angaben in Prozent, Altersgruppen: jung (18-39 Jahre), mittleres Alter (40-64 Jahre) und älter (65+ Jahre), Geschlechterverteilung (männlich, weiblich), Sprachregionen: D-CH für die deutschsprachige Schweiz, W-CH für die französischsprachige Schweiz und I-CH für die italienischsprachige Schweiz, Bildungsniveau: niedrig (obligatorische Schule), mittel (Matura, höhere Berufsbildung), hoch (Universität oder Fachhochschule), Kaufkraft: niedriges Einkommen, unterer Durchschnitt, höherer Durchschnitt und wohlhabend, Gesundheitskompetenz (von nicht informiert bis sehr gut informiert), digitale Kompetenz (von gar nicht bis hoch), Besorgnis hinsichtlich der Digitalisierung (sehr unbesorgt bis sehr besorgt)).

Abbildung 15 – Vertrauen in Behörden

Vertrauen in Behörden (n = 1110, Angaben in Prozent, Altersgruppen: jung (18-39 J.), mittleres Alter (40-64 J.) und älter (65+ Jahre), Geschlechterverteilung (männlich, weiblich), Sprachregionen: D-CH für die deutschsprachige Schweiz, W-CH für die französischsprachige Schweiz und I-CH für die italienischsprachige Schweiz, Bildungsniveau: niedrig (obligatorische Schule), mittel (Matura, höhere Berufsbildung), hoch (Universität oder Fachhochschule), Kaufkraft: niedriges Einkommen, unterer Durchschnitt, höherer Durchschnitt und wohlhabend, Gesundheitskompetenz (von nicht informiert bis sehr gut informiert), digitale Kompetenz (von gar nicht bis hoch), Besorgnis hinsichtlich der Digitalisierung (sehr unbesorgt bis sehr besorgt)).

Abbildung 16 – Vertrauen in den privaten Sektor

Vertrauen in den privaten Sektor (n = 1110, Angaben in Prozent, Altersgruppen: jung (18-39 Jahre), mittleres Alter (40-64 Jahre) und älter (65+ Jahre), Geschlechterverteilung (männlich, weiblich), Sprachregionen: D-CH für die deutschsprachige Schweiz, W-CH für die französischsprachige Schweiz und I-CH für die italienischsprachige Schweiz, Bildungsniveau: niedrig (obligatorische Schule), mittel (Matura, höhere Berufsbildung), hoch (Universität oder Fachhochschule), Kaufkraft: niedriges Einkommen, unterer Durchschnitt, höherer Durchschnitt und wohlhabend, Gesundheitskompetenz (von nicht informiert bis sehr gut informiert), digitale Kompetenz (von gar nicht bis hoch), Besorgnis hinsichtlich der Digitalisierung (sehr unbesorgt bis sehr besorgt)).

Abbildung 17 – Vertrauen in Non-Profit-Organisationen

Vertrauen in Non-Profit-Organisationen (n = 1110, Angaben in Prozent, Altersgruppen: jung (18-39 J.), mittleres Alter (40-64 J.) und älter (65+ Jahre), Geschlechterverteilung (männlich, weiblich), Sprachregionen: D-CH für die deutschsprachige Schweiz, W-CH für die französischsprachige Schweiz und I-CH für die italienischsprachige Schweiz, Bildungsniveau: niedrig (obligatorische Schule), mittel (Matura, höhere Berufsbildung), hoch (Universität oder Fachhochschule), Kaufkraft: niedriges Einkommen, unterer Durchschnitt, höherer Durchschnitt und wohlhabend, Gesundheitskompetenz (von nicht informiert bis sehr gut informiert), digitale Kompetenz (von gar nicht bis hoch), Besorgnis hinsichtlich der Digitalisierung (sehr unbesorgt bis sehr besorgt)).

Kapitel 7: Treiber und Hindernisse für den Austausch von Gesundheitsdaten

7.1 Getroffene Massnahmen vor dem Datenaustausch

In der heutigen Gesellschaft teilen Menschen verschiedene Arten von Daten mit anderen auf unterschiedlichen Plattformen. Oft überprüfen sie vor der Weitergabe nichts und wissen daher nicht, wo ihre Daten gespeichert oder verarbeitet werden. Es ist besonders wichtig, eine Lösung zu finden, die den Menschen die Kontrolle über ihre Daten zurückgibt und ihnen das Entscheidungsrecht über ihre Daten gibt (Fontanet, 2022). Dies ist ein komplexes Problem, da die Daten, sobald sie weitergegeben werden, leicht kopiert werden können und dadurch die Kontrolle über die Daten verloren gehen kann. Daher ist es wichtig, bestimmte Kriterien zu beachten, bevor persönliche Daten, insbesondere Gesundheitsdaten, weitergegeben werden.

Wir haben die Schweizer Bevölkerung gefragt, welche Vorsichtsmassnahmen sie vor der Nutzung ihrer Gesundheitsdaten in der Regel treffen (sammeln, speichern, bearbeiten oder weitergeben). Die Umfrageergebnisse sind in Abbildung 18 zu sehen.

Zwei Fünftel der Befragten (40 %) wollen überprüfen, wer Zugriff auf ihre Daten haben wird. Etwa ein Drittel möchte wissen, wofür die Daten verwendet werden (32 %) oder wie sie geschützt werden (31 %). Nur wenige Befragte ergreifen keine Massnahmen, obwohl sie die Konsequenzen kennen (7 %).

Ein weiteres Drittel (31 %) gibt keine klaren Massnahmen an. Entweder haben sie keine Erfahrung in diesem Bereich (15 %), weil sie niemals Gesundheitsdaten sammeln, speichern, verarbeiten oder weitergeben würden (14 %) oder sie geben keinen Grund an, warum sie die Frage nicht beantwortet haben (2 %).

Die ältere Generation neigt im Gegensatz zur jüngeren eher dazu, sich darüber zu informieren, was mit ihren Gesundheitsdaten passiert (wenn sie ihre Gesundheitsdaten sammeln, speichern, bearbeiten oder weitergeben). Dies könnte dadurch erklärt werden, dass die Befragten über 65 Jahre alt sind und daher zurückhaltender gegenüber der Digitalisierung sind. Sie achten auch mehr darauf, wie ihre Daten verarbeitet werden, wenn sie sich entscheiden, sie zu speichern oder weiterzugeben.

In der Zukunft des Gesundheitswesens wird die Digitalisierung eine zentrale Rolle spielen. Daher ist es wichtig, dass Bürger den Wert von Daten erkennen und aufmerksamer darauf achten, wie diese genutzt werden. Es müssten ausführliche Richtlinien für den Umgang mit diesen Daten festgelegt werden (Hoffmann, 2018). Das Sammeln, Speichern und Weitergeben von Daten werden regelmässige Aktivitäten sein, die von jedem durchgeführt werden müssen – aber auf eine elegantere Art und Weise, um die volle Kontrolle und den Besitz der Daten durch ihren Eigentümer zu gewährleisten..

Abbildung 18 – Getroffene Massnahmen vor dem Datenaustausch

Getroffene Massnahmen vor dem Datenaustausch (n = 1110, Angaben in Prozent) – wählen Sie so viele Antworten wie zutreffend.

Abbildung 19 – Bedingungen für den Austausch persönlicher Gesundheitsdaten

Bedingungen für den Austausch persönlicher Gesundheitsdaten (n = 1110, Angaben in Prozent) – wählen Sie nur die drei wichtigsten Bedingungen aus.
Mehrwert des DatenaustauschsAnna Kuruvilla, SwissRe

„Wenn wir persönliche Gesundheitsdaten weitergeben oder offenlegen, können wir uns gefährdet fühlen. Dies liegt an der Angst, nicht zu wissen, was mit diesen Daten passiert und wie sie verwendet werden. Um auf solche berechtigten Bedenken zu reagieren, sind vertrauensbildende Massnahmen nötig, um deutlich zu machen, dass die Akteure/Anbieter eine gerechte, sichere und verständliche Behandlung der Daten sicherstellen wollen.

Der gesamtheitliche Ansatz besteht darin, dass die gemeinsame Nutzung dieser Daten viele Vorteile für Patient:innen, Ärzt:innen, Krankenhäuser, Versicherer usw. haben kann.

Für die Patienten bedeutet die Transparenz sowie der tiefere Einblick, die der Datenaustausch ermöglicht, dass eine beginnende Erkrankung ganzheitlich betrachtet werden kann. Dies ermöglicht eine bessere Prävention. Ärzt:innen und Krankenhäusern wiederum stehen Informationen zur Verfügung, die ihnen helfen, umfassende und nachhaltige Behandlungsmassnahmen zu ergreifen. Versicherer haben die Möglichkeit, individuellere Angebote zu machen oder nichtpersonenbezogene Daten zu nutzen, um ihre Risikoprofile zu optimieren.

Die Förderung des Vertrauens der Patient:innen ist entscheidend. Es ist wichtig, alle Beteiligten zu informieren, wie Transparenz, Sicherheit, Eigentum und ethische Verantwortung definiert und garantiert werden. Eine partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Datenlieferanten, Datenverarbeitern und Verbraucher:innen ist daher unerlässlich.

Ein solches Ökosystem muss dem Wohlbefinden der Menschen dienen und einen sichtbaren Mehrwert für Ärzt:innen, Krankenhäuser, Versicherer und auch für die Schweiz schaffen. Mit solchen Fortschritten in der Digitalisierung könnte das Schweizer Gesundheitswesen nicht nur in der Behandlung, sondern auch in der Effizienz einen wichtigen Schritt nach vorne machen.“

7.2 Bedingungen für den Austausch persönlicher Gesundheitsdaten

Der Datenaustausch in der Schweiz beginnt mit der Erlaubnis/Zustimmung der Dateneigentümer:innen. Daher ist es sehr wichtig, die Faktoren besser zu verstehen, die die Bereitschaft zur Weitergabe persönlicher Gesundheitsdaten beeinflussen (Pletscher et al., 2022).

Wie aus Abbildung 19 hervorgeht, ist die Verbesserung der Diagnose- und Behandlungsqualität (52 %) die Hauptmotivation für die Weitergabe von Daten. An zweiter Stelle folgt die Nutzung der Daten, nach ihrer Anonymisierung, für Forschungszwecke (41 %). Etwa ein Drittel erwartet positive Auswirkungen auf die Krankenversicherung (34 %) oder andere finanzielle Vorteile (34 %). Für ein Zehntel der Befragten (12 %) ist keine dieser Bedingungen Grund genug, ihre persönlichen Gesundheitsdaten weiterzugeben.

Am häufigsten werden altruistische Gründe genannt. Dies steht im Einklang mit dem heutigen Gesundheitssystem, dessen Ziel die optimale Heilung von Patient:innen ist. Die sekundäre Nutzung klinischer Daten für Forschungszwecke ist sehr wichtig, da sie es uns ermöglicht, neue Medikamente und Lösungen mit realen Daten zu testen. Heutzutage werden Menschen in der Schweiz bei jedem Besuch eines Krankenhauses oder Pflegezentrums automatisch um ihr Einverständnis gebeten, wenn das Zentrum Forschungen oder Projekte mit ihren klinischen Daten durchführen möchte. Sie werden gefragt, ob sie damit einverstanden sind, dass ihre Daten anonymisiert (d.h. die Identifikatoren8 zu entfernen) und zu Forschungszwecken verwendet werden (swissethics, 2021). Während der COVID-19-Pandemie waren Patienten bereit, ihre klinischen Daten zu teilen, um die Forschung zu unterstützen und in kürzester Zeit eine Impfung zu entwickeln (Tosoni, 2022). Dies war das erste Mal in der Geschichte, dass Forscher:innen Zugang zu so vielen Echtzeitdaten hatten und weltweit zusammenarbeiteten. So war es möglich, die erste Impfung (Pfizer) in nur einem Jahr zu entwickeln (Solis & Guildford, 2021).

Obwohl sie weniger hoch bewertet werden, sehen Bürger:innen auch finanzielle Vorteile im Teilen ihrer Daten. Sie haben einen höheren Anreiz, neue digitale Tools aufzunehmen, wenn sie finanzielle Vorteile daraus ziehen.

Die ältere Generation ist hauptsächlich dazu bereit, ihre Daten zu teilen, um eine bessere Behandlung und Diagnostik zu erhalten (62 %), und weniger wegen finanzieller Anreize (21 %). Dies lässt sich dadurch erklären, dass sie älter werden und dies direkte Auswirkungen auf ihre Gesundheit hat. Ihr Wohlbefinden ist ihnen daher wichtiger als jeder finanzielle Anreiz.

Die besser ausgebildeten Befragten sehen einen Mehrwert in der verbesserten Behandlung (57 %) und in der Nutzung zu Forschungszwecken (50 %) als andere. Dies wurde bereits in einer gross angelegten Umfrage aus dem Jahr 2021 festgestellt (Brall et al., 2021). Möglicherweise liegt dies daran, dass diese Personengruppe aufgrund ihres Zugangs zu mehr Informationen den Mehrwert der primären und sekundären Nutzung von Daten besser versteht.

In der Schweiz sollten mehr Anstrengungen unternommen werden, um die Öffentlichkeit über den Datenaustausch aufzuklären, damit Patient:innen genau wissen, wie und von wem ihre Daten verarbeitet werden (O’Connor et al., 2017). Wenn der Mehrwert klar kommuniziert und verstanden wird, sollte die Annahme digitaler Tools und der Übergang zu einem digitalen Gesundheitssystem erleichtert werden.

⁸ Identifikator: Jedes Merkmal, das eine Person eindeutig identifiziert und es einer anderen Person ermöglicht, die Identität dieser Person anzunehmen.

7.3 Bedenken hinsichtlich des Teilens von Gesundheitsdaten

Die Digitalisierung hat in den letzten Jahren stark zugenommen, insbesondere nach der COVID-19-Pandemie, was auch zu grösseren Cyberrisiken im Gesundheitswesen führt. Zu diesem Zweck hat die Schweizerische Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren (GDK) Richtlinien zum Datenschutz und zur Informationssicherheit entwickelt, die auf den Empfehlungen des NCSC (Nationalen Zentrum für Cybersicherheit) zur Cybersicherheit im Gesundheitssektor beruhen. Cybersicherheit ist ein entscheidender Aspekt für die Robustheit und Verfügbarkeit von kritischen Gesundheitsdiensten (Schweizerische Eidgenossenschaft – NCSC, 2022). Um die positiven Auswirkungen der Digitalisierung im Gesundheitswesen in vollem Umfang zu garantieren, muss sie gut gesichert und gewartet werden.

Wir wollten besser verstehen, was die Schweizer Bevölkerung über die Digitalisierung ihrer persönlichen Gesundheitsdaten denkt und wie besorgt sie darüber ist.

Ein etwas höherer Anteil der Bevölkerung steht der Digitalisierung unbesorgt gegenüber, 36 % wählten Skalenwert 1-2. Dagegen sind 31 % sehr besorgt, sie wählten Skalenwert 4-5. Daraus ergibt sich ein Gesamtdurchschnitt von 2,9 auf einer 5er-Skala für den Grad der allgemeinen Besorgnis (ungefähr die Mitte der Skala). Die Untergruppen unterscheiden sich nicht signifikant voneinander.

Im zukünftigen System sollten wir, um Bedenken zu verringern, darauf achten, dass die Digitalisierung der gesamten Bevölkerung gut erklärt wird, um Ungleichheiten beim Zugang zu Informationen zu vermeiden. Auch der Datenschutz sollte im Vordergrund stehen, um Datenpannen oder Cyberangriffe zu verhindern. Der nächste Abschnitt wird uns helfen, die verschiedenen Ängste der Bevölkerung bezüglich der digitalen Transformation besser zu verstehen.

Abbildung 20 – Bedenken hinsichtlich des Austauschs von Gesundheitsdaten

Bedenken hinsichtlich der Digitalisierung von Gesundheitsdaten (n = 1110, Angaben in Prozent, Altersgruppen: jung (18-39 Jahre), mittleres Alter (40-64 Jahre) und älter (65+ Jahre), Geschlechterverteilung (männlich, weiblich), Sprachregionen: D-CH für die deutschsprachige Schweiz, W-CH für die französischsprachige Schweiz und I-CH für die italienischsprachige Schweiz, Bildungsniveau: niedrig (Pflichtschule), mittel (Matura, höhere Berufsbildung), hoch (Universität oder Fachhochschule), Kaufkraft: niedriges Einkommen, unterer Durchschnitt, höherer Durchschnitt und wohlhabend, Niveau der Gesundheitskompetenz (von nicht informiert bis sehr gut informiert), Niveau der digitalen Kompetenz (von keine bis hoch)).
Wie kann die Sicherheit des digitalen Gesundheitssystems garantiert werden, um Datenpannen zu vermeidenGarif Yalak, Cisco

„In den letzten Jahren wurde das Gesundheitswesen zum Ziel Nummer 1 für Cyberkriminelle. Schon vor der COVID-19-Pandemie berichteten 76 % der Gesundheitsdienstleister, dass sie einer erheblichen Sicherheitsbedrohung ausgesetzt waren. In seinem jährlichen Trendreport hat Cisco9 herausgefunden, dass für den Grossteil des Jahres 2021 das Gesundheitswesen die am häufigsten angegriffene Branche war.

Organisationen im Gesundheitswesen sind besonders anfällig für Bedrohungen, wenn es um das Internet of Things (IoT) geht. Ausserhalb der physischen Einrichtungen müssen Sicherheitsexpert:innen im Gesundheitswesen auch medizinische Geräte, Wearables, Telemetriegeräte und Gesundheits-Apps berücksichtigen. Verbundene medizinische Geräte, Fremdgeräte und -systeme sowie die Umgebung sollten ebenfalls berücksichtigt werden.

Wenn Organisationen im Gesundheitswesens ihre Strategie zur Stärkung ihrer Sicherheitslage definieren, raten wir ihnen, diese Strategie auf 3 wichtige Säulen zu stützen: Menschen, Technologie und Prozesse.

Aus technologischer Sicht besteht der vollständigste und sinnvollste Ansatz darin, die Sicherheit als ein Ganzes zu betrachten und nicht als eine Reihe einzelner Komponenten
Neben der Technologie ist die Ausbildung der Mitarbeitenden von grösster Bedeutung. 95 % der Angriffe sind aufgrund menschlicher Fehler erfolgreich. Branchenakteure wie Cisco bieten über Programme wie die Cisco Networking Academy kostenlose Ausbildungskurse in Cybersecurity an.“
⁹Cisco Talos Incident Response Team

7.4 Ängste hinsichtlich der Digitalisierung von Gesundheitsdaten

„Jede Person hat Anspruch auf Schutz vor Missbrauch ihrer persönlichen Daten.“ (Bundesverfassung der Schweizerischen Eidgenossenschaft, 1999).

