Die Bildung gilt als die grösste Ressource der Schweiz. Bei der beruflichen Grundbildung nutzen wir sie und leben Chancengleichheit weltweit in einer Vorreiterrolle vor. Bei der Aus- und Weiterbildung können wir noch besser werden.

Die Schweiz zeichnet sich im internationalen Vergleich durch ihren robusten und anpassungsfähigen Arbeitsmarkt und eine hohe Zufriedenheit der Arbeitskräfte aus. Die Digitalisierung, die als vierte industrielle Revolution beschrieben wird, setzt allerdings neue Vorzeichen für die Wirtschaft, aber auch für den einzelnen Menschen am Arbeitsplatz: Schneller, wandelbarer, vielseitiger. Diese Schlagworte umschreiben nicht nur die Chancen der digital vernetzten Welt, sondern auch die persönliche Karriereplanung. Diese unabwendbare Veränderung kann allerdings auch Angst machen. Hier sind wir gefordert. Die Digitalisierung soll bei näherem Hinsehen für Arbeitskräfte nicht zum Schreckgespenst, sondern zu einer guten Fee werden. Wie? Das lebenslange Lernen muss zu einem unverzichtbaren Begleiter sowohl für den Arbeitnehmer als auch für den Arbeitgeber werden, um die neuen Herausforderungen meistern und den Wirtschafts- und Denkplatz Schweiz konkurrenzfähig halten zu können. 

Aus diesen Überlegungen hat der Schweizerische Arbeitgeberverband (SAV) zusammen mit digitalswitzerland die Kampagne #LifelongLearning aus der Taufe gehoben. Unsere Mitgliederverbände können Gesicht zeigen und einem breiten Publikum deutlich machen, welchen Mehrwert Weiterbildung schafft – für sie und das Unternehmen. In Ton und Bild geben Arbeitnehmer ein starkes Zeugnis ihres lebenslangen Lernens ab. Eindrücklich ist, dass vom Jungtalent bis zur Altmeisterin alles vertreten ist, und wer aus eigenem Antrieb am Arbeitsplatz fit bleiben will.  

Nebst der Digitalisierung, die das Gesicht der Arbeit wandelt, bekommt die Schweiz wie in anderen Industriestaaten die Tendenz einer alternden Gesellschaft zu spüren. In den nächsten zehn Jahren werden den Schweizer Unternehmen gegen eine halbe Million Fachkräfte für Vollzeitstellen fehlen. Denn: Während die sogenannte Babyboomer-Generation in Rente geht, treten weniger Junge ins Erwerbsleben ein. Wegen der so entstehenden Lücke, wird sich der Wettbewerb um die begehrten Arbeitskräfte intensivieren. Wir müssen also die Freude am Lernen wecken, die Weiterbildung «on the job» attraktiver machen und Anreize setzen, dass es sich lohnt, mit und für den Arbeitgeber weiterkommen zu wollen. Nicht umsonst geniesst gerade die Schweizer Grundbildung weltweit einen exzellenten Ruf: Wir haben es mit der dualen Ausbildung in Berufsschule und im Unternehmen exemplarisch geschafft, dass in der Theorie gewonnene Kenntnisse am Arbeitsplatz gefestigt werden können. Gerade bei der schulischen Weiterbildung kommt bereichernd dazu: Schwierige Aufgaben aus dem Unternehmen werden in den Klassen diskutiert und verschiedene Denkanstösse in die Firmen zurückgetragen. Dieses Miteinander, das sinnbildlich fürs gemeinsame Weiterkommen steht, sollte während des gesamten Berufslebens, also auch bei älteren Arbeitnehmern, möglich bleiben.

Die Digitalisierung und die steigende Lebenserwartung beflügeln aber auch die freiwillige Arbeit über das Pensionsalter hinaus. Diesem Wunsch von immer mehr Arbeitnehmern dürfen jedoch politisch keine Steine in den Weg gelegt werden. Gleichzeitig kann die Arbeitsmarktfähigkeit von älteren Arbeitskräften gestärkt werden. Deshalb ist der Bundesrat im Mai dieses Jahres in die Offensive gegangen und hat ein Massnahmenpaket verabschiedet, das Menschen im Alter ab 40 Jahren unterstützen will, eine Weiterbildung oder neue Ausbildung in Angriff zu nehmen. Die Zahlen des Bundesamts für Statistik zeigen, wie wichtig diese Doppelstrategie ist: Während 186’000 Personen derzeit über das Pensionsalter hinaus arbeiten, ist der Anteil der Unterbeschäftigten in rentennahen Jahrgängen am stärksten gestiegen. Gerade diese Jahrgänge sind meist nicht nur erfahrene Fachleute, sondern kennen sich auch in ihrem Unternehmen besonders gut aus. Sie bringen also vieles mit, um mit einer Weiterbildung die Chancen der Digitalisierung zu packen.