Daher ist die Erhebung und Verwendung sensibler Daten, wie z.B. personenbezogener Gesundheitsdaten, nur dann zulässig, wenn eine angemessene Rechtsgrundlage vorliegt, wenn ein öffentliches Interesse nachgewiesen wird, wenn der Dateninhaber in Kenntnis der Sachlage zustimmt oder wenn die Daten anonymisiert werden (DPA, 2011).

In den vergangenen Jahren haben die Medien häufig auf Verstösse bei der Handhabung von Gesundheitsdaten aufmerksam gemacht. Im Jahr 2019 landeten sensible medizinische Daten, darunter 200’000 Patient:innenbilder, auf ungesicherten Servern. Dies war darauf zurückzuführen, dass diese Gesundheitsdaten ursprünglich auf Servern mit mangelhafter Sicherheit gespeichert waren (Keystone-SDA/AFP/ts, 2019). Es ist sehr wichtig, Gesundheitsdaten auf Servern zu speichern, die geschützt und gut gewartet sind. Eine weitere bedeutende Datenpanne fand Anfang 2021 bei der Stiftung Meineimpfungen statt. Die kostenlose Plattform ermöglichte es den Menschen, eine elektronische Version ihres Impfpasses zu erstellen, um die regelmässige Aktualisierung ihres Impfstatus zu gewährleisten. Sie wurde von der Schweizer Regierung unterstützt. Der Plattform wurde vorgeworfen, 450’000 Impfdaten von 240’000 Personen offen zugänglich und anfällig für Manipulationen gemacht zu haben. Dies führte dazu, dass der Eidgenössische Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragte (EDÖB) gemäss Bundesgesetz über den Datenschutz und nach Rücksprache mit dem Nationalen Cyber-Sicherheitszentrum (NCSC) ein Verfahren gegen Meineimpfungen eröffnete (Keystone-SDA/ac, 2021).

Diese extremen Beispiele, obwohl sie eher selten sind, verunsichern Schweizer Bürger:innen hinsichtlich der Digitalisierung ihrer Gesundheitsdaten, da sie befürchten, dass diese missbraucht oder falsch gespeichert werden könnten.

In der Umfrage wollten wir ein besseres Gefühl für die Ängste der Schweizer Bevölkerung im Hinblick auf die Digitalisierung ihrer Gesundheitsdaten entwickeln.

Wie Abbildung 21 zeigt, fürchtet fast die Hälfte der Befragten den Missbrauch oder Diebstahl ihrer Daten (46 %). Die zweitwichtigste Furcht (38 %) ist die Angst vor Datenmissbrauch aufgrund falscher oder unsachgemäßer Speicherung. An dritter Stelle steht die Angst davor, dass Drittpersonen mit ihren Gesundheitsdaten Geld verdienen könnten (29 %). Direkt danach folgt die Angst, kontrolliert zu werden (26 %).

Ein Fünftel der Befragten hat Angst, dass ihre Gesundheitsdaten sich negativ auf ihre Versicherung auswirken (22 %), dass sie die Kontrolle über ihre Daten verlieren (21 %) oder den Zugang zu medizinischen Daten verlieren (17 %).

Ein Zehntel hat keine Bedenken bezüglich der Digitalisierung (9 %).

Diejenigen, die starke Bedenken bezüglich der Digitalisierung haben, fürchten sich erwartungsgemäss mehr davor, kontrolliert zu werden (36 %).

Der Datenschutz muss bei der künftigen Digitalisierung des Gesundheitswesens im Mittelpunkt stehen. Es muss sichergestellt werden, dass geeignete Systeme und Server für die Speicherung und den Austausch von Daten verwendet werden und dass Daten nicht falsch gehandhabt, falsch gespeichert oder gestohlen werden. Gleichzeitig muss dafür gesorgt werden, dass Patient:innen die volle Verantwortung und Kontrolle über ihre eigenen Gesundheitsdaten haben und dass Drittpersonen ohne deren Zustimmung keinen Zugriff auf diese Daten erhalten.


Abbildung 21 – Ängste hinsichtlich der Digitalisierung von Gesundheitsdaten

Ängste hinsichtlich der Digitalisierung von Gesundheitsdaten (n = 1110, Angaben in Prozent) – wählen Sie nur die drei wichtigsten Bedingungen aus.

Fazit

Die Umfrage zeigt, dass die Schweizer Bevölkerung bereit ist, ein digitales Gesundheitssystem zu nutzen, sofern dieses klare Mehrwerte bietet, wie z.B. eine höhere Benutzerfreundlichkeit, verbesserte Diagnosen und Behandlungen sowie reduzierte Gesundheitskosten.

Die Schweizer Bürger:innen haben eine hohe digitale und gesundheitliche Kompetenz, jedoch muss noch mehr unternommen werden, um sicherzustellen, dass niemand zurückgelassen wird. Es sollte ein stärkerer Fokus darauf gelegt werden, Bürger:innen dabei zu unterstützen, sich besser mit ihrer Gesundheit auseinanderzusetzen und sich in der digitalen Welt zurechtzufinden. Die Digitalisierung eröffnet eine ganz neue Wissensquelle, in der Patient:innen nach Informationen suchen können und somit mehr Kontrolle über ihre eigene Gesundheit erhalten.

Ausserdem ist es sehr wichtig, die Bevölkerung über die Verarbeitung ihrer Daten aufzuklären und ihr die unmittelbaren gesellschaftlichen Vorteile des Datenaustauschs zu verdeutlichen. Die Schweizer Bevölkerung ist heute vor allem besorgt über Datenmissbrauch, Datendiebstahl und Drittpersonen, die mit ihren Daten Geld verdienen. Um die Bürger:innen zu beruhigen, sollte der Datenschutz im Zentrum der digitalen Lösung stehen, damit sichergestellt wird, dass Gesundheitsdaten auf geeigneten Systemen und Servern gespeichert werden.

Die Schweizer Bevölkerung nutzt bereits täglich digitale Geräte für Arbeit und Freizeit. Darüber hinaus werden Apps und Wearables in der Schweiz bereits regelmässig genutzt, um Gesundheitsdaten zu erfassen.

Die Bevölkerung könnte daher leicht lernen, wie sie diese Instrumente zur Überwachung ihrer Gesundheit und ihres Wohlbefindens einsetzen kann. Diese Informationen würden ihnen helfen, positive Entscheidungen für ihr Leben zu treffen, gesündere Gewohnheiten zu entwickeln und vielen Krankheiten vorzubeugen. Diese Echtzeitdaten wären auch für das Gesundheitspersonal ein wichtiges Hilfsmittel, um Patient:innen besser diagnostizieren und behandeln zu können.

Diese Geräte müssen so konzipiert sein, dass sie von allen genutzt werden können, unabhängig von Alter, Bildung oder Geschlecht. Letztendlich sind wir alle „Patient:innen“, da unsere Gesundheit uns alle beeinflusst. Wir als Patient:innen sollten dazu eingeladen werden, die Zukunft des digitalen Gesundheitssystems und des EPD mitzugestalten. Dies würde eine höhere Akzeptanzrate für eine neue Lösung sicherstellen, da sie patientenzentriert wäre und den Bedürfnissen der Bürger:innen entspricht: Reduzierung der Gesundheitskosten, einfacher Zugang zu Gesundheitsdaten und Reduzierung der Zeit, die für Verwaltungsaufgaben aufgewendet wird.

Die meisten Umfrageteilnehmer:innen sind der Meinung, dass Bürger:innen die rechtlichen Eigentümer ihrer Gesundheitsdaten sein sollten. Sie möchten die volle Kontrolle über ihre Gesundheitsdaten und deren Verwendung haben. Wir entfernen uns von einem System, in dem die Krankenhäuser im Mittelpunkt stehen, hin zu einem System, in dem die Patient:innen im Zentrum stehen.

Auch die Frage des Vertrauens ist entscheidend. Krankenhäuser, gefolgt von der Regierung, gelten als die vertrauenswürdigsten Organisationen in der Schweiz, wenn es um den Umgang mit Gesundheitsdaten geht. Es wird wichtig sein, das Vertrauen in die verschiedenen Gesundheitsorganisationen zu stärken, da diese Akteure zur digitalen Transformation beitragen, damit das System vollständig digitalisiert werden kann. Dies wird nur möglich sein, wenn die Behörden einen nationalen Rahmen mit zentralen Standards schaffen und alle Akteure zusammenarbeiten. Eine erhöhte Akzeptanz eines digitalen Systems und ein Umdenken in der Bevölkerung sind nur möglich, wenn alle Anstrengungen darauf gerichtet sind, klar zu kommunizieren, wie das System funktionieren wird, wie Gesundheitsdaten digital verarbeitet werden und welche Vorteile Bürger:innen im Alltag daraus ziehen werden.

Wir hoffen, dass wir mit unserer Digital-Health-Initiative zu dem allgemeinen Ziel beitragen können, das gesamte Gesundheitssystem zu digitalisieren und patientenorientiert zu gestalten, indem wir alle Akteure des Gesundheitswesens zusammenbringen und die Bürger:innen unterstützen.

Über die Autor:innen

Dieses Dokument wurde zwischen Mitte Oktober und Mitte November 2022 auf der Grundlage der Ergebnisse einer Befragung der Schweizer Bevölkerung verfasst: „Bedürfnisse und Ängste der Bürgerinnen und Bürger in Bezug auf die Digitalisierung des Schweizerischen Gesundheitswesens“. Die Umfrage wurde in Zusammenarbeit mit gfs-zürich durchgeführt.

Hauptautorin:

Jade Sternberg, Senior Project Lead Digital Health, digitalswitzerland

Unterstützung durch das Digital Health Steering Committee von digitalswitzerland:

Mathias Becher, Head of Digital Transformation department (CDO), Bundesamt für Gesundheit (BAG)

Dr. Sebastiano Caprara, Health Data Repository Project Lead, Balgrist Hospital

Philomena Colatrella, CEO, CSS

Susanne Gedamke, Director, Swiss Patient Organisation (SPO)

Alexandros Giannakis, Managing Director – Global Lead Life Sciences Digital Health Accenture

Matthias Glück, Head of Platform Ecosystems, Swiss Post Digital Health

Thomas Gross, Strategic advisor, BINT and ofac group

Anna Kuruvilla, Head of Tech Steering & Innovation Management, SwissRe

Toni La Rosa Group Chief Sales Officer, ELCA

Dr. med Conrad Eric Müller, President Pro UKBB Foundation, Paediatric surgeon

Marie-Jeanne Semnar, Public Policy Manager, Interpharma

Chantal Stäuble, Head Business Development Digital Entreprise, Netcetera

Dr. Susanne Weissbäcker, Partner at EY-Parthenon Life Sciences Strategy

Dr. Garif Yalak, Head of Digital Transformation Healthcare, Education & Governance, Country, Digital Acceleration, Cisco Switzerland

Pius Zängerle, Director, curafutura

Über digitalswitzerland

digitalswitzerland ist eine schweizweite, branchenübergreifende Initiative, welche die Schweiz als weltweit führende digitale Nation stärken und verankern will. Unter dem Dach von digitalswitzerland arbeiten an diesem Ziel mehr als 200 Organisationen, bestehend aus Vereinsmitgliedern und politisch neutralen Stiftungspartnern, transversal zusammen. digitalswitzerland ist Ansprechpartner in allen Digitalisierungsfragen und engagiert sich für die Lösung vielfältiger Herausforderungen. Erfahren Sie mehr über digitalswitzerland

Wir bedanken uns bei Karin Mändli Lerch und ihrem Team von gfs-zürich für die Unterstützung bei der Durchführung der Umfrage.

Über die Initiative Digital Health und ihren Lenkungsausschuss

digitalswitzerland startete 2022 eine neue Initiative im Bereich Digital Health mit dem Ziel, das Gesundheitssystem in der Schweiz zu digitalisieren und patientenzentriert zu gestalten. Dies wird dazu beitragen, Transparenz, Zugänglichkeit und Verständnis bezüglich Gesundheitsinformationen für die gesamte Schweizer Bevölkerung zu verbessern. Um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen, müssen alle Akteure im Gesundheitswesen zusammenarbeiten.

digitalswitzerland hat einen Lenkungsausschuss gebildet, der sich aus Expert:innen aus verschiedenen Bereichen des Schweizer Gesundheitswesens zusammensetzt und die Zukunft von Digital Health in der Schweiz vorantreibt und gestaltet.

Wir möchten allen Mitgliedern des Lenkungsausschusses Digital Health für ihr Engagement, ihre Unterstützung bei der Studie und ihre sachkundigen Beiträge danken.

Fragen-Glossar

Kapitel 1: Gesundheitszustand

1.1 Fühlen Sie sich ausreichend über Ihren Gesundheitszustand informiert?

1.2 Von welchen Akteur:innen würden Sie gerne zusätzliche Informationen über Massnahmen zur allgemeinen Gesundheitsvorsorge in der Schweiz erhalten?

1.3 Wie würden Sie Ihren aktuellen Gesundheitszustand einschätzen?

Kapitel 2: Patient:innen

2.1 „Wer ist für Sie ein:e Patient:in“?

2.2 Leiden Sie derzeit an einer chronischen Krankheit?
(z. B. Arthritis, Asthma, Krebs, chronische Herzerkrankung, chronische Nierenerkrankung, Morbus Crohn, Diabetes, Epilepsie, hoher/niedriger Blutdruck, Borreliose, Fettleibigkeit, usw. )

Kapitel 3: Gesundheits- und digitale Kompetenz in der Schweiz

3.1 Wie bewandert sind Sie in puncto Gesundheit?

3.2 Wie vertraut sind Sie mit digitalen Medien?

Kapitel 4: Digitale Gewohnheiten

4.1 Wie viele Stunden pro Tag nutzen Sie ein digitales Gerät (einschliesslich der Zeit, die Sie bei der Arbeit verbringen)? Geräte wie Tablets, Computer, Smartphones usw.

4.2 Welche persönlichen Gesundheitsdaten erhalten und/oder verwalten Sie über Apps, Websites oder Portale?

4.3 Verwenden Sie Apps oder Gadgets (z.B. FitBit, Apple Watch oder Fahrrad-Tracking-Apps), um Ihre Gesundheit zu erfassen?

Kapitel 5: Das Digitale Gesundheitssystem

5.1 Wer sollte Ihrer Ansicht nach die Plattform/Lösung für ein digitales Gesundheitssystem bereitstellen?

5.2 Welche Vorteile sollte das digitale Gesundheitssystem Ihrer Meinung nach bieten?

5.3 Wer sollte in einem digitalen Gesundheitssystem rechtlich gesehen Eigentümer Ihrer persönlichen Gesundheitsdaten sein?

Kapitel 6: Vertrauen in Schweizer Institutionen

Wie sehr vertrauen Sie den folgenden Organisationen im Umgang mit Ihren persönlichen Gesundheitsdaten?

Kapitel 7: Treiber und Hindernisse für den Austausch von Gesundheitsdaten

7.1 Was machen Sie, bevor Sie Ihre Gesundheitsdaten sammeln, speichern, bearbeiten oder mit anderen im Internet teilen?

7.2 Unter welchen Bedingungen/Umständen sind Sie bereit, Ihre persönlichen Gesundheitsdaten weiterzugeben?

7.3 Wie besorgt sind Sie allgemein über die Digitalisierung Ihrer persönlichen Gesundheitsdaten?

7.4 Was macht Ihnen am meisten Angst bei der Digitalisierung Ihrer Gesundheitsdaten?

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Impressum

Zürich, 23. März 2023

Das digitale Gesundheitssystem aus der Sicht der Bevölkerung.
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Koordinierung der Veröffentlichung: Emily Livingston, Eliane Panek and Jade Sternberg (digitalswitzerland)

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Deutsche Übersetzung: Louis Arbogast (EPFL)

In diesem Text bezeichnen wir als Gesundheitsdaten alle Informationen, die sich auf die körperliche oder geistige Gesundheit einer Person oder die Versorgung dieser Person mit Gesundheitsdiensten beziehen. Es handelt sich um jede Art von Daten in Bezug auf den Gesundheitszustand, die persönliche Wahl der Behandlung, die AHV-Nummer oder die Versicherungspolice, alle Arten von Behandlungsberichten, Todesursachen, sozio-ökonomische Parameter in Bezug auf Gesundheit und Wohlbefinden, historische Gesundheitsdaten wie Krankheiten in den vergangenen Jahren und weitere Informationen dieser Art (IGI Global – 2019).

Abstrakt

Der geringe Frauenanteil in den sogenannten MINT-Disziplinen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) ist seit Jahrzehnten Gegenstand interdisziplinärer Forschung. Studien der letzten 10 Jahre widmeten sich vor allem der Untersuchung gesellschaftlicher Einflüsse, insbesondere von Stereotypen und den daraus resultierenden Vorurteilen von Frauen gegenüber MINT-Berufen. Viele dieser Studien stimmen darin überein, dass Mädchen im Alter von 10 bis 15 Jahren in ihrem Interesse an MINT-Berufen besonders beeinflusst werden können, sowohl positiv als auch negativ. In einem 2020 veröffentlichten Literatur-Review der Autorin1 des vorliegenden Whitepapers konnten Interesse, Zugehörigkeitsgefühl und Selbstwirksamkeit als wichtige Antriebsfaktoren identifiziert werden. Vor allem in Studiengängen und Berufen in der Informatik ist der Partizipations-Unterschied zwischen den Geschlechtern besonders gross. Mit der Einführung des Moduls “Medien und Informatik” im Rahmen des “Lehrplan 21” in allen Deutschschweizer Kantonen und der “Éducation numérique” für die französischsprachigen Kantone im Jahr 2021 gab es erstmals eine gemeinsame Grundlage zur Formulierung von Kompetenzen für die Informatik. Dennoch ist die Anzahl der Stunden, in denen sich Kinder und Jugendliche im Laufe ihrer obligatorischen Schulzeit mit Informatikinhalten beschäftigen können, sehr gering. Zudem ist die Vermittlung dieser Inhalte für die meisten Lehrpersonen neu und daher eine grosse Herausforderung. Folglich spielen ausserschulische Angebote eine zentrale Rolle bei der Vermittlung von zukunftsträchtigen und interessengeleiteten MINT- und vor allem Informatikkenntnissen. In diesem Zusammenhang ist der Erfahrungsaustausch über “Best/Good-Practices”-Angebote oder auch Misserfolge sehr wertvoll. Basierend auf neuen Erkenntnissen aus der Literatur der letzten Jahre, einer Umfrage mit Vertreter:innen verschiedener MINT-Förderinitiativen in der Schweiz und Fokusgruppendiskussionen mit der Zielgruppe Mädchen sollen in diesem Bericht anwendbare und geschlechtersensible Empfehlungen für MINT-Aktivitäten vorgestellt werden.

Keywords: Gender, Gendersensibilität, MINT, Empfehlungen, ausserschulische MINT-Angebote

1 Einleitung

In der Schweiz ist der Frauenanteil in der Informatik, wie in den meisten Industrieländern, alarmierend niedrig. Von 2010 bis 2020 stieg der Anteil der Frauen in der IKT-Branche (Informations- und Kommunikationstechnik) um lediglich zwei Prozent, von 15,9% auf 17,9% (SAKE, 2020). Ähnliche Zahlen spiegelt auch der Bildungsbericht Schweiz wider, der auf Daten der OECD beruht (siehe Abbildung 1). Eine geringe Partizipation von Frauen wird auch in der von Comitas in Zusammenarbeit mit SATW und CSNOW durchgeführten Studie “Frauen in der IT” (2021) verdeutlicht. Eine von der Jobvermittlung Honeypot 2018 veröffentlichte Studie zeigt weiter, dass Frauen in IT-Berufen in der Schweiz 22% weniger als Männer verdienen. “Gerade einmal 8 Prozent der Informatiklehrlinge sind weiblich”, schreibt die NZZ in einem Beitrag 2021. Des Weiteren schätzt der Verein ICT-Berufsbildung Schweiz, dass bis 2030 rund 119’600 IKT-Fachkräfte benötigt werden, was einem Nettobedarf von knapp 40’000 entspricht (IWSB, 2020).

Abbildung 1: Frauenanteil MINT-Abschlüsse, Bildungsbericht Schweiz, 2018, S. 199

Auch an den Hochschulen ist der Frauenanteil, insbesondere in Technik und Informatik, sehr gering. Am Institut für Informatik der Universität Zürich (IfI) beträgt der Frauenanteil beispielsweise knapp über 20% (UZH, 2022). Laut einem Interview mit Sarah Springman, ehemaliger Rektorin der ETH Zürich, verfügt die Studentenschaft der ETH zwar insgesamt über einen Frauenanteil von 30%, bei den klassischen Ingenieurwissenschaften wie Maschinenbau, Informatik und Elektrotechnik sind Studentinnen jedoch deutlich in der Minderzahl: Je nach Studiengang machen diese  nur 12 bis 20% aus (ETH, 2020).

In vielen Medienberichten der letzten Jahre wird von der Notwendigkeit weiblicher Vorbilder gesprochen, um die Sichtbarkeit von Frauen in technischen Berufen zu erhöhen und das Berufsbild zugänglicher zu machen. Initiativen wie die Schweizerische Akademie der Technischen Wissenschaften (SATW/Swiss TecLadies2), dem Coding Club for Girls3 der EPFL oder der Initiative IT-Feuer4 und IngCH5  stützen diese Aussage. Vorurteile und das Imageproblem der IKT-Branche sind weitere häufig angesprochene Probleme. Um diesen entgegenzuwirken, hat beispielsweise die Ostschweizer Fachhochschule in verschiedenen Kurzvideos mit aktuellen und ehemaligen Studierenden einige der Vorurteile genauer betrachtet (OST, n.d.). Laut der Genossenschaft des Schweizerischen Medieninstituts für Bildung und Kultur6 scheitert das Engagement von Frauen in der IKT-Branche nicht nur an den persönlichen Neigungen, sondern auch an den beruflichen Perspektiven, die sich jungen Frauen in diesem Berufsfeld bieten.

Abbildung 2 zeigt eine Reihe möglicher Einflussfaktoren, die eine spätere Berufs- oder Studienwahl prägen. Bei Schülerinnen im Alter von 10 bis 15 Jahren fehlt oft der Zugang zu technischen Themen oder das Selbstbewusstsein, sich dafür interessieren zu dürfen. Neugier und Begeisterung für dieses Thema zu erwecken und dass Mädchen mit der gleichen Selbstverständlichkeit wie Jungen zu Programmiererinnen, Ingenieurinnen und UI-Designerinnen werden – das ist das Ziel.

Abbildung 2: Unterschiedliche Einflussfaktoren, die eine Berufs-/Studienwahl beeinflussen können (Spieler, Oates-Induchovà und Slany, 2020)

Ziel des vorliegenden Berichts ist es, erste Empfehlungen, die auf der Grundlage der eingangs erwähnten Literaturübersicht (Spieler, Oates-Induchovà und Slany, 2020) erarbeitet wurden, zu aktualisieren und mit praktischen Beispielen, insbesondere für den ausserschulischen MINT-Bereich der Schweiz, zu erweitern. Zu diesem Zweck werden auf neueste Erkenntnisse aus der Literatur Bezug genommen, sowie Schweizer Initiativen und die Zielgruppe selbst einbezogen. Dies soll ein erster Schritt zu einer Bündelung von Empfehlungen sein, aber auch ein Anstoss, um (neue) Fragen und Herausforderungen zu diskutieren.

2 Literarischer Rahmen

In den letzten Jahren sind zahlreiche Einzelprojekte und Initiativen entstanden, die sich explizit an junge Mädchen in der Informatik richten. Zusätzlich werden in interdisziplinären Forschungsprojekten und seitens des Schweizer Parlaments7 Ansätze untersucht, um die aktuelle Situation von Frauen in den MINT-Bereichen positiv zu verändern. In diesen verschiedenen Studien und Projekten zeichnen sich zunehmend bestimmte Merkmale ab, die in diesem Kapitel behandelt werden. Viele der genannten Studien beziehen sich auf die Informatik, da hier der grösste Unterstützungsbedarf besteht. Es wird jedoch davon ausgegangen, dass vieles davon auf den gesamten MINT-Bereich übertragen werden kann.

2.1 Niedrigschwellige Angebote für verschiedene Altersgruppen (ausserschulisch)

Die Berufs-/Studienwahl im Allgemeinen ist eine vielschichtige Entscheidung, die von verschiedenen Faktoren oder Ereignissen beeinflusst wird. Obwohl einige der Entscheidungsfaktoren offensichtlich ausserhalb der Kontrolle von Pädagog:innen liegen, z. B. der Hintergrund der Schüler:innen (Haushaltseinkommen, kultureller Hintergrund) oder die Ansichten und Präferenzen der Familienmitglieder, können viele andere Faktoren, etwa Beratungsprogramme für Schülerinnen oder eigene Angebote für Mädchen, gezielt platziert werden. Verschiedene Studien kamen zum Schluss, dass die deutlichsten Ergebnisse hinsichtlich des Interesses an MINT mit Förderprogrammen erzielt wurden, die Kinder und Jugendliche über Jahre hinweg begleiten (Wang et al., 2015; McGill et al., 2016). Zusätzlich kann eine frühe Beschäftigung mit der Informatik die Selbstwirksamkeit und die schulischen Leistungen stärken sowie das Interesse fördern (Hidi und Renninger, 2006; Wang et al., 2015; Happe et al., 2020). Eine Studie von Antti-Jussi und Karkkainen (2019) weist auch auf die positiven und langfristigen Auswirkungen von ausserschulischen Informatikinitiativen hin, welche Schüler:innen an Informatik-Themen heranführen und kreatives “Computational Thinking (CT, dt: Informatisches Denken)” fördern, beispielsweise durch Problemlösung oder Spieldesign. Im Allgemeinen zeigt die Studie, dass sich ausserschulische Programme spezifisch für Mädchen positiv auf ihre weiteren Bildungsentscheidungen auswirken, da ihr Vertrauen in ein Informatikstudium weiter gestärkt wird oder sich ihre Einstellung gegenüber der Informatik positiv verändern könnte (ebd.). Auf der Grundlage der in der genannten Studie durchgeführten 20 Interviews (2-5 Jahre nach der Intervention) wurden allgemeine Kategorien zusammengefasst, welche die langfristigen Effekte einer ausserschulischen Intervention im Bereich Informatik beschreiben:

a) Die Intervention hat Informatik als die zukünftige Karriereoption bestätigt (6 Teilnehmerinnen).

Teilnehmerinnen, die sich durch die Intervention bestätigt oder ermutigt fühlten, eine Karriere in der Informatik anzustreben, nannten folgende Punkte als ausschlaggebend: etwas Neues zu erschaffen, Spiele mit der eigenen Identität zu verbinden (z. B. sich auf die Elemente zu konzentrieren, die zur Community und zur Spielkultur beitragen) und die Informatik als Impulsgeber zu sehen, welche kreative Aktivitäten ermöglicht und fördert.

b) Die Intervention hat Informatik als eine zukünftige Karriereoption aufgezeigt (5 Teilnehmerinnen).

Für diese Teilnehmerinnen waren die Intervention und die dazugehörigen neuen Informationen und Erfahrungen ausschlaggebend dafür, dass sie sich für ein Studium in der Informatik entschieden haben. Als wichtig wurde auch die physische Präsenz in einem Universitätsgebäude angesehen (mit Blick auf die Frage: Wie ist es, hier zu studieren?). Diese Gruppe zeichnete sich dadurch aus, dass sie nicht selbständig in diesem Bereich experimentiert hätten und auch keine Familienangehörigen haben, welche bereits im Bereich der Informatik tätig sind. Grundsätzlich war das Elternhaus aber offen für neue Technologien.

c) Die Intervention hatte keinen signifikanten Einfluss auf die Karrierepläne der Teilnehmerinnen und sie haben Informatik nicht als Hauptfach gewählt (6 Teilnehmerinnen).

Hier konnten Teilnehmerinnen eingeordnet werden, deren Zukunftspläne in Richtung Informatik sich durch den Kurs nicht wesentlich verändert haben. Die Motivation für die Teilnahme schwankte zwischen “ich möchte experimentieren/etwas Neues ausprobieren”, praktischen Gründen (Beschäftigung im Sommer) oder sie sahen auch den Nutzen dahinter (z.B. den Vorteil, dass sie selbst eine Webseite erstellen können). Der Kurs hat sie jedoch nicht darin bestärkt, Informatik als eine Möglichkeit für einen zukünftigen Beruf zu sehen.

d) Die Intervention bestätigte sie darin, dass Informatik keine interessante Karriereoption ist (3 Teilnehmerinnen).

Für diese Teilnehmerinnen war es eher eine Bestätigung, dass sie Informatik nicht als Hauptfach studieren werden. Der Kurs half ihnen jedoch, das Programmieren grundsätzlich zu verstehen und einige ihrer falschen Vorstellungen bzw. Vorurteile gegenüber der Informatik abzulegen. So erkannte zum Beispiel eine Teilnehmerin, dass “Programmieren nicht mein Ding ist”.

2.2 Strategien zur Steigerung des Interesses (in Schulen)

Dass informatische Inhalte jedoch nur ausserschulisch eine Wirkung erzielen, kann auch nicht zielführend sein. Kinder und Jugendliche könnten aus verschiedenen Gründen von solchen Angeboten ausgeschlossen sein (wie Kinder in ländlichen Gebieten, hohe Kosten oder einseitige Ausrichtung auf eine bestimmte Zielgruppe, z. B. mit Vorkenntnissen usw.). Daher ist es ebenso notwendig, Lehrkräfte zu ermutigen, verschiedene Informatikinhalte spielerisch und frühzeitig im Unterricht einzuführen. Happe et al. (2020) haben die Ergebnisse von mehr als 800 Veröffentlichungen zusammengefasst, um Lehrpersonen eine umfassende und leicht zu navigierende Karte von Möglichkeiten an die Hand zu geben. Sie haben die folgenden übergreifenden Strategien entwickelt, welche sich vermehrt in Initiativen für Mädchen widerspiegeln:

Die Stiftung Pro Juventute hat zusätzliche Tipps für Eltern auf ihrer Seite zusammengefasst (projuventute.ch, n.a.): 

Die untersuchten Artikel von Happe et al. (2020) fassen zusätzlich zusammen, was in unterschiedlichen Interventionen unternommen wurde, um das Interesse von Mädchen an der Informatik zu steigern. Es wurden sechs Kernpunkte identifiziert, um die Informatik für diese Zielgruppe interessanter zu gestalten: Falsche Stereotypen aufbrechen, motivieren und erstes Interesse wecken, einen positiven und angemessenen ersten Kontakt zu informatischen Themen herstellen, ein sicheres Lernumfeld herstellen, Aufbau von Selbstvertrauen und Aufrechterhaltung eines langfristigen Interesses.

Shernoff et al. (2003) verweist zusätzlich auf weitere Gründe, welche für das allgemeine Interesse am und ein Engagement im Unterricht entscheidend sind: herausfordernde Inhalte, Erlernen von neuen Fertigkeiten und Relevanz des Unterrichts. In Verbindung mit dem Flow-Konzept von Csikszentmihalyi (1993) ist es von entscheidender Bedeutung, eine Aktivität nicht zu schwierig oder zu leicht zu gestalten, sondern genau die richtige Balance (im Sinne von Engagement) zu erreichen. Dazu zeigt auch eine kürzlich veröffentlichte Studie von Vrieler, Nylen und Cajander (2021) mit 115 Jungen und 39 Mädchen im Alter von 9 bis 16 Jahren (Mitglieder eines Informatik-Clubs), dass ein breites Verständnis von Informatik und persönlichem Interesse entscheidende Aspekte für die Teilnahme von Mädchen an solchen Kursen sind. Dies alleine reiche aber nicht dazu aus, dass Mädchen auch tatsächlich im Bereich der Informatik studieren oder arbeiten. Hier wird auf die wichtige Rolle der Lehrkräfte verwiesen und darauf, dass Lehrpersonen sich vielseitiger Motivatoren im Informatikunterricht bedienen müssen, die die Ambitionen von Mädchen für die Informatik fördern können.

2.3 Hervorhebung von kreativen und interdisziplinären Möglichkeiten

Pinkard et al. (2017) konzentrierten sich vor allem auf Mädchen, die ursprünglich kein Interesse an MINT-Fächern zeigen. Diese einjährige Studie untersuchte Mädchen in der Mittelstufe, die an Aktivitäten teilnahmen, welche sich auf Design, Technik und Informatik spezialisierten. Die Ergebnisse zeigen, dass ein abwechslungsreiches Lernprogramm, welches sich an Elementen des “Storytellings” bedient sowie interdisziplinäre Aufgaben ein grosses Potenzial aufzeigen, bei Mädchen ein Verständnis für MINT-Fähigkeiten aufzubauen und ihre Identität mit diesen Fächern und Interessen dahingehend zu stärken. Ihr entwickeltes Programm für den Unterricht “Digital Youth Diva” (DYD) bediente sich daher unterschiedlicher Elemente, wie zum Beispiel Design Challenges, die auf einer spannenden Geschichte aufbauten (und nicht-stereotypisierte Charaktere stärkt). Des Weiteren wurden die persönlichen Vorlieben der Mädchen berücksichtigt, die Aktivitäten von weiblichen Mentorinnen und Mentorinnen mit unterschiedlichem ethnischen Hintergrund begleitet und Interaktionen mit weiblichen Gleichaltrigen ermöglicht. Zusätzlich wurde eine Online-Plattform eingesetzt, damit Kinder sich auch über den Unterricht hinweg austauschen konnten, indem ein eigenes Profil zur Personalisierung/Darstellung nach aussen im Zusammenhang mit “MINT-Errungenschaften” (wie Badges) präsentiert werden konnte.

In Happe et al. (2020) wird zusätzlich auf unterschiedliche Problemlösungsstrategien hingewiesen: Mädchen definieren ein Problem breiter (sehen das Gesamtbild), während Jungen das Problem isolierter angehen, indem sie gewisse Aspekte ausschliessen. Mädchen scheinen daher häufiger “stecken zu bleiben” und sich unwohl zu fühlen, wenn sie mit Zeitdruck konfrontiert werden (wollen sie doch jedes Detail berücksichtigen). Hier ist zu beachten, dass sich nicht alle Mädchen gleich verhalten. Hier handelt es sich um eine Differenzierung auf Basis des “Strategischen Essenzialismus” (Spivak, 1990), um die Aufmerksamkeit auf die dauerhafte Wirksamkeit sozial konstruierter Kategorien zu lenken. Die Autor:innen (ebd.) zitieren Annis und Nesbitt (2017), die feststellten, dass eine Kombination aus beiden Problemlösungsstrategien am effektivsten ist. Demnach werden Mädchen und Frauen ein ganzheitliches Denken sowie die Fähigkeit zugeschrieben, viele Informationen zu komplexen Mustern zuzuordnen und mehr Zusammenhänge zwischen diesen Mustern zu erkennen. Mustererkennung oder Fähigkeiten der Abstraktion lassen sich unter dem Oberbegriff “Computational Thinking” (CT) zusammenfassen. Diese Form von informatischem Denken wird als ein menschlicher Problemlösungsprozess verstanden, der sich der Dekomposition bedient und ein Denken auf mehreren Abstraktionsebenen erfordert (Wing, 2006). Es ist weithin anerkannt, dass CT eine grundlegende Fähigkeit ist, um sich in der heutigen technologischen Gesellschaft zurechtzufinden (Shute, Sun und Asbell-Clarke, 2017). Die Autor:innen verweisen darauf, dass eine eher multidisziplinäre Anwendung im Informatikunterricht derzeit nur wenig Platz findet. In der Volksschule liegt das auch daran, dass die Lehrer:innen meist nur die Grundlagen kennen und noch ein sehr begrenztes Bild davon haben, wie und was in der Informatik tatsächlich unterrichtet werden kann. Dieses Bild ist auch bei den Studierenden an den Pädagogischen Hochschulen sehr präsent (Spieler, Schifferle und Berner, 2022; Zaugg und Gumpert, 2022). 

2.4 Sensibilität und Geschlechterbewusstsein

In der Literaturübersicht von Happe et al. (2020) wird weiter darauf verwiesen, dass Lehrkräfte bestimmte gendersensible Richtlinien für die Lehrplangestaltung benötigen. Meist liegt es aber an mangelndem Bewusstsein der Lehrkräfte hinsichtlich dieser Themen und einem Blick dafür, wie man die Vielfalt der Schüler:innen im Informatikunterricht nutzen kann. Vor allem im Informatikunterricht ist es wichtig, eine männliche Heteronomie zu vermeiden. Dies geht auch damit einher, dass Lehrer:innen ein Lernumfeld schaffen sollten, das männliche Schüler nicht begünstigt. Dies könnte dazu führen, dass sich viele Mädchen weniger kompetent im Informatikunterricht fühlen. Generell entstehen Geschlechterstereotype durch die Beobachtung von Frauen und Männern in unterschiedlichen sozialen Rollen und rollengebundenen Aktivitäten (Eagly und Wood, 2012; Koenig und Eagly, 2014). Eine Reihe von Studien zeigt auf, dass Lehrer:innen Jungen eher mit den Begriffen Logik, Wettbewerb und Unabhängigkeit assoziieren als Mädchen (Fennema et al., 1990; Tiedemann, 2000, 2002; Gentrup und Rjosk, 2018; Steinmayr und Kessels, 2019), dass diese geschlechtsspezifische Vorurteile im Klassenzimmer implizit vermittelt werden (Keller, 2001) und die Einstellungen und die Motivation der Schüler:innen prägen (Seegers und Boekaerts, 1996, Galdi et al., 2014). Makarova, Aeschlimann und Herzog (2019) stellten das Image verschiedener Fächer an Schweizer Gymnasien dar. Als Ergebnis waren aus der Perspektive der Schülerinnen vor allem die Fächer Mathematik und Physik stark mit dem männlichen Geschlecht assoziiert. Dies verweist auf einen Gender-Bias im Image der Naturwissenschaften. In einem weiteren Schritt wurden geschlechterbezogene Überzeugungen von weiblichen Lehrerinnen zu Mathe erfragt (Lindner, Makarova, Bernhard und Brovelli, 2022).  Hier waren u.a. die folgenden Aussagen signifikant: “Im Vergleich zu Mädchen sind Jungen beliebter aufgrund ihres Erfolges im Fach Mathematik.” und “Jungen interessieren sich mehr als Mädchen für Karrieren, die mathematische Fähigkeiten erfordern.” 

In einem Artikel der Autorin aus dem Jahre 2020 (Spieler und Girvan, 2020), wird dieser Punkt unter dem Aspekt der “geschlechtersensiblen Pädagogik” thematisiert: Während der Lehrplan weitgehend geschlechtsneutral sein mag, können die Lehrer und Lehrerinnen selbst implizite oder explizite geschlechtsspezifische Vorurteile verinnerlicht haben (Stoet und Geary, 2018). Niemand ist frei von Vorurteilen. Wichtig sei es, vorurteilsbewusst zu agieren. Im Jahre 1995 definierte Connell den Begriff “hegemoniale Männlichkeit” und beschrieb damit, dass die Gesellschaft hauptsächlich Männer mit Macht und wirtschaftlicher Leistung verbindet (Connell, 1995). Die “Nerd-Identität” in der Informatik repräsentiere die Fachkompetenz im Umgang mit Computern als eine Form der männlichen Fähigkeit. Die Literatur zeigt, dass viele Materialien im Unterricht nicht geschlechtsneutral sind und eine männlich-zentrierte Repräsentation in Bild und Sprache verwenden (Medel und Pournaghsband, 2017). Zusätzlich analysierten Wenger und Makarova (2019) drei Schulbücher der Hep- und Klett-Verlage zu den Fächern Physik und Chemie. Im Singular wurde dabei in über 90% der Fälle ausschliesslich die männliche Schreibweise verwendet und nur 4% des Bildmaterials zeigte Frauen (Herzog, Makarova und Fanger, 2019). Aussagen von befragten Schülerinnen bestätigen die Relevanz von weiblichen Vorbildern in Lehrmitteln. 

Auch andere Studien weisen auf die Wichtigkeit hin, ein realistisches Bild von Frauen in der Technik (daher echte Vorbilder) zu zeigen und Frauen sichtbar und hörbar darzustellen (z.B. Formanowicz et al., 2015). Eine Sprachsensibilität ist vor allem in Sprachen mit geschlechtsspezifischen Substantiven wie Deutsch oder Italienisch wichtig, um alle gleichermassen anzusprechen. Wetschanow (2008) verweist darauf, dass die Sprache ein wichtiges und machtvolles Mittel zur Herstellung von “Geschlecht” darstellt.

In der Praxis bedeutet eine geschlechtersensible Pädagogik: Kinder zu inspirieren, ihre eigene Lernsituation zu erforschen und zu gestalten (Cuesta und Witt, 2014), des Weiteren: leistungsbezogenes Lob, Reflexion der gegebenen Aufmerksamkeit, Interventionen in der Projektphasen und Gestaltung “geschlechtsneutraler” Aufgaben (Wang, Eccles und Kenny, 2013). Dieser Aspekt wird auch in den Empfehlungen (siehe Kapitel 5) weiter ausformuliert. Darüber hinaus sollen Lehrer:innen Diskussionen und Dialoge anregen, die sich auf individuelle Erfahrungen und Verständnis konzentrieren. So können “sichere” Umgebungen geschaffen werden, für jene, mit geringer Vorkenntnis in Informatik. Des Weiteren hätten viele Kinder eine unrealistische Vorstellung von technischen Berufen. Dies beeinträchtigt die Selbstwirksamkeit der Kinder (Master, Sapna und Meltzoff, 2016; Alvarado, Coa und Minnes, 2017).

Buhnova und Happe (2020) haben in einem weiteren Literaturreview nötige Praktiken zur Schaffung eines “mädchenfreundlichen Informatikunterrichts” zusammengefasst. Darüber hinaus sammelten sie Erfahrungen aus der Praxis (ihre eigenen Kurse mit Mädchen). Sie kamen zu den folgenden Erkenntnissen:

Die Tatsache, dass Mädchen ein sichereres Umfeld ohne Druck, Wettbewerb und mit mehr Zeit für die Erledigung ihrer Aufgaben bevorzugen, könnte von der Lehrkraft dahingehend fehlinterpretiert werden, dass diese Mädchen schwächer sind, obwohl dies lediglich eine andere Arbeitsweise oder Herangehensweise zeigen (Buhnova und Happe 2020).

3 digitalswitzerland und MINT-Initiativen in der Schweiz

Als Standortinitative mit knapp 200 Mitgliedern aus der IKT- und Tech-Branche setzt sich digitalswitzerland für die Beseitigung des Fachkräftemangels in der IKT ein. Die Förderung digitaler Kompetenzen und die Begeisterung junger Menschen für MINT-Fächer geniesst deshalb hohe Priorität. Als Standortinitiative und Digitalisierungsmotor der Schweiz hat digitalswitzerland eine wichtige Drehscheibenfunktion bei der Vernetzung der MINT-Bildungsanbieter. So konnte digitalswitzerland durch seine Vernetzungsaktivitäten und die seit Jahren erfolgreich durchgeführten Digitaltage ein “MINT-Ökosystem” von rund 50 kleinen, mittleren und grossen MINT-Förderorganisationen und Kursanbietern aufbauen. Mit vielen dieser Organisationen unterhält digitalswitzerland aktive Partnerschaften, mit anderen bestehen punktuellen Kooperationen. Daraus resultierten in der Vergangenheit bereits einige erfolgreiche Projekte wie die Next-Gen Formate der Schweizer Digitaltage 2022 oder die MINT-Plattform “nextgeneration”.

3.1 Das Anbieternetzwerk “Planet MINT”

Anfang 2022 entschied sich digitalswitzerland, diese informelle MINT-Community noch stärker zu aktivieren und einzubinden. Nach ersten konsultativen Sitzungen im Frühjahr 2022 entstand im Sommer “Planet MINT”, ein Netzwerk “von MINT-Profis für MINT-Profis”, in welchem ein regelmässiger Austausch stattfindet, der dem gegenseitigen Kennenlernen, der Koordination von Aktivitäten und der Produktion von neuen Wissensgrundlagen – wie dem vorliegenden Report – dient. In regelmässig stattfindenden Workshops teilen die jeweiligen MINT-Kursanbieter ihr Wissen mit der Community. digitalswitzerland, selbst kein Anbieter von MINT-Kursen, organisiert die Workshops, stellt Räumlichkeiten zur Verfügung und stellt Kontakte her. Im Jahr 2022 fanden nebst den bereits erwähnten konsultativen Sitzungen zwei thematische Workshops statt – eine Fokusgruppe zur Vertiefung der Thematik um gendersensible MINT-Angebote (welche substantiell zur Entstehung des vorliegenden Reports beigetragen hat) sowie ein Workshop zur idealen praktischen Ausgestaltung eines MINT-Labs. Im Jahr 2023 sind weitere sechs Workshops geplant, die allesamt von teilnehmenden Organisationen durchgeführt und von digitalswitzerland unterstützt werden. Angedachte Workshopthemen für 2023 sind: 

3.2 Teilnahme bei Planet MINT

Das Netzwerk “Planet MINT” hat den Anspruch, die ganze Schweiz abzudecken und setzt auf Niedrigschwelligkeit und maximale Inklusion. So sind alle Workshops kostenlos und die Mitgliedschaft beim Netzwerk ist auf ad hoc-Basis, ohne verpflichtende Teilnahme an den Veranstaltungen. Auch eine Mitgliedschaft bei digitalswitzerland wird nicht verlangt. Teilnehmende Organisationen bieten oftmals Kurse ausserhalb der Schulzeiten sowie in den Ferien an. Viele Kursanbieter haben auch spezifisch auf Schulklassen ausgerichtete Angebote und arbeiten seit längerer Zeit mit Schulklassen oder Schulen zusammen. Thematisch werden vor allem die Gebiete Robotik, Programmierung sowie naturwissenschaftliche Fächer wie Biologie, Chemie und Physik abgedeckt. Noch nicht vorhanden (und sehr erwünscht) sind Organisationen, die sich auf die Vermittlung von Mathematik spezialisiert haben.

Nebst MINT-Kursanbietern nahmen bei den Veranstaltungen von Planet MINT im Jahr 2022 auch grössere Organisationen wie Pro Juventute oder SATW teil. 2023 sollen zudem vermehrt auch die Mitglieder von digitalswitzerland eine aktive Rolle im Netzwerk einnehmen. Ein regelmässiger Newsletter mit Blogeinträgen, Veranstaltungshinweisen und Role-Model-Porträts sowie eine Fortsetzung des vorliegenden Reports sind ebenfalls geplant.

4 Ergebnisse unterschiedlicher Erhebungen

Um die Literaturübersicht (Spieler, Oats-Induchovà und Slany, 2020) mit Daten zum ausserschulischen MINT-Bereich in der Schweiz zu ergänzen, wurde eine Befragung von verschiedenen Organisationen aus dem Planet MINT-Netzwerk durchgeführt. Hierfür wurde ein Fragebogen mit geschlossenen und offenen Fragen versandt, um einen Überblick über die verschiedenen Angebote zu erhalten und gezielt nach Beispielen für gute Praxis zu suchen, die dazu beigetragen haben, dass Mädchen auf MINT-Aktivitäten aufmerksam wurden. Des Weiteren wurde auch nach Beispielen gefragt, die nicht zum gewünschten Ergebnis geführt haben. Zusätzlich wurden zwei Fokusgruppengespräche mit insgesamt neun Mädchen im Alter von 13-15 Jahren durchgeführt. Diese Gespräche fanden entweder während oder nach einer MINT-Initiative statt, mit dem Ziel, mehr über die Zielgruppe zu erfahren. Im Folgenden werden die Ergebnisse beider Erhebungen präsentiert.

4.1 Fragebogen und Beispiele von Planet MINT-Organisationen
Abbildung 3: Befragte Organisationen aus dem MINT-Netzwerk in verschiedenen Regionen der Schweiz.

Insgesamt 16 Organisationen nahmen an der Befragung teil: Smartfeld, SATW, Nachtaktiv/CreativeLabZ, Futurekids, IngCH, Kinderlabor, Raumschiff – Werkstatt für AstronomieStartbahn29, Coding for Girls (Partnerschaft zwischen TechSpark Academy and Nexthink), Code Camp Switzerland, mint & pepper, go-tec!, TechLabs, STEM programme for girls (EPFL), Kaleio und CoetryLab. Der Fragebogen beinhaltete neben einem allgemeinen Teil auch spezifische Fragen zu Förderprogrammen für Mädchen sowie gezielte Fragen zu den entwickelten Empfehlungen. 

Die befragten Organisationen aus dem Planet MINT-Netzwerk können folgendermassen zugeordnet werden: 11 davon sind schweizweit aktiv, vier agieren kantonal (Zürich, St. Gallen, Aargau, Schaffhausen). Die Zielgruppen der einzelnen Initiativen umfassen Kinder bis 9 Jahre (12x), von 10 bis 14 Jahren (14x) oder Jugendliche ab 15 Jahren (11x). Zwei der Initiativen nennen ausschliesslich Mädchen als Zielgruppe, neun Organisationen nennen Mädchen und Jungen und zwei nennen vorwiegend Schulklassen. Drei der Initiativen erwähnen zusätzlich, dass sie spezielle Kurse für Mädchen anbieten. Des Weiteren haben in der Vergangenheit elf der Organisationen bereits Formate angeboten, welche sich vorwiegend an Mädchen bzw. junge Frauen richteten (z.B. Meitli-Technik-Tage, Programmierkurse für Mädchen, DanceBots Workshop, Girl Scouts Digital Art oder das Mädchenmagazin KALEIO). Die Organisationen gibt es durchschnittlich seit sieben Jahren, während manche bereits seit über zehn Jahren bestehen (5x) und andere erst seit 1-2 Jahre aktiv sind (5x). Vor allem Themenbereiche aus der Mathematik (4x), dem Bereich Informatik und Medien (12x), Naturwissenschaften (10x) und Technik (11x) spielen in den Angeboten eine Rolle. Spezifische Themen sind zum Beispiel Game Design, Mediengestaltung, Programmierung (visuell /textuell), Cybersecurity, Digital Storytelling aber auch überfachliche Kompetenzen wie Fehlerkultur, vernetztes Denken, interdisziplinäre Verknüpfungen, Digitalisierung, Robotik, Nachhaltigkeit, Umwelt, Ernährung, Entwicklung von Webseiten/Apps, Basteln oder Elektronik. Weitere Themen sind in der Wortwolke von Abbildung 3 ersichtlich.

Abbildung 4: Antworten von Planet MINT-Organisationen zu einzelnen Angeboten

Des Weiteren werden Themen wie konkrete Berufsbilder oder Informationen zu Inhalten von MINT-Studiengänge vermittelt. Praktische Workshops z.B. zu Brückenbau, Roboter, Produktentwicklung, Solarzellen löten, Experimente in Chemie und Physik, ein spielerisches Lernen im Sinne des Spiralcurriculums sowie auch Astronomie und Weltraumwissenschaften ergänzen das Angebot. Diese Aktivitäten werden als Einzelkurse von wenigen Stunden bis hin zu aufbauenden Kursen oder Kurswochen z.B. in den Ferien oder als offenes “Lab-Format” (ein Kommen und Gehen) angeboten. 13 der befragten 16 Initiativen geben an, pro Jahr mehr als 500 Kinder und Jugendliche zu erreichen. Drei nennen eine Anzahl von 50-100 teilnehmenden Kindern und Jugendlichen. Dabei machen Mädchen entweder weniger als 30% (7x) bzw. 50-60% (7x) der Teilnehmenden aus. 

Die folgenden Fragen beziehen sich vor allem auf die Angebote, die speziell für Mädchen konzipiert sind. Das sind beispielsweise Formate für Jungs und Mädchen (mit spezieller Ausrichtung für Mädchen; 10x), Formate nur für Mädchen (4x), Möglichkeiten, mit weiblichen Role-Models in Verbindung zu treten (4x), Formate für Mädchen gemeinsam mit der Industrie (3x), Online-Kurse für Mädchen (2x), spezielle Challenges/Wettbewerbe für Mädchen (2x), Mentoring-Programme für Mädchen (2x) oder reguläre Formate nur für Mädchen (1x). Sechs Initiativen geben an, dass sie speziell auf Mädchen ausgerichtetes Marketing betreiben. Social-Media-Kanäle werden dabei von acht Organisationen verwendet, neun setzen Role-Models ein und fünf nennen gleichaltrige Role-Models, welche mit den Mädchen zusammenarbeiten. Sechs der befragten Organisationen rekrutieren Kinder und Jugendliche an Schulen, drei gemeinsam mit Verbänden und zwei haben Jugendzentren im Fokus. Als Social-Media-Plattform kommt vorwiegend Instagram zum Einsatz (4x), während Einzelne auch TikTok-, Facebook-, Youtube-, LinkedIn- oder Twitch-Profile betreiben. Ein Alumni-Netzwerk wird nur von zwei der Organisationen gepflegt. 

Erfolgreiche Aktivitäten für Mädchen können anhand der Antworten der Organisationen in vier Kategorien eingeteilt werden: 

  1. Angebote exklusiv für Mädchen: Dadurch, dass die Mädchen unter sich sind, entsteht ein Raum, in dem sie Gleichgesinnte treffen und ungezwungene Interaktionsmöglichkeiten nutzen können. Dies schafft einen “Safe Space”, in dem sie sich frei entfalten und ein Netzwerk bilden können.
  2. Fokus auf Kreativität (Games): Die Aktivitäten sollten eine kreative Komponente und freie Gestaltung beinhalten. Es wird auch erwähnt, dass Mädchen Aufgaben anders angehen können. Zum Beispiel fangen Jungen oft schneller an, machen aber auch mehr Fehler. Die Mädchen sind zu Anfang teils etwas unsicher, können am Ende jedoch tolle Ergebnisse vorweisen. Wichtig ist, dass keine Vorkenntnisse erforderlich sind und dass die Tätigkeit für alle zu bewältigen ist (Stichwort: einfach, aber anspruchsvoll).
  3. Role-Models: Die folgenden Stichworte werden genannt: Ein begleitendes Mentoring-Programm, das Erleben von Expertinnen sowie das Aufzeigen weiblicher und männlicher Vorbilder. Besonders positiv ist auch ein direkter Austausch mit den Lernenden, im Rahmen dessen junge Frauen erzählen, warum sie einen Beruf gewählt haben. So bekommen die Kinder eine konkrete Vorstellung von der Berufswelt. Wichtig ist auch, dass die Lehrkräfte selbst dafür sensibilisiert werden und Role-Models gezielter einsetzen.
  4. Marketing/Sponsoring: Neben der Qualität des Marketings wurde auch die harte Arbeit angemerkt, die notwendig ist, um diese Zielgruppe zu erreichen. Um Mädchen anzusprechen, ist gezielte und breit angelegte Werbung oder sogar eine langfristige Strategie notwendig. Je bekannter und erfolgreicher die Angebote sind, desto mehr Mädchen werden erreicht.

Bei Kursen an Schulen wurde auf die Bedeutung einer aktiven und für das Thema sensibilisierten Schulleitung hingewiesen. Für die Nutzung durch die Lehrkräfte sollten Materialien attraktiv, spielerisch und leicht verständlich aufbereitet werden, da Lehrkräfte nicht genügend Zeit hätten, sich in unterschiedlichen Materialien einzuarbeiten. Finden solche Aktivitäten an der Schule statt, werden auch die Mädchen einbezogen.

Weiter wurden die Organisationen nach der Quelle oder Inspiration für ihre jeweiligen Angebote gefragt.  Hierzu wurden am häufigsten Tipps von anderen Initiativen/Externen genannt (6x). Als weitere Grundlage nannten die Befragten Literatur/Ergebnisse aus der Forschung (4x), Internetrecherche (3x), “Bauchgefühl” (2x), Feedback von Teilnehmenden/Eltern (2x), eigene Ideen (2x), Marktrecherche oder Wunsch von Unternehmen (je 1x). Als erfolgreich werteten die befragten Organisationen Angebote, die vollständig ausgebucht waren oder bei denen bereits seit längerer Zeit Nachfrage besteht (7x). Positive Evaluierungen (8x) und direktes Feedback durch Teilnehmende sowie ihrer Eltern (2x) wurden ebenfalls für die Bewertung hinzugezogen.

Folgende “Lessons Learned” konnten notiert werden: 

Zusätzlich wurden die Vertreter:innen der einzelnen Organisationen befragt, welche Aktivitäten nicht erfolgreich von Mädchen angenommen wurden. Hier wurde genannt, dass es grundsätzlich schwer sei, Mädchen zu erreichen. So würden Programmierkurse viel häufiger von Jungen besucht, obwohl sie Mädchen, die schlussendlich dabei sind, stets gefallen. Des Weiteren wurden Online-Angebote, welche während des Lockdowns 2020/2021 angeboten wurden, als nicht erfolgreich vermerkt. Als genereller Grund für den geringen Mädchenanteil bei Teilnehmenden wird zusätzlich genannt, dass Eltern gar nicht auf die Idee kommen würden, ihre Töchter für MINT-Kurse anzumelden. Zurückzuführen sei dies möglicherweise auf zu geringe oder unpassende Marketingmassnahmen. Auch sei es möglich, dass Jungen sich eher von den gewählten Themen angesprochen fühlten oder die Kursinhalte zu spezifisch formuliert seien. Der Misserfolg zeigte sich vor allem in einer deutlich geringeren Anzahl an Anmeldung von Mädchen (z.B. gemischte Kurse mit bis zu 90 % Jungen), in geringem Engagement der Mädchen oder in Rückmeldungen beziehungsweise Feedback. Als “Lessons Learned” wurden hier folgende Punkte genannt: Lehrpersonen weiterbilden, den Kurs direkt im Unterricht durchführen, Kurse an einer Hochschule anbieten oder die Inhalte anders kombinieren. Eine weitere Aussage verwies auf den Einfluss konkurrierender Angebote auf den Erfolg: “Wenn ein grosses Angebot zur Auswahl steht (z.B. Ferienplausch), erreichen wir viel weniger Mädchen. Sie scheinen dann eher nach stereotypen Mustern zu wählen. Wird das Angebot allein beworben, ohne ‚typisch weibliche‘ Konkurrenzangebote, steigt der Anteil der Mädchen.”

Auf die Frage, welche Empfehlungen für MINT-Initiativen in erster Linie berücksichtigt werden sollten, wurden die folgenden Punkte genannt: Praktische Beispiele (15x), Gender- und Diversitätsaspekte (12x), Best-/Good Practice Beispiele (11x), eine Checkliste für die Rekrutierung von Mädchen (10x), eine Checkliste für das Ausrichten von Formaten für Mädchen (9x), Überblick über aktuelle Literatur/Forschung (9x) und generelle Empfehlungen (7x).

Abschliessend konnten die folgenden Kommentare zu den bestehenden Empfehlungen gesammelt werden:

4.2 Fokusgruppengespräche mit Mädchen

Im Zuge dieses Reports wurden zwei Fokusgruppengespräche durchgeführt. Das erste Gespräch wurde am 14. September 2022 in den Räumlichkeiten von “Startbahn29”8 in Dübendorf durchgeführt. Das Experimentier- und Forscherlabor befindet sich an einem aussergewöhnlichen und spannenden Lernort im Innovationspark Zürich, mit Schnittstelle zur Forschung und Zugang zu Hightech-Infrastruktur, etwa aus dem Robotikbereich der ETH Zürich. Kinder und Jugendliche sowie junge Erwachsene zwischen 7 und 25 Jahren lernen die faszinierende Welt der Naturwissenschaften kennen. Die Mädchen sind Teil des Mentoring-Programms “Swiss TecLadies” – eine Initiative von SATW. Das Mentoring-Programm richtet sich an Mädchen im Alter von 13 bis 16 Jahren, die ihre technischen Talente fördern und sich über technische Berufe informieren wollen. Während neun Monaten werden sie dabei von einer erfahrenen Mentorin aus der Technikwelt begleitet und erhalten umfassende Einblicke in die Berufswelt. In mehreren Workshops erleben sie die Vielfalt der technischen Berufe hautnah und stärken ihre Persönlichkeit. Das Programm startete Anfang September 2022 mit 14 Mädchen. Im Zuge dieses ersten Workshops hatten die Mädchen die Aufgabe, innerhalb von drei Stunden mit einem kleinen Elektromotor ein E-Fahrzeug zu bauen. Dafür standen ihnen unterschiedliche Materialien des Makerspaces der “Startbahn29” zum Experimentieren und Tüfteln zur Verfügung. In der Pause wurde ein Fokusgruppengespräch mit vier der teilnehmenden Mädchen (Alter: 13-15 Jahre, Mittelwert: 14.25) durchgeführt. Die Mädchen stammen aus den Kantonen Zürich, St. Gallen und Luzern. 

Das zweite Gespräch wurde am 26. Oktober 2022 am Standort von “go tec!”9 in Neuhausen am Rheinfall durchgeführt. Die Initiative unterstützt unter anderem Lehrer:innen bei der Umsetzung der entsprechenden Lernziele in unterschiedlichen MINT-Bereichen und bietet dazu eine Reihe an Kursen an. Diese finden jeweils im Schulzimmer und auch im eigenen “go tec!”-Labor statt. Der zweistündige Kurs selbst wurde gemeinsam mit dem “Coding Club for Girls” der EPFL-SPS für Mädchen im Alter von 11 bis 16 Jahren angeboten. Im Kurs sollten die Mädchen mit Hilfe der Programmiersprache Python das Spiel “Snake” programmieren. Da aber mit dem Programm etwas nicht funktionierte, programmierten die Kinder mit Scratch malende Schildkröten. Am Ende des Kurses nahmen fünf Mädchen (Alter: 13-15, Mittelwert: 13.6) an diesem Fokusgruppengespräch teil. Die Mädchen stammen aus den Kantonen Schaffhausen, Bern und Zürich.

Ziel dieser Gespräche war es, mehr über die Zielgruppe, ihre Vorlieben und Beweggründe herauszufinden. Dafür wurde das schriftliche Einverständnis der Eltern vorab eingeholt und die Kinder über die Anonymisierung ihrer Daten und Rechte informiert. Die Gespräche wurden mit Hilfe eines Leitfadens (Helfferich, 2011) strukturiert, basierend auf drei Leitfragen mit zusätzlichen Teilfragen. Die erste Leitfrage befasst sich mit der Freizeit, den Lieblingsfächern und Hobbys der Mädchen. Hier wurden zum einen kreative Hobbies angegeben wie Zeichnen, Lesen, Schreiben (Bücher oder Songs) und zum anderen sportliche Freizeitgestaltung wie Karate, Geräteturnen, Eishockey oder Tennis. Eines der Mädchen nannte als Hobby auch Lernen, z. B. Sprache oder Mathematik, eines der Mädchen Familienzeit und ein weiteres sagte “In meiner Freizeit fahre ich gerne mit meinem Motorrad, repariere es auch gerne”. In der zweiten Gruppe überwiegten verschiedene technische Anwendungen wie Netflix, YouTube, Videospiele wie Onlinespiele (z.B. Fortnite, Minecraft), oder auch Apps wie “Pop Star” oder “Gacha Life”: “Also ich spiele nicht allzu oft, weil ich nicht so viel Zeit habe und auch wegen den Eltern, aber wenn ich mal spiele, dann spiele ich so richtig lang. Vor allem so Horrorspiele oder Actionspiele.” Ein Mädchen nannte auch Programmieren: “Also, wenn ich eine Idee habe, dann programmiere ich auch in Scratch … also so Spiele”. Auch in dieser Gruppe wurde das Hobby “Zeichnen” öfters genannt, bis hin zu Animationen erstellen: “ (…) ich animiere auch ein bisschen (…) so animierte Videos und dann schneide ich sie zusammen (…) Karikaturen und so (…) wo so kleine Strichmännchen tanzen, und lustige Sachen machen”. Andere nannten auch Schreiben von Gedichten oder Geschichten und das Lösen von Rätseln wie Sudoku. Die erste Gruppe nannte erst auf Nachfrage einige Apps bzw. Spiele, dabei aber hauptsächlich analoge Spiele wie Pokern oder die Siedler von Catan. Apps bezogen sich vor allem auf soziale Medien wie WhatsApp, Pinterest (für Ideen z.B. für Strickvorlagen), TikTok, Snapchat oder Instagram. “Ich spiele keine Spiele, aber ich bin dann häufig auf diesen Apps und scrolle.” Zwei nannten Nintendo Wii und Nintendo Switch als Konsolen, die sie zum Spielen benutzten. Eines der Mädchen wirft ein, dass sie aber keine Gamerin sei: “Ich spiele fast nie, aber manchmal in den Ferien, einfach um andere Gedanken zu bekommen (…) Also ich bin nun nicht so eine Gamerin, aber manchmal so eine Stunde (…).

Zu ihren Lieblingsfächern zählen Mathematik (3x), Naturwissenschaftliche Fächer wie Biologie, Chemie, Physik (2x), Sport (2x), Sprachen (3x) oder Zeichnen (2x). 

Die zweite Leitfrage beinhaltete vor allem Teilfragen zu MINT-Vorwissen/Kursen und Wünsche/Berufsvorstellungen. Eine weitere Frage war, was die Mädchen noch gerne lernen, gestalten oder können möchten (hinsichtlich zukünftiger Aktivitäten).

Zum Informatikunterricht in der Schule hatten die Mädchen gespaltene Meinungen: “Ja wir hatten MI [Medien und Informatik] mit diesem Buch ‘connected’. Naja, letztes Jahr war das etwas langweilig, weil wir nur Theorie hatten, aber jetzt haben wir unsere Sport- und Musiklehrerin in MI und jetzt ist es etwas mehr spannender.” Ein anderes Mädchen erzählt vom Programmieren mit Scratch “Es ist recht cool. Wir haben im letzten Jahr ein bisschen in Scratch programmiert und uns dieses Jahr Verschlüsselungen angesehen.” oder mit Phyton. In der zweiten Gruppe machten die Mädchen vor allem ausserschulisch erste Erfahrungen mit Informatik-Aktivitäten. Die ersten Kurse besuchten hier alle mit 9 bzw. 10 Jahren, bei dem sie sich mit dem Programmieren eines Tanz-Roboters oder dem Gestalten von Webseiten mit HTML auseinandersetzten. Dazu angemeldet wurden sie von den Eltern. Eines der Mädchen erwähnte, dass ihr Vater Informatiker ist “(…) ich konnte von ihm sehr viel anderes noch lernen (…) als kleines Kind war ich immer fasziniert vom Job meines Vaters und als meine Eltern mir davon [vom Kurs] erzählt haben, wollte ich sofort hin.” Eines der Mädchen aus der zweiten Gruppe erzählt von ersten Erfahrungen in der Schule mit Oxocard: “Es hatte mehrere Knöpfe und so. Darauf konnte man mehrere Sachen programmieren, also auch Spiele und so. Das dauerte nur sehr lange. Dann bin ich einmal Elektronikerin schnuppern gegangen und da haben wir so Kreise gemacht und es gab eine Reihe von Lämpchen. Und dann konnten wir programmieren, dass wenn man es dreht, dass es etwas anzeigt (…) und zu Hause hatten wir auch so einen Roboter, den man programmieren kann” (Auf Nachfrage: Lego Mindstorms Roboter). 

Zur Frage, was sie noch gerne lernen möchten, nannte eines der Mädchen aus der ersten Gruppe, dass sie gerne auch mit anderen Motoren arbeiten möchte. Andere Themen, welche in dieser Gruppe genannt wurden, waren die folgenden: Lernen über das Universum, Astrophysik (“weil sowas in die Richtung möchte ich vielleicht auch mal studieren”), Medizintechnik, Röntgen oder Biologie. Die zweite Gruppe nannte keine expliziten MINT-Themen. Hier wurden die Nennungen “richtig gut zeichnen” (z.B. Menschen realistisch zeichnen und auch animieren), besser E-Bass spielen und eine neue Sprache wie Französisch lernen, genannt. 

Die Mädchen in der zweiten Gruppe, ärgerten sich etwas, dass sie nicht den Kurs machen konnten, für den sie sich angemeldet hatten (daher Scratch statt Python) – drei der fünf Mädchen hatten den Ersatzkurs bereits absolviert. Eines der Mädchen äusserte sich dazu aber trotzdem positiv “(…) aber es war natürlich wieder gut, weil so konnte ich mein Wissen wieder hervornehmen und mich wieder erinnern”. Sie bräuchte viel Abwechslung und möge es nicht, wenn es immer wieder das Gleiche sei. Ein Mädchen meinte, dass es vor allem am Schluss etwas langweilig war: “Wir konnten das machen, was wir wollten (…) es wurde ein bisschen langweilig, weil ja am Schluss keine Ahnung (…) ja es hat ein bisschen der Auftrag gefehlt”. Sie würde sich Kurse wünschen, wo man sich länger und intensiver mit einem Thema auseinandersetzen kann. Sie bevorzugt ein freies Experimentieren, benötigt aber auch Vorgaben: “Ich finde auch dass man am Anfang eine kleine Erklärung bekommen sollte und nachher, dass es viel Freiraum hat aber nicht ganz so also schon Aufgaben aber nicht ganz so streng z.B. jetzt musst du ein Dreieck machen, sondern so: Was musst du machen, damit du von A nach Z kommst oder so.”

Als dritte Leitfrage wurden 12 Fotos präsentiert, welche unterschiedliche Situationen aus Kursen darstellen, siehe Abbildung 4. Diese Bilder entstanden im Zuge der “Maker Days for Kids”10 ein Pop-Up Makerspace an der TU Graz (Österreich) oder aus dem aktuellen Projekt der Autorin “Making im Unterricht”11.

Abbildung 5: Unterschiedliche Kurs-Situationen. Quelle der Fotos: CC-BY-NC-ND 4.0 Lehr- und Lerntechnologien, TU Graz, CC-BY-SA 4.0 Making im Unterricht

Die Frage an die Kinder war folgendermassen formuliert: “Wo würdet ihr euch gerne dazusetzen? Was würdet ihr gerne ausprobieren?” Dafür sollten sie zwei Fotos auswählen, ihre Auswahl auf einen Zettel schreiben und diese begründen.

Wenn die Mädchen Fragen zu den einzelnen Situationen hatten, konnten sie nachfragen. Mehr Informationen wollten sie zum Foto 1 (CS Unplugged, Sortieralgorithmus darstellen), 5 (Thymio Roboter), 10/11 (Löten, Stromkreise) und 12 (Kugelbahn bauen). Folgende Fotos wurden dreimal ausgewählt: 2, 7, 10 und 11. Nummer 5 wählten die Mädchen zweimal und die Fotos 1, 3, 4 und 12 jeweils ein Mal. Die Fotos 6, 8 und 9 wurden nicht ausgewählt. Zum Bild mit der Stickmaschine schrieben die Mädchen, dass sie auch zu Hause gerne nähen: “Ich nähe auch eigentlich sehr gerne, ich habe keine Nähmaschine zu Hause. Ich finde das einfach noch spannend (…)”. Zu Foto Nummer 10 wurde folgendes genannt: “(…) manchmal mache ich nicht so gerne Sachen nur am Computer, muss ich ehrlich zugeben. Programmieren und so ist schon faszinierend, aber manchmal habe auch schon gerne etwas mit Handarbeit zu tun, weil es kann spannend sein, z.B. Elektrizität (…) ähm zu programmieren also das zusammen ist dann spannend.” Eines der anderen Mädchen stimmte dieser Aussage zu: “Weil ich auch gerne mit den Händen arbeite und nicht immer nur so am Computer oder ähm Theorie etwas”. Bei Bild Nummer 5 wurde genannt, dass etwas programmiert wird und dann sofort das Ergebnis sichtbar sei. Ein anderes Mädchen ergänzte: “(…) ich kann zwar nicht besonders gut programmieren, weil wir das in der Schule nicht gelernt haben, aber ich finde es ganz spannend.”  

In der zweiten Gruppe wurden als Gründe hauptsächlich genannt, dass es “cool” oder “interessant” aussieht, was gemacht wird. Zum Foto 2 und 11 gab es die folgende Aussage: “Es sieht aus, als ob es viel Material hat, also viel Freiheit beim Gestalten”. Auch das Handwerkliche war wieder ein Thema: “Weil ich das Handwerkliche daran mag, also dass man einfach was in der Hand haben kann.”

Aus diesen Antworten wurde eine repräsentative Darstellung einer “Persona” entwickelt. Eine Persona ist eine Beschreibung von Benutzer:innenmerkmalen und zeigt die spezifischen Ziele von Personen auf (Cooper, 2003). Laut Cooper sollte eine Persona in Text und/oder Bild dargestellt werden. Diese werden normalerweise erstellt, um Designer:innen dabei zu helfen, Benutzer:innenpräferenzen und Verhaltensmuster zu Vorlieben zu verstehen, zu beschreiben und zu definieren. In unserem Fall zeigt die Persona Amelie ein durchschnittliches Mädchen, das eine MINT-Aktivität besucht (siehe Abbildung 5).

Abbildung 6: Persona für ein durchschnittliches Mädchen, das eine MINT-Aktivität besucht.

Eine weitere Frage, die sich stellt, ist, wie die Persona eines Mädchens aussieht, das nicht an ausserschulischen MINT-Aktivitäten teilnimmt. Falls diese Studie fortgeführt wird, wird empfohlen, die Fotos ähnlicher zu gestalten, d.h. entweder Fotos mit oder ohne Kinder statt nur Geräte abzubilden. Des Weiteren wären längere Fokusgruppengespräche einzuplanen (max. 45 Minuten) sowie vor allem der letzten Frage mehr Aufmerksamkeit zu schenken.

4.3 Diskussionsrunden Planet MINT-Netzwerk

Im Oktober und November 2022 wurden zwei Workshops mit unterschiedlichen Mitgliedern des Planet MINT-Netzwerkes durchgeführt. Hierzu wurden unterschiedliche “kritische Statements” auf Basis der Literaturrecherche aus dem zweiten Kapitel, den ausgefüllten Fragebögen und ersten Auswertungen aus den Fokusgruppen diskutiert. Folgende Statements und offene Fragen wurden dazu formuliert:

Statement 1: In den Schulen fehlt es oft an direkter Ermutigung. Die meisten Mädchen, die MINT-Kurse belegen, haben bereits eine Form der Ermutigung erfahren, z.B. durch ihre Eltern. Zu ihren Lieblingsfächern gehören Mathematik oder Naturwissenschaften, und sie wollen mehr lernen. Das wirft die Frage auf: Erreichen wir nur diejenigen, die ohnehin schon interessiert sind? Wollen wir eine andere Zielgruppe erreichen? Was können wir beeinflussen? Wo können wir sonst noch ansetzen? Und: Welche Rolle spielt der Hintergrund der Schüler:innen (Haushaltseinkommen, kultureller Hintergrund) oder die Ansichten und Vorlieben der Familienmitglieder?

Statement 2: Siehe die Ergebnisse von Antti-Jussi und Karkkainen (2019) zur Nachhaltigkeit von Interventionen. Was tragen unsere Interventionen tatsächlich langfristig bei? Wie zukunftsorientiert/anwendbar ist das Wissen, das Kinder und Jugendliche in unseren Kursen erwerben? Wie können wir Mädchen entlang der Bildungskette stärken? Wo verlieren wir sie?

Statement 3: Stereotype und Vorurteile beeinflussen alle Menschen und führen zu (falschen) Darstellungen. Wenn sie die Wahl dazu haben, folgen Mädchen und Jungen dieser Repräsentation, welche eher dem eigenen sozialen Geschlecht entspricht, anstatt auf der Grundlage der Interessen zu wählen. Als Frau in MINT (vor allem in der Informatik) gehört es immer noch zum Alltag, geschlechtsspezifische Situationen zu erleben, z. B. bei Einstellungs- und Bewertungsverfahren oder restriktiven Vorschriften und Normen. Junge Frauen, die sich für MINT-Karrieren entscheiden, sind oft noch “Pionierinnen” und “Quotenfrauen”, die sich mit Vorurteilen auseinandersetzen müssen. Es reicht vielleicht nicht aus, zu zeigen, dass es vereinzelt Frauen in MINT-Fächern gibt. Offene Fragen: Sind Stereotypen noch ein Thema? Was können wir dagegen tun?

Statement 4: Speziell für Mädchen konzipierte Initiativen können junge Frauen bei ihrer Entscheidung für einen MINT-Beruf unterstützen. Es ist wichtig, dass diese Initiativen auf die richtige Weise und aus nachvollziehbaren Gründen gefördert werden, um eine weitere Verstärkung von Stereotypen zu vermeiden. Im Hinblick auf speziell für Mädchen/Frauen konzipierte Produkte gibt es viele Beispiele, in denen Unternehmen Frauen als eine besondere Unterklasse der Menschheit mit völlig einzigartigen Bedürfnissen und einer unerschütterlichen Vorliebe für die Farbe Rosa vermarktet haben. Dabei sind viele Produkte eigentlich für alle, etwa Lebensmittel, Werkzeuge oder Laptops. Andererseits ist es notwendig, die Bedürfnisse von Frauen zu berücksichtigen, beispielsweise bei Spracherkennungssystemen oder bei (Lern)-Spielen. Forscher:innen argumentieren, dass ein Grossteil der existierenden Entwicklungsumgebungen von Männern entworfen werden und Frauen daher eventuell bei der Arbeit mit diesen Technologien eine männliche Perspektive einnehmen müssen. Wo oder warum brauchen wir mehr Gender-Sensibilität, mehr Gender-Gerechtigkeit, Gender-Achtsamkeit oder eine besondere Stärkung von Mädchen? Brauchen Mädchen besondere Unterstützung oder werden durch eine Fokussierung nur Stereotypen weiter verfestigt? 

In den Diskussionen kamen vor allem viele neue Fragen auf, die in diesem Report nicht weiter beschrieben werden.

5 Empfehlungen für gendersensible MINT-Angebote

Die unterschiedlichen Erhebungen in diesem White Paper zeigen auf: Neben der Stärkung des Selbstvertrauens und der Selbstkompetenz durch möglichst frühe MINT-Aktivitäten sollten Aktivitäten vor allem eine Vielseitigkeit widerspiegeln und nicht primär nur die Technik dahinter zeigen. Wichtig ist es, MINT-Aktivitäten mit folgenden Kompetenzen zu verknüpfen: Kreativität, Innovation, Problemlösekompetenz und das Arbeiten in Teams. Des Weiteren sollten Sinn und Zweck von Technologien und ihre Allgegenwart betont werden.Auf Grundlage des Literaturreviews Spieler, Oates-Induchovà und Slany (2020), weiteren Projekten der Autorin (Making im Unterricht/DIZH: 2021-2023, Code’n’Stitch: 2018-2020, RemoteMentor: 2018-2019), daraus entstandene Publikationen (Spieler, 2022; Spieler, 2021; Spieler, Grandl und Krnjic, 2020; Spieler et al., 2020a; Spieler et al., 2020b; Spieler et al., 2020c; Spieler, Krijic und Slany, 2019; Spieler und Slany, 2019) und den unterschiedlichen Ergebnisse aus diesem Report können die folgenden Empfehlungen formuliert werden. Diese Liste erhebt keineswegs den Anspruch auf Vollständigkeit, sondern ist ein erster Ausgangspunkt für die Sammlung weiterer Beispiele.

6 Fazit und Ausblick

In diesem Bericht wurde die im Jahr 2020 veröffentlichte Literaturübersicht aktualisiert und mit Daten von ausserschulischen Organisationen aus Planet-MINT und Fokusgruppendiskussionen mit Mädchen ergänzt. Während die einzelnen Organisationen auf Bewährtes zurückgreifen wie Mentoring-Programme, spezielle Aktivitäten für Mädchen, Vielseitigkeit und Kreativitätsförderung, ist ein Erfolg nur langsam sichtbar bzw. mit viel Arbeit verbunden. Die Fokusgruppengespräche zeigten, dass die Mädchen bereits sehr MINT-erfahren sind. Das spiegelt sich unter anderem in ihren Lieblingsfächern und teilweise auch in ihren Freizeitaktivitäten wider. Bestärkt wurden sie zusätzlich von ihren Eltern. 

Auf Basis dieser zusätzlichen Erkenntnisse konnten die Empfehlungen überarbeitet und um praktische Beispiele erweitert werden. In zukünftigen Studien sollten die folgenden Punkte berücksichtigt werden:

7 Biographie der Autorin

Prof. Dr. Bernadette Spieler hat 2021 an der Pädagogischen Hochschule Zürich die Professorenstelle für Informatische Bildung am Zentrum Medienbildung und Informatik angetreten. Zusätzlich forscht sie am Zentrum für Bildung und Digitaler Wandel im Schwerpunkt “Computing Skills in Education”. Zuvor war sie als Vertretungsprofessorin Informatik Didaktik am Institut für Mathematik und Angewandte Informatik der Universität Hildesheim in Deutschland tätig. Spieler promovierte 2018 am Institut für Softwareentwicklung an der Technischen Universität Graz in Österreich. Ihre aktuellen Forschungsschwerpunkte umfassen die Informatische Grundbildung, KI-Didaktik, Maker-Education, Programmierkonzepte, Game-Design und Softwareentwicklung, mit einem Fokus auf Gender. Aktuell ist sie in der Definition der Fach-Rahmenlehrpläne Informatik Sek 2 (EDK) beteiligt sowie in den folgenden Ausschüssen aktiv tätig: Education, Professionals  & Diversity von digitalswitzerland, Biber der Informatik Schweiz, Gründerin des Coetry-Lab Zürich, sowie Vorstandsmitglied des Catrobat Vereins zur Entwicklung von Apps für Kinder und Jugendliche. Webseite: https://bernadette-spieler.com und https://phzh.ch/personen/bernadette.spieler.

1 Spieler, B., Oates-Induchovà, L. und Slany, W. (2020). Female Teenagers in Computer Science Education: Understanding Stereotypes, Negative Impacts, and Positive Motivation. Journal of Women and Minorities in Science and Engineering. 26(5). S. 473-510. https://doi.org/10.1615/JWomenMinorScienEng.2020028567

2 https://www.tecladies.ch

3 https://www.epfl.ch/education/education-and-science-outreach/de/wissenschaftsfoerderung/coding-club-for-girls/

4 https://it-feuer.ch/

5 https://ingch.ch/

6 https://educa.ch

7 https://www.parlament.ch/de/ratsbetrieb/suche-curia-vista/geschaeft?AffairId=20223878

8  https://www.startbahn29.ch/

9  https://go-tec.ch/

10 https://learninglab.tugraz.at/informatischegrundbildung/makerdays/

11  https://explore-making.ch

8 Literatur

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Alvarado, C., Cao, Y. und Minnes, M. (2017). Gender Differences in Students’ Behaviors in CS Classes throughout the CS Major. In: Proceedings 2017 ACM SIGCSE Technical Symposium on Computer Science Education, S. 27-32.

Antti-Jussi L. und Karkkainen T. (2019). Identifying Pathways to Computer Science: The Long-Term Impact of Short-Term Game Programming Outreach Interventions. In: ACM Transition Computer Education, 19(3), 30 pages. https://doi.org/10.1145/3283070

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Die Wintersession wird eine geringere Anzahl an politischen Geschäften mit eindeutigem digitalen Bezug behandeln (ca. 15) als die vergangene Herbstsession (mehr als 30).

Der Fokus der Wintersession wird zweifelsohne auf der Wahl der zwei Bundesräte liegen. Daneben bestimmen das „Hot Topic“ Energie und die Umsetzung der OECD-Steuervorlage die beiden Räte.

Ein zentrales Anliegen für die Digitalisierung der Schweiz ist das Bundesgesetz “Einsatz elektronischer Mittel zur Erfüllung von Behördenaufgaben” (EMBAG). Dieses befindet sich in der Differenzbereinigung. Sollte das Gesetz angenommen werden, wovon wir ausgehen, werden im öffentlichen Sektor, spezifischer im Bereich E-Government, folgende Prinzipien realisiert: Open Government Data, offene Standards sowie Open Source. Des Weiteren ermöglicht das EMBAG die Anschubfinanzierung von Public-Private Digitalisierungsprojekten von öffentlichem Interesse. Digitalswitzerland hat sich für das EMBAG eingesetzt und freut sich (hoffentlich!), dass dieser Meilenstein hin zum Prinzip “Digital First” erreicht wird.

Geschäfte im Ständerat

Die Motion “Geschlechterperspektive bei der Digitalisierung berücksichtigen” wird im Zweitrat beraten und verlangt, dass die Geschlechterperspektive bei der Konzeption der digitalen Strategie des Bundes miteinbezogen wird. Das Anliegen der Motion ist wichtig und wünschenswert. Jedoch haben die Diskussionen um die Nominierung der Bundesratskandidat:innen gezeigt, dass kein gesamtgesellschaftliches und politisches Verständnis besteht, wie Chancengleichheit im Hinblick auf die Geschlechterperspektive interpretiert werden soll.

Die Motion “Rahmengesetz für die Sekundärnutzung von Daten” verlangt, dass Grundlagen geschaffen werden, um spezifische Infrastrukturen für die Sekundärnutzung von Daten in strategisch relevanten Bereichen rasch initialisieren und aufbauen zu können. Digitalswitzerland begrüsst die Motion, welche im Erstrat behandelt wird. Ein grosser Wert von Daten liegt in ihrem fast unbeschränkten Potenzial zur Wiederverwendung, also in sekundären Nutzungszwecken. Daten und ihre Wiederverwendung sind eine wichtige Basis für wirtschaftlichen Erfolg und Fortschritt, gesellschaftliche Wohlfahrt sowie staatliches Handeln.

Das Notariatsdigitalisierungsgesetz schlägt vor, dass in Zukunft das Original einer öffentlichen Urkunde auch in elektronischer Form erstellt werden kann. Die elektronischen Originale öffentlicher Urkunden sollen künftig in einem zentralen Urkundenregister gespeichert werden. Der Gesetzesvorschlag wird vom Ständerat als Erstrat behandelt

Damit könnte die Motion “Vollständig digitale Unternehmensgründung sicherstellen”, bei einer Annahme im Zweitrat schnell(er) umgesetzt werden. Die Motion verlangt, dass die Gründung eines Unternehmens ohne Medienbruch – also vollständig digital – möglich sein soll.

Digitalswitzerland begrüsst sowohl das Bundesgesetz als auch die Motion, da beide Geschäfte wichtige Schritte Richtung “Digital First” bedeuten.

Die Motion “Bewahrung der demokratischen Rechte und Stärkung der digitalen Einsatzbereitschaft” verfolgt zwei Anliegen auf Basis der gesammelten Erfahrungen des Corona-Lockdowns: Erstens soll der Stillstand von politischen Fristen sowie das Verschieben von Volksversammlungen und Wahlen in einem ordentlichen Bundesgesetz geregelt werden; zweitens soll die digitale Kompetenz in allen drei Gewalten gefördert und damit auch die Ausübung der direkten Demokratie sichergestellt wird. Digitalswitzerland unterstützt das zweite Anliegen.

Im Bereich Cybersecurity liegt der Fokus auf zwei Geschäften: Die Motion “Beschaffungen von Informations- und Kommunikationstechnologien in der Schweiz zum Schutz der Bevölkerung”, die im Zweitrat behandelt wird, verlangt den Vorzug Schweizer Produzenten gegenüber ausländischen Anbietern bei der Beschaffung von Informations- und Kommunikationstechnologien, welche für die Sicherheit der Schweiz zentral sind. Es ist aber bereits heute so, unter der Voraussetzung, dass eine sicherheitsrelevante Technologie oder ein sicherheitsrelevantes System in der Schweiz hergestellt wird, inländische Unternehmen bevorzugt werden können. 

Digitalswitzerland ist der Meinung, dass die Schweiz Kapazitäten aufbauen muss, um Soft- und Hardware Produkte der Informations- und Kommunikationstechnologien eigenständig zu testen, um ihre kritische Infrastruktur zu schützen. Die Motion “Beteiligung des Bundes beim Aufbau und Betrieb des Nationalen Testinstituts für Cybersicherheit”, welche sich im Zweitrat befindet, deckt dieses Bedürfnis ab, weshalb digitalswitzerland diese Motion aktiv unterstützt.

Geschäfte im Nationalrat:

Die “Digital-Agenda” des Nationalrats fällt in dieser Session eher knapp aus. Im Bereich E-Government wird die Motion ”Finanzierung von dezentralen Digitalisierungsprojekten” im Erstrat behandelt. Das Ziel der Motion ist es sicherzustellen, dass das EMBAG mehr Breitenwirkung erzielt. Die Motion fordert zusätzliche Anreize zur Förderung von Projekten, die keine zentrale Koordination erfordern (also Projekte in Gemeinden oder Kantonen), in ihrer Umsetzung jedoch die Medienbruchfreiheit fördern und so eine effizientere öffentliche Verwaltung ermöglichen.

Eine weitere Vorlage im Bereich E-Government ist die Motion “Schluss mit dem Meldeschein-Chaos in der Beherbergung”, welche im Zweitrat behandelt wird. Diese verlangt,  die Meldepflicht bei gewerbsmässiger Beherbergung von Gästen über eine nationale, digitale Lösung umzusetzen. Ein sinnvoller Vorstoss, da er einen Flickenteppich von analogen und digitalen Lösungen vereinheitlicht.

Im Bereich Digital Health, welche letzte Session das Gros der digitalen politischen Geschäfte ausmachten, wird einzig die Motion ”Elektronische Rezepte für Heilmittel. Bessere Qualität und höhere Patientensicherheit” im Zweitrat behandelt. Der Gesetzesvorschlag würde Ärzt:innen dazu verpflichten, Rezepte für Heilmittel im Rahmen des E-Medikationsprozesses digital auszustellen. Ein weiterer wichtiger Teilaspekt auf dem Weg zu einem digitalen Gesundheitssystem.

Ergänzend muss an dieser Stelle das Postulat “Potential von Digitalisierung und Datenmanagement im Gesundheitswesen nutzen. Die Schweiz braucht eine übergeordnete Digitalisierungsstrategie!”, das vom Bundesrat diesen November zur Annahme empfohlen wurde, verwiesen werden. Eine Annahme würde eine übergeordnete strategische Einordnung der verschiedenen politischen Geschäfte (Patientennummer, Impfbüchlein, E-Medikation) ermöglichen.

Die Motion “Einführung eines Online-Preisrechners für Treibstoffe” fordert die Einführung einer Plattform (Online-Rechner) nach österreichischem Vorbild,welche die Treibstoffpreise aller Tankstellen in der Schweiz listet. Grundsätzlich ist das Vorhaben zu begrüssen, da es mehr Preistransparenz und Wettbewerb fördert. Es ist auch ein weiteres Beispiel für die Förderung von Open Data zum Nutzen der Konsumenten.

Bei Fragen und für Auskünfte kontaktieren Sie uns unter politics@digitalswitzerland.com oder wenden sich an Guillaume Gabus (guillaume@digitalswitzerland.com) oder Mattia Balsiger (mattia@digitalswitzerland.com).

Vorliegende Studie hier herunterladen.

Zusammenfassung

Seit 2010 lässt die ICT-Berufsbildung Schweiz den Fachkräftebedarf in der mittleren bis langen Frist abschätzen. Diese Prognosen sind für Laien teilweise schwer glaubhaft, da von einem Bruttobedarf im Bereich von 120’000 Personen ausgegangen wird und unter Berücksichtigung der Neuabsolventen und Neuabsolventinnen sowie Zuwanderung in den nächsten neun Jahren noch ein Nettobedarf im Bereich von 30’000 bis 40’000 ICT-Fachkräften bleibt.

Wertschöpfungsverlust als direkte Opportunitätskosten des ICT-Fachkräftemangels

Viele der Anpassungsmassnahmen der Schweizer Unternehmen (höhere Löhne, mehr Weiterbildung für
die Mitarbeitenden, Reduktion der Anforderungen an Bewerbende etc.) haben für die Firmen zwar eine
Kostenfolge, sind volkswirtschaftlich aber wenig problematisch und gehören zum normalen Lauf der Wirtschaft. Wenn jedoch Arbeitsplätze ins Ausland verlagert werden oder Aufträge abgelehnt werden müssen, dann handelt es sich um eine Wertschöpfung, welche eigentlich in diesem Land hätte erbracht werden können. Und da die ICT-Branche im Vergleich zu anderen Sektoren sehr hohe Löhne zahlt, Arbeitsplätze auf allen Bildungsstufen anbietet und wahrscheinlich zu den zukunftssichersten Berufen zählt, wiegt der Wertschöpfungsverlust schwer.

Basierend auf der neuesten Fachkräftestudie der ICT-Berufsbildung Schweiz ist bis zum Jahr 2030 von
einem kumulierten Wertschöpfungsverlust von bis zu 31.1 Mrd. CHF auszugehen. Dies entspricht der
Wertschöpfung, welche heute die ganze Versicherungsbranche in einem Jahr erwirtschaftet.

Wachstum der Beschäftigung verschleiert relative Schwäche

Trotzdem wird der ICT-Fachkräftemangel häufig ad acta gelegt. Dies unter anderem deshalb, weil er als
Luxusproblem angesehen wird und zum anderen, weil vermutet wird, dass diese Zahlen wahrscheinlich
zu hoch gegriffen sind.

Nun konnte in den letzten Jahren mittels Backtesting gezeigt werden, dass diese Prognose in der Vergangenheit stets zu konservativ ausfiel. Das Gefühl des «Luxusproblems» hängt auch damit zusammen, dass das Berufsfeld ICT in den letzten Jahren trotzdem stark wuchs: Übten 2013 noch 4.8 Prozent der Beschäftigten einen ICT-Beruf aus, so stieg dieser Anteil bis 2021 auf 5.5 Prozent.
Dabei verbirgt dieses Beschäftigungswachstum den Sachverhalt, dass die Schweiz in Europa an Boden
verliert. Die Schweizer Wirtschaft wird zwar digitaler, aber andere Länder überholen die Schweiz: Wies
die Schweiz 2013 noch den vierthöchsten Anteil an ICT-Beschäftigten im Rahmen der Gesamtbeschäftigung auf, so ist es 2021 nur noch Platz 9. So waren beispielsweise Irland und die Niederlande 2013 noch fast gleichauf mit der Schweiz (4.7 Prozent ICT-Berufe an allen Berufen) und sind nun mit 6.3 bzw. 6.7 Prozent neu auf Rang 5 bzw. 3.

Fachkräftemangel als Hindernis zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit

Die Schweiz ist in den internationalen Rankings zur Wettbewerbsfähigkeit immer in der Spitzengruppe.
Dies gilt auch für Rankings, welche sich auf die digitale Wettbewerbsfähigkeit konzentrieren, wie das IMD World Digital Competitiveness Ranking. Hier ist die Schweiz vor zwei Jahren um einen Platz auf Rang 6
abgerutscht. Bei der Detailanalyse schneidet die Schweiz beim Pfeiler «Knowledge» zwar weltweit am
besten ab, dieser Spitzenrang ist aber primär der hochqualifizierten Zuwanderung von ICT-Fachkräften zu verdanken (die es zu erhalten gilt). In den Umfragen zu den «Digital and Technological skills» rangiert
noch Platz 11 hinter Schweden (2) und Dänemark (3), was darauf zurückzuführen ist, dass die befragten
Führungskräfte die Verfügbarkeit von ICT-Spezialisten als deutlich schwächer einstufen. Dies, kombiniert
mit dem im Vergleich zu anderen Ländern weniger rasch wachsenden Berufsfeld, schwächt die digitale
Wettbewerbsfähigkeit über die Zeit deutlich. Auch wenn sich diese Entwicklung in den Rankings insgesamt nicht so rasch abbildet, da die Schweiz mit ihrem Wohlstand in vielen anderen Kategorien solche Rückschläge aufzufangen vermag.

Fachkräfteparadoxon der Wirtschaft

Angesichts der vorliegenden Zahlen stellt sich die Frage, weshalb die Schweizer Unternehmen nicht aktiver gegen den Fachkräftemangel vorgehen. Zum einen gibt es viele Firmen in der Schweiz, welche sich beispielsweise in der beruflichen Grundbildung engagieren, Löhne erhöhen, Weiterbildungsangebote ausbauen etc. Zum anderen macht auch die «Tragik der Allmende» zu schaffen. Damit wird in der Ökonomie das Problem beschrieben, dass es zwar ein soziales Optimum gibt, wovon alle profitieren, dass aber die Abweichung von der benötigten gemeinsamen Strategie profitabler ist. Konkret bedeutet dies: Es wird interessanter, sich aus der Grundbildung (etwas) zurückzuziehen, je mehr sich andere Unternehmen engagieren. Politisch könnte hier ein Berufsbildungsfonds helfen, welcher heute jedoch undenkbar ist, da ICT-Fachkräfte als Querschnittsfunktion in allen Branchen benötigt werden und es rechtlich nicht möglich ist, alle Unternehmen zu verpflichten.

Einleitung

1.1 Hintergrund und Zielsetzung

Die ICT-Berufsbildung Schweiz lässt seit 2010 den Bildungsbedarf in der Informations- und Kommunikationstechnologie (ICT) abschätzen1. Der Verband nutzt diese Prognose als strategisches Instrument zur Bestimmung, ob die Ausbildungsanstrengungen des Verbands und der Wirtschaft den künftigen Bedarf zu decken vermögen. Als Konsequenz hat sich der Verband immer ambitioniertere quantitative Ziele gesetzt und konnte zusammen mit der Wirtschaft die Zahl der Lehrstellen stark steigern. Trotzdem veranschaulicht diese Bedarfsprognose auch, dass jeweils ein Bedarf von ungefähr 120’000 Personen vorhanden ist, welche zurzeit keine ICT-Tätigkeit ausüben und in einem Zeitraum bis neun Jahren in das Berufsfeld eintreten. Berücksichtigt man die Zahl der zu erwartenden Neuabsolventen, Neuabsolventinnen sowie Zuwanderer und Zuwanderinnen, so resultiert hieraus ein zusätzlicher Ausbildungsbedarf (Nettobedarf) in der Grössenordnung von 30’000 bis 40’000 ICT-Fachkräften. Fehlende Fachkräfte sind in erster Linie ein Problem für die Arbeitgebenden, während die Arbeitnehmenden von noch besseren Löhnen und mehr Aus- und Weiterbildungsangeboten sowie guten Karrierechancen profitieren. Aus Sicht der ICT-Dachorganisation digitalswitzerland stellen sich aber gesamtwirtschaftliche Fragen:

1.2 Methodik und Daten

Die Fachkräftestudie 2022 der ICT-Berufsbildung Schweiz erscheint kurz nach der Publikation dieser Studie. Die ICT-Berufsbildung Schweiz hat erlaubt, dass die Berechnungsgrundlage auch für diese Studie genutzt werden darf. Entsprechend können für die Berechnung des potenziellen Wertschöpfungsverlusts die Verteilung der Fachkräfte auf einzelne Branchen wie auch die Information zum Fachkräftebedarf einfliessen.

Bei der Analyse der Wettbewerbsfähigkeit liegt der Fokus auf den Zahlen von Eurostat zur Beschäftigung
von ICT-Beschäftigten in Europa wie auch auf dem IMD-Ranking «World Digital Competitiveness». Zwar
gibt es eine Vielzahl von anderen Rankings, aber dieses ist sehr anerkannt, fokussiert auf die Digitalisierung und berücksichtigt die Schweiz als Teil der Analyse.

1.3 Die Informations-und Kommunikationstechnologie (ICT)

Die ICT ist sowohl eine Tätigkeit als auch eine Branche. In beiden Funktionen beeinflusst sie die schweizerische Volkswirtschaft im Rahmen ihrer Querschnittsfunktion. Es ist wichtig, diese zwei Aspekte auseinanderzuhalten:

Branche. Das Bundesamt für Statistik zählt Unternehmen zum ICT-Sektor, welche die Digitalisierung der Wirtschaft vorantreiben. 2 Darunter fallen IT-Dienstleistungsunternehmen zur ICT, zum Beispiel Produzenten von Software oder Anbieter von hardwarebasierten Leistungen (etwa Cloud-Services, Hosting, Rechenzentren, Webportale) bzw. entsprechende Betreuer. Überdies zählen auch Herstellervon Hardware (inklusive deren Reparatur), der Grosshandel und das Verlagswesen im Bereich ICT sowie Firmen im Telekommunikationsbereich dazu.

Fachkräfte / Spezialisten / Berufsfeld / Tätigkeit. In vielen Wirtschaftsbereichen
entspricht die Branche auch der mit Abstand wichtigsten Arbeitgeberin von
gleichnamigen Fachspezialistinnen und -spezialisten, nicht aber im Fall der ICT. Die
ICT-Fachkräfte arbeiten in fast allen Branchen, so in ausgeprägtem Masse im Finanzsektor, in freiberuflichen Tätigkeiten, in der Verwaltung oder in der Industrie. Dabei wird das ganze Spektrum der ICT-Ausbildungen von Berufslehre bis Hochschulstudium nachgefragt. Die Definition des Berufsfelds ICT basiert auf dem weltweit verwendeten UNO Standard der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO). 3

Folgen des ICT-Fachkräftemangels für die ganze Schweiz

2.1 Wertschöpfungsverlust durch den ICT-Fachkräftemangel

Die essenzielle Stärke unseres Wirtschaftssystems ist der Umgang mit knappen Ressourcen. Während planerische oder technokratischere Systeme auf dem Papier für einzelne Problemstellungen effizienter
scheinen, so ist es die Fähigkeit des kapitalistischen Systems, dass bei Knappheit die Ressourcen dorthin alloziert werden, wo sie relativ effizient eingesetzt werden. So gesehen stellt auch eine Knappheit an Fachkräften a priori kein unlösbares Problem für ein marktwirtschaftliches System dar. Gewisse Anpassungsprozesse wie höhere Löhne sowie verstärkte Ausgaben für die Aus- und Weiterbildung von Angestellten sind richtig und wichtig.

Normalerweise reichen diese Signale aus, um mittelfristig wieder ein Gleichgewicht auf dem Arbeitsmarkt herzustellen. Im Fall der ICT erschweren drei Faktoren dieses Einpendeln: Erstens wächst das Berufsfeld ICT seit Jahrzehnten dreimal schneller als die Gesamtbeschäftigung in der Schweiz (vgl. IWSB (2022)). Zweitens dauern die Ausbildungszyklen mehrere Jahre. Drittens stagniert der Pool an MINT4-interessierten Personen seit Jahren. Kombiniert bedeutet dies, dass die Anpassungsprozesse auf der Arbeitsangebotsseite schlicht länger dauern als auf der Arbeitsnachfrageseite. Ferner sind generell im Themenfeld MINT Fachkräfte rar.

Aus volkswirtschaftlicher Sicht sind zum Beispiel Lohnanpassungen keine Wertschöpfungsverluste, es verschiebt sich lediglich die Marktmacht zugunsten der Arbeitnehmenden. Problematisch sind Verlagerungen von Arbeiten ins Ausland (Outsourcing, Nearshoring) oder der Verzicht auf Aufträge. Doch auch diese Verluste sind nur gewichtig, wenn die Aufträge eine – im Vergleich zur restlichen Wirtschaft – überdurchschnittliche Wertschöpfung erbringen.

Die Bestimmung dieser Wertschöpfung ist schwierig, da die ICT-Beschäftigten in vielen Branchen tätig
sind, nur rund ein Drittel arbeitet in der ICT-Kernbrache (vgl. IWSB (2022)). Ein guter Indikator sind die
gezahlten Löhne im Berufsfeld. Wie Abb. 1 verdeutlicht, ist der ICT-Bruttomedianlohn (8’900 CHF) im Vergleich zum Durchschnitt in der Schweiz (6’500 CHF) sehr hoch. Aber auch im Vergleich zum Medianlohn der MINT-Berufe (7’700 CHF) werden hohe Löhne bezahlt, was impliziert, dass die erbrachte Wertschöpfung in der Unternehmung ebenfalls hoch ist.

Um den Wertschöpfungsverlust als Folge des ICT-Fachkräftemangels zu bestimmen wurde folgendes Vorgehen auf Basis der ICT-Fachkräfteprognose 2030 gewählt:

Aggregiert man nun diesen Wertschöpfungsverlust für alle Jahre bis zum Jahr 2030, so kann die Schweiz Wertschöpfung im Wert von bis zu 31.1 Mrd. CHF nicht realisieren. Dies entspricht der Wertschöpfung, welche heute die ganze Versicherungsbranche (30.8 Mrd. CHF) in einem Jahr erwirtschaftet.

Dieser Wertschöpfungsverlust ist eher als obere Grenze anzusehen. Einerseits ist es denkbar, dass es gelingt, noch deutlich mehr ICT-Fachkräfte als bisher aus dem Ausland zu rekrutieren und andererseits könnten die verstärkten Ausbildungsanstrengungen der ICT-Berufsbildung Schweiz gegebenenfalls bereits etwas früher schon Erfolge erzielen.

2.2 Entwicklung der ICT-Beschäftigung im internationalen Vergleich

Erfreulicherweise wächst das Berufsfeld ICT seit Jahrzehnten rund dreimal so schnell wie die Gesamtbeschäftigung in der Schweiz (vgl. Abb. 2). Das ist sowohl mit Blick auf die Digitalisierung als Megatrend als auch mit Blick auf die Löhne als Wertschöpfungstreiber eine gute Nachricht. Auch bedeutet dies, dass es der Schweiz gelingt, gewisse Wachstumschancen zu nutzen. Um das Ausschöpfen von Wachstumspotenzialen beurteilen zu können, lohnt es sich, die Entwicklung anderer europäischer Länder zu betrachten.

Betrachtet man nun das europäische Ranking von Eurostat für 2021, so nimmt die Schweiz mit einem
Anteil von 5.5 Prozent der Erwerbstätigen, was den ICT-Beruf betrifft, den 9. Platz ein. Sie erreicht nur
Platz 10, wenn davon ausgegangen wird, dass das Vereinigte Königreich seinen Anteil gegenüber 2019
mindestens halten konnte. Es liegen diesbezüglich jedoch keine Daten für 2021 vor. Angesichts der 35
betrachteten Länder ist dies ein Rang im vorderen Mittelfeld (vgl. Tab. 2 im Anhang für Details). Auch stieg der Anteil gegenüber 2013 von 4.8 Prozent um 0.7 Prozentpunkte. Damals war die Schweiz jedoch das Land mit der vierthöchsten ICT-Affinität der Tätigkeiten, hinter Finnland, Schweden und dem Vereinigten Königreich.

In Abb. 3 wird der Grund auf Basis ausgewählter Länder deutlicher: Alle dargestellten Länder wurden digitaler, viele aber stärker als die Schweiz. Der Spitzenreiter Finnland war das Land mit dem geringsten
Bedeutungszuwachs in diesem Zeitraum, aber er startete von Platz 1 aus und erhöhte den Anteil trotzdem noch mehr als die Schweiz: 1.1 Prozentpunkte. Schweden konnte mit einem Zuwachs um 2.3 Prozent an der Gesamtbeschäftigung gar Platz 1 erobern. Portugal liegt zwar noch hinter der Schweiz, wird aber als Volkswirtschaft mit Blick auf die ausgeübten Tätigkeiten in gleicher Geschwindigkeit digitaler wie Schweden und könnte die Schweiz somit in ein paar Jahren einholen.

Interessant ist auch der Vergleich mit Irland und den Niederlanden. Beide Länder hatten 2013 den gleichen Anteil ICT-Beschäftigter an der Gesamtbeschäftigung von 4.7 Prozent und damit eine fast identische Ausgangslage wie die Schweiz (4.8 Prozent). Die Entwicklung dieser drei Länder war bis 2017 noch fast gleich, danach legten aber zuerst die Niederlande und ab 2019 auch Irland deutlich stärker zu, sodass die beiden Länder nun 0.8 bzw. 1.2 Prozentpunkte vor der Schweiz liegen.

Die beobachtete Entwicklung ist langfristig problematisch, da ICT-affinere Länder bessere Chancen haben, ICT-Cluster zu entwickeln und sich die bisherigen Tendenzen infolgedessen verstärken können. Es sinkt – relativ zu anderen Ländern – auch der Pool an verfügbaren ICT-Fachkräften, was die Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz in Bezug auf digitale Themen schwächt.

2.3 Effekt des ICT-Fachkräftemangels auf die Rankings zur Wettbewerbsfähigkeit

Die aufgezeigte Schwächung der Wettbewerbsfähigkeit wird sich mit der Zeit auch in den Rankings zur
digitalen Wettbewerbsfähigkeit niederschlagen. Wie, in welchem Umfang und welche Massnahmen dagegen wichtig sind, wird in diesem Kapitel erörtert.

Rankings zur Wettbewerbsfähigkeit werden von verschiedenen Institutionen erstellt. Zu den renommiertesten gehören der Global Competitiveness Index des World Economic Forum (WEF), das World Competitiveness Ranking der IMD Business School oder der Global Competitiveness Index der World Bank. In Bezug auf die digitale Wettbewerbsfähigkeit ist das World Digital Competitiveness Ranking (WDCR) der IMD Business School das renommierteste. Der Index für digitale Wirtschaft und Gesellschaft (DESI) wäre inhaltlich auch ein interessantes Mass, er wird jedoch von der Europäischen Kommission erstellt und vergleicht nur die EU-Länder ohne die Schweiz.

Um zu verstehen, wie sich die gemessene digitale Wettbewerbsfähigkeit verändert, ist es wichtig, die
methodischen Grundlagen kurz darzulegen. Das WDCR besteht aus drei Säulen: «Knowledge», «Technology» und «Future Readiness». Hier schliesst die Schweiz im neuesten Report auf den Rängen 1, 11 und 3 ab, was zum Gesamtrang 6 führt. Jede Säule besteht nochmals aus drei Subindizes, welche auf vier bis sieben Indikatoren fusst. Alle Säulen und Subindizes fliessen mit gleichem Gewicht ein. Die Indikatoren verteilen sich ungefähr hälftig auf «harte» statistische Fakten und «weiche» Umfrageergebnisse bei Führungskräften.

Die Säule «Technology» des WDCR sollte aus Sicht der Schweiz nicht überbewertet werden, da sie einige Indikatoren beinhaltet, welche auf spezifische Eigenheiten der Schweiz zurückzuführen sind. Beispielsweise findet sich die Schweiz beim Indikator «High-tech exports (%)» nur auf Rang 31, was leicht durch die Dominanz der Life-Sciences-Industrie beim Export erklärt werden kann. Oder auch die Verfügbarkeit bzw. Abdeckung mit mobilem schnellem Internet berücksichtigt die Topografie der Schweiz nicht.

Die Säule «Future Readiness» des WDCR ist per se wichtiger, jedoch geht es hier mehr um Themen, welche das digitale Zusammenleben von Staat und Bürger bzw. Staat und Wirtschaft betreffen. Der ICT-Fachkräftemangel fliesst in diesem Zusammenhang nur indirekt in Indikatoren ein, welche zum Beispiel die Agilität der Unternehmen betreffen.

Die Säule «Knowledge» des WDCR hingegen besteht aus drei Subindizes, welche alle mit dem Thema ICTFachkräftemangel verknüpft sind: «Talent», «Training and Education» sowie «Scientific Concentration». Ein Vergleich ist in diesen Subindizes vor allem mit den europäischen Spitzenländern (Schweden #3, Dänemark #4) interessant, da die anderen Spitzenländer entweder deutlich grössere (USA #1) oder weniger gut vergleichbare Strukturen aufweisen (Hong Kong #2, Singapur #5).

Alle drei europäischen Länder verfügen über beträchtliches Verbesserungspotenzial im Hinblick auf die
Gewinnung von Frauen für MINT-Themen bzw. MINT-Themen allgemein («Women with degrees», «Female researchers», «Graduates in Sciences»), wenn man die Anzahl der Publikationen im Verhältnis zu den investierten Mitteln zugrunde legt.

Sehr positiv zu werten ist, dass die Schweiz nicht nur in Kategorien gut abschliesst, in welchen sie dank
des hohen Kapitalstock fast immer gut abschneidet (z.B. «Total expenditure on R&D (%)» bzw. indirekt
«Total R&D personnel per capita»), sondern auch in den Indikatoren «Employee training» und «Scientific and technical employment». Der erste Indikator ist eine Umfrage dazu, wie wichtig die Weiterbildung der
Arbeitnehmenden in Schweizer Firmen ist, während der zweite Indikator sich generell auf MINT-Tätigkeiten bezieht, wobei hier unter anderem auch die starken Life-Sciences ins Gewicht fallen.

Der scheinbare Widerspruch zwischen dem Verbesserungspotenzial bei der Zahl an MINT-Absolventinnen und MINT-Absolventen auf der einen und den hohen Ausgaben für Forschung und Entwicklung auf der anderen Seite löst sich auf, wenn die beiden Indikatoren betrachtet werden, in welchen die Schweiz auf Rang 1 liegt: «International experience» und «Foreign highly-skilled personnel». Die Schweiz vermag noch immer hochqualifizierte ICT-Fachkräfte aus dem Ausland zur rekrutieren. Bei der Verfügbarkeit von digitalen Kompetenzen auf dem lokalen Arbeitsmarkt sehen die befragten Führungskräfte aber die Schweiz nur noch auf Rang 11, während Schweden und Dänemark auf den Rängen 2 bzw. 3 liegen.

Damit ist auch eine zentrale Stärke der Schweiz als kleine offene Volkswirtschaft aufgezeigt. Der Zugang
zu ausländischen ICT-Spezialisten muss auf jeden Fall politisch weiter gewährleistet werden. 12 Prozent
der ICT-Beschäftigten sind im Jahr 2021 im Zeitraum 2017 bis 2021 zugewandert, während dies, auf alle
Berufe in der Schweiz bezogen, nur für 7 Prozent galt (vgl. Abb. 4).

Zu beachten gilt es aber, dass die Arbeitsmärkte im europäischen Ausland für Arbeitskräfte aus den jeweiligen Ländern immer attraktiver werden (vgl. Kap. 2.2). Dadurch wird es trotz höheren Lohnniveaus in Zukunft schwieriger, internationale ICT-Fachkräfte zu rekrutieren.

2.4 ICT-Fachkräftemangel und die «Tragik der Allmende»

Angesichts dieser Ausgangslage und auch unter Berücksichtigung des Problems, dass die Bildungszyklen länger dauern und mit dem grossen Beschäftigungswachstum nicht mithalten können, mag es erstaunen, dass die Unternehmen sich nicht noch mehr engagieren. Zwar ist die Berufsbildung in der ICT etabliert, die Lehrstellen wachsen kontinuierlich an und die Löhne steigen, und doch werden nicht genügend Lehrstellen angeboten. Diese sind essenziell, da die ICT-Lehrabsolventen in grosser Zahl danach auch eine Tertiärausbildung anstreben (mehr dazu in der in Kürze publizierten Fachkräftestudie der ICT-Berufsbildung Schweiz).

Ein gewichtiger Grund für den Mangel an ICT-Lehrstellen ist die sogenannte «Tragik der Allmende». Damit wird in der Ökonomie das Problem beschrieben, dass es zwar ein soziales Optimum gibt, wovon alle profitieren, dass aber die Abweichung von der benötigten gemeinsamen Strategie profitabler ist. Konkret bedeutet dies: Es wird für Unternehmen interessanter,sich aus der Grundbildung (etwas) zurückzuziehen, je mehr sich andere Unternehmen engagieren, da sie selbst auch vom Engagement anderer Firmen profitieren.

Die Politik hat mit der Allgemeinverbindlicherklärung von Berufsbildungsfonds ein Instrument geschaffen, das diesem Problem Einhalt zu gebieten vermag. Die Allgemeinverbindlicherklärung bewirkt nämlich, dass auch Betriebe in die (finanzielle) Verantwortung genommen werden, welche sich nicht (ausreichend) an der Berufsbildung beteiligen.

Die Voraussetzungen für die Allgemeinverbindlicherklärung von Berufsbildungsfonds umfassen vier Aspekte:
• Einhaltung der Quoten (mindestens 30 Prozent der Betriebe der Branche mit mindestens 30 Prozent
der Arbeitnehmenden beteiligen sich bereits finanziell an Berufsbildungsfonds)
• eigene Bildungsinstitution
• Beiträge müssen den branchentypischen Berufen zugutekommen
• Beiträge müssen allen Betrieben der Branche zugutekommen
Die Querschnittsfunktion der ICT verunmöglicht jedoch eine solche Lösung, da der Organisationsgrad
nicht erreicht werden kann, da sich die ICT-Berufe in allen Branchen finden. Daher wäre auch zu überlegen, ob es hier eine direkte staatliche Unterstützung bräuchte.

Fazit

Es konnte aufgezeigt werden, dass die Fachkräfteprognosen der vergangenen Jahre jeweils zu konservativ ausfielen: Das Wachstum des Berufsfelds ICT übertrifft jeweils die Vorhersagen. Auch die Bemühungen der ICT-Berufsbildung Schweiz,zusammen mit der Wirtschaft zusätzliche Lehrstellen zu schaffen, fruchten zwar, sie können aber mit dem Wachstum des Berufsfelds nicht mithalten und so schliesst sich die Fachkräftelücke bis auf Weiteres nicht.

Ausbildungsseitig verhindert ferner die «Tragik der Allmende» zusätzlich, dass ausreichend Lehrstellen geschaffen werden. Das Instrument dagegen (Allgemeinverbindlicherklärung eines ICT-Berufsbildungsfonds) kann jedoch von der ICT nicht genutzt werden, weil das Einsatzgebiet der ICT-Beschäftigten die ganze Schweizer Volkswirtschaft umfasst.

Das grosse Wachstum an ICT-Beschäftigen führt zu einer immer stärker digitalisierten Wirtschaft. Gleichzeitig verliert die Schweiz gegenüber anderen europäischen Ländern an Boden. Länder wie Irland oder die Niederlande waren 2013 bezüglich des Anteils an ICT-Beschäftigten an der Gesamtbeschäftigung noch gleichauf und liegen nun deutlich vor der Schweiz. Dieser Rückstand kann sich leider selbst verstärken, wenn sich in anderen Ländern weitere ICT-Cluster bilden.

Die relative Stärkung der europäischen Länder bedroht auch einen der zentralen Gründe für die hohe
Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz: die Zuwanderung von Fachkräften. Je attraktiver der heimische Arbeitsmarkt wird für ICT-Spezialisten, desto weniger Anreiz existiert, das Heimatland zu verlassen, trotz
eines weiterhin in der Schweiz vorhandenen hohen Lohnniveaus.

Diese langfristige Schwächung der digitalen Wettbewerbsfähigkeit ist real, wird aber durch die internationalen Rankings bis auf Weiteres nicht adäquat reflektiert, da diese auf diesen Aspekt nicht so sensitiv reagieren. Was das IMD World Digital Competitiveness Ranking in der Detailanalyse aber deutlich hervorbringt, ist das grosse Potenzial, über das die Schweiz im Fall der Frauen in der ICT noch verglichen mit anderen Ländern verfügt.

Insgesamt betrifft der ICT-Fachkräftemangel nicht nur alle Branchen, weil sie alle ICT-Spezialisten beschäftigten, sondern auch, weil bis zum Jahr 2030 eine Bruttowertschöpfung im Wert von maximal 31.1 Mrd. CHF nicht realisiert werden kann, die den Wohlstand der ganzen Schweiz heben würde. Dies entspricht der gesamten Wertschöpfung der Versicherungsindustrie in einem Jahr.

Anmerkungen

1 B,S,S. (2010), Econlab (2012, 2014), IWSB (2016, 2018, 2020, 2022).
2 Es handelt sich um die folgenden NOGA-Codes: 26.1-26.4, 26.8 (Herstellung von ICT-Gütern), 46.5 und 58.2 (Vertrieb von ICT), 61 (Telekommunikation), 62 und 63.1 (IT-Dienstleister), 95.1 (ICT-Reparatur). Vgl. www.kubb2008.bfs.admin.ch.
3 Es handelt sich um die folgenden CH-ISCO-19-Codes: 13300, 21520, 21530, 21660, 23560, 24340, 250, 251, 252, 351, 35210, 35220, 74220.
4 Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik.
5 Die aktuellen Zahlen zur Wertschöpfung sind aus dem Jahr 2019.

Literaturverzeichnis

B,S,S. (2010). „ICT-Berufsbildung Schweiz – Quantitativer Bildungsbedarf in der ICT.“ Bern: ICT-Berufsbildung Schweiz.
Econlab (2012). „ICT-Fachkräftesituation – Bildungsbedarfsprognose 2020“. Bern: ICT-Berufsbildung
Schweiz.
Econlab (2014). „ICT-Fachkräftesituation – Bildungsbedarfsprognose 2022“. Bern: ICT-Berufsbildung
Schweiz.
IWSB (2016). „ICT-Fachkräftesituation – Bildungsbedarfsprognose 2024“. Bern: ICT-Berufsbildung
Schweiz.
IWSB (2018). „ICT-Fachkräftesituation – Bildungsbedarfsprognose 2026“. Bern: ICT-Berufsbildung
Schweiz.
IWSB (2020). „ICT-Fachkräftesituation – Bildungsbedarfsprognose 2028“. Bern: ICT-Berufsbildung
Schweiz.
IWSB (2022). „ICT-Fachkräftesituation – Bildungsbedarfsprognose 2030“. Bern: ICT-Berufsbildung
Schweiz.
IMD (2021). „World Digital Competitiveness 2021.“ Lausanne: IMD World Competitivness Center.

Anhang

In der Herbstsession vom 12. bis zum 30. September 2022 sind mehr als 30 Geschäfte zur Digitalpolitik traktandiert – fast ein Drittel (9) hiervon im Ständerat aus dem Themenfeld Digital Health.

Ständerat

Schwerpunkt: Digital Health und elektronisches Patientendossier

Das EPD hört nicht auf, die Politik zu beschäftigen: Die Motion “Elektronische Rechnungen auch im elektronischen Patientendossier ablegen” beabsichtigt auch administrative, also Abrechnungsdaten im EPD abzulegen. Die Motion “Elektronisches Patientendossier. Praxistauglich gestalten und finanziell sichern” zielt darauf ab, das EPD mittels einer zentralen Infrastruktur kundenorienterter und -freundlicher zu gestalten.

Ein konkreter Use-Case, der die Nutzung des EPD vorwärts bewegen soll ist die Motion 21.4313, die den Bundesrat damit beauftragt, die Einführung eines elektronischen Impfausweises kompatibel mit dem elektronischen Patientendossier (EPD) zu realisieren. 

Im Bereich Digital Health ist das Augenmerk auf 2 Motionen zu setzen: Die Motion 21.4374 würde bei einer Annahme den Bundesrat beauftragen, alle betroffenen Gesetze dahingehend anzupassen, dass die Prozesse rund um die Patientenadministration für alle involvierten Parteien der ambulanten und stationären Versorgungsbereichen im Sinne eines virtuellen Schweizer Gesundheitsnetzes digital abgewickelt werden können (Spital, Langzeit, Spitex, Praxen, Apotheken, etc.). Ein zentrales Element, um ein solche Patientenadministration zu verwirklichen, ist ein Patienten-Identifikator, der von allen Partnern im Gesundheitswesen (privat und öffentlich) in der Kommunikation eingesetzt werden kann. Die Motion 21.4373 verlangt ebendies. Alle erwähnten Motionen im Bereich EPD und Digital Health befinden sich im 2. Rat.

Weitere politische Geschäfte, die wir im Ständerat als wichtig ansehen:

Um den akuten Fachkräftemangel und dessen Folgen zu bekämpfen, schlägt die Motion 19.3882 vor, eine Änderung des Ausländerrechts vorzuschlagen, um das heute für Drittstaatenangehörige geltende Kontingentierungsmodell durch einen stärker auf die Bedürfnisse der Wirtschaft ausgerichteten Mechanismus zu ersetzen. Digitalswitzerland hat mit seiner kürzlich veröffentlichten Studie die Opportunitätskosten (von CHF 30 Mrd.!) aufgezeigt, die anfallen, falls der Fachkräftemangel nicht angegangen wird.

Der Schutz der Kinder und Jugendlichen vor Pornografie im Internet ist ein wichtiges Anliegen und ist rechtlich geregelt. Jedoch ist eine Umsetzung wie in der Motion „Unter-16-Jährige“ wirksam vor pornografischen Inhalten auf dem Internet schützen. #banporn4kids#” verlangt, unrealistisch, da bei Anbieterinnen von Internetanschlüssen sich diesbezüglich die Frage von Netzsperren stellt.

Die Motion 21.3180 fordert vom Bundesrat, die vollständig digitale und damit medienbruchfreie Unternehmensgründung sicherzustellen. Dies ist ein guter und richtiger Schritt für das “Digital First”-Prinzip. Wiederum ist anzumerken, dass die Motion die Anzahl bürokratischer Schritte nicht verringert, da das Handelsregister Sache der Kantone ist.

Die drei oben erwähnten Motionen werden im 2. Rat behandelt.

Die vom Bundesrat vorgeschlagene Verfassungsänderung zur Umsetzung der OECD-Steuerreform (15%) in der Schweiz findet Zustimmung in der Kommission für Wirtschaft und Abgaben des Ständerats. Der Bundesbeschluss über eine besondere Besteuerung grosser Unternehmensgruppen (Umsetzung des OECD/G20-Projekts zur Besteuerung der digitalen Wirtschaft) wird vom Ständerat entsprechend während dieser Session als 1. Rat behandelt.

Nationalrat

Wichtige Etappe für das Prinzip “Digital First”

Das vom Ständerat in der Sommersession ohne Gegenstimme durchgewinkte «Bundesgesetz über den Einsatz elektronischer Mittel zur Erfüllung von Behördenaufgaben» (kurz EMBAG) mit den wichtigen zwei Ergänzungen der gesetzlichen Grundlage zur finanziellen Unterstützung von Digitalprojekten von öffentlichem Interesse sowie der Kürzung der Übergangsfrist für die Umsetzung auf drei statt fünf Jahre,, wird im Nationalrat behandelt. Digitalswitzerland hofft dabei auf ein ähnliches Abstimmungsresultat wie im Ständerat. Das EMBAG verankert das “Digital First”-Prinzip in Sachen E-Government. Die Folge wäre ein nachhaltiger Digitalisierungsschub in der Verwaltung.

Die Motion von Ständerat Würth “Die Schweiz voranbringen. Digitale Leuchtturmprojekte mit öffentlichem Interesse anschieben”, wird im Nationalrat behandelt. Wir hoffen auf Zustimmung der Fraktionen. Denn damit würde – ähnlich wie bei der Innovations- und Standortförderung – ein rechtlicher Rahmen gesetzt, damit private sowie privat-öffentliche Digitalprojekte von hohem gesellschaftlichen Interesse umgesetzt werden. Als Beispiel dient Dänemark. Das nordische Land hat bewiesen, dass privat-öffentliche Partnerschaften im E-Government und Gesundheitsbereich sowohl das breite Vertrauen der Bevölkerung geniessen, als auch standortfördernd wirken.

Weitere Geschäfte im Nationalrat

Der Nationalrat wird auch im Hinblick auf die Umsetzung der “Digitalen Strategie Schweiz” die Motion der Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur des Nationalrates “Geschlechterperspektive bei der Digitalisierung berücksichtigen” behandeln. Diese verlangt, die Geschlechterperspektive in die nächste Digitalisierungsstrategie des Bundesrates zu integrieren.
Last but not least wird sich der Nationalrat als zweit Rat mit der Motion “Nachhaltige Entwicklung und Digitalisierung im Tourismus über Innotour stärken” auseinandersetzen. Die Motion verlangt das Ermöglichen langfristiger Finanzierungsmöglichkeiten bei Projekten für nachhaltige Entwicklung und Digitalisierung. Unter anderem wird die Motion damit begründet, dass die nachhaltige Entwicklung des Tourismus zugunsten der Liquiditätssicherungen aufgrund der Folgen der Pandemie in den kommenden Jahren massiv vernachlässigt wird. Die absehbaren Finanzierungslücken könnten so geschlossen werden.

Bei Fragen und für Auskünfte kontaktieren Sie uns unter politics@digitalswitzerland.com oder wenden sich an Guillaume Gabus (guillaume@digitalswitzerland.com) oder Mattia Balsiger (mattia@digitalswitzerland.com).