digitalswitzerland freut sich, die neue Publikation von AMOSA (Arbeitsmarktbeobachtung Ostschweiz, Aargau, Zug und Zürich) über Quereinsteiger:innen vorzustellen, die sich für eine Um- oder Weiterqualifizierung in ICT-Berufe entscheiden. digitalswitzerland kommt zum Schluss, dass Quereinsteiger:innen ein wichtiges Segment des ICT-Arbeitsmarktes sind, dem mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden muss.

Das Problem des Fachkräftemangels der ICT-Branche wird sich nicht von selbst lösen neue Formen des Berufseinstiegs sind gefragt! Dabei sind Quereinsteiger:innen von grosser Bedeutung, wie eine neue Untersuchung von AMOSA zeigt.

Im Jahr 2020 waren in der Schweiz rund 243’000 Personen in ICT-Berufen beschäftigt. Seit 2010 hat die ICT-Branche ein beeindruckendes Wachstum von rund 50 % verzeichnet, verglichen mit einem durchschnittlichen Wachstum von nur 10 % in allen anderen Berufsgruppen. Trotz dieses enormen Wachstums besteht eine hohe Nachfrage nach ICT-Fachkräften.

Gemäss aktuellen Prognosen des Instituts für Wirtschaftsstudien (IWSB) kann der künftige Bedarf an ICT-Fachkräften weder durch Zuwanderung noch durch das Schweizer Bildungssystem gedeckt werden.

Es ist klar: Quereinsteiger:innen sind gefragt. Um einen zukunftsfähigen Weg für einen erfolgreichen Übergang in einen wachsenden ICT-Sektor zu schaffen, ist eine Betrachtung der Kennzahlen sinnvoll.

Hoher Anteil an Quereinsteiger:innen in ICT-Berufe

Berufliche Neuorientierungen in der ICT-Branche sind erstaunlich häufig. Nur einer von drei ICT-Fachleuten hat seine Laufbahn ursprünglich im selben Beruf begonnen. Während einige von ihnen aus verwandten ICT-Berufen kamen, begann fast die Hälfte der ICT-Fachleute ihre berufliche Laufbahn ausserhalb des ICT-Sektors.

Die Bedeutung dieser Zahlen zeigt sich im direkten Vergleich mit anderen Berufen, welche ebenfalls von Fachkräftemangel betroffen sind: Unter den 25 Berufen mit dem höchsten Fachkräftemangel erreicht der Anteil der Quereinsteiger nur gerade 37 Prozentpunkte. Das zeigt zweierlei: Erstens ist und bleibt die ICT ein zukunftsträchtiger Sektor. Zweitens stehen die Türen in der ICT offen und die Profile sind divers!

Grosse Variabilität zwischen den ICT-Berufen

Obwohl die berufliche Mobilität in den ICT-Berufen im Vergleich zu anderen Berufen weit verbreitet ist, gibt es dennoch erhebliche Unterschiede zwischen den verschiedenen ICT-Berufen: Berufswechsel sind heute beispielsweise bei Ausbildern im Bereich der Informationstechnologie (Anteil der Quereinsteiger: 93 %), den Führungskräften im Bereich der ICT-Dienstleistungen (91 %) oder den Technikern für den Betrieb von ICT und für die Anwenderbetreuung (86 %) sehr verbreitet. Dagegen verbleiben Grafik- und Multimediadesigner vergleichsweise häufiger im ursprünglich erlernten Beruf  nur 42 % sind Quereinsteiger.

Woher kommen die Quereinsteiger:innen?

Bei den Quereinsteigern lässt sich eine auffallende Vielfalt der ursprünglichen Berufe beobachten.

Abgesehen von den Arbeitnehmern, die zunächst in einem anderen ICT-Beruf ausgebildet wurden, hat ein beträchtlicher Anteil der heutigen Software- und Anwendungsentwickler oder -analysten ihre berufliche Laufbahn zunächst in verwandten technischen Bereichen begonnen, beispielsweise als Ingenieur (13 %) oder Elektroinstallateure und -mechaniker (3 %), aber auch in nicht-technischen Berufen als Bürokaufmann/-frau (3 %) oder Fachkraft in der betrieblichen Verwaltung (3 %).

Unter denjenigen, die jetzt als Techniker für den Betrieb von ICT und für die Anwenderbetreuung arbeiten, sind Übergänge aus anderen ICT-Berufen weit verbreitet: Viele Arbeitnehmer:innen erlernten ursprünglich einen Beruf im Bereich der Software- und Anwendungsentwickler oder -analytiker (10 %) oder als andere ICT-Fachleute (8 %). Aber auch Berufswechsel aus nicht-technischen Berufsfeldern wie Bürokaufmann/-frau (9 %) oder Verkäufer:in (3 %) kommen relativ häufig vor.

Ein erheblicher Teil dieser Berufswechsel sind Übergänge aus Berufen mit ähnlichem Qualifikationsniveau und erfordern eher eine Umschulung als eine Höherqualifizierung. Aber auch Übergänge von Berufen mit niedrigerem oder höherem Qualifikationsniveau sind nicht ungewöhnlich insbesondere bei denjenigen, die heute als Techniker für den Betrieb von ICT und für die Anwenderbetreuung arbeiten.

Fakt ist: Durch gezielte Um- oder Weiterqualifizierung können sich auch für weniger qualifizierte Mitarbeiter neue Wege in die Informatik eröffnen!

Wichtige Faktoren: Geschlecht und Alter

Während ältere Altersgruppen und Frauen in ICT-Berufen (noch) unterrepräsentiert sind, ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie aus fachfremden Berufen in diesen Bereich gekommen sind, höher als bei jüngeren Altersgruppen und Männern.

Dies ist ein Indiz für die Dringlichkeit von Frauenförderung im MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik). Denn offensichtlich können Frauen auch aus fachfremden Berufen für die Informatik gewonnen werden: das Quereinsteigerinnen-Potenzial in der Schweiz ist also hoch. Mit gezielter Förderung der Mädchen im Bereich MINT könnte dieses Potenzial bereits früher abgeschöpft werden aus Quereinsteigerinnen werden Einsteigerinnen!

Die Unterschiede zwischen den Altersgruppen lassen sich vor allem dadurch erklären, dass ältere Arbeitnehmer länger im Erwerbsleben stehen und daher mehr Zeit für eine Neuorientierung und Weiterbildung haben. Ausserdem könnten die Hürden für Quereinsteiger in den letzten Jahren aufgrund spezifischerer und höherer Arbeitsplatzanforderungen gestiegen sein.

Lebenslanges Lernen wird dadurch umso wichtiger. Die Zahlen zeigen: Die Nachfrage ist gross, aber das Potenzial ebenso. Ein Karrierewechsel ist machbar!

Wie unterstützt digitalswitzerland lebenslanges Lernen?

Die Förderung eines leistungsfähigen, digital kompetenten Arbeitskräftepotenzials ist der Kern unserer Aktivitäten. Bildung und lebenslanges Lernen sind dabei von zentraler Bedeutung. Wir setzen uns dafür ein, zugängliche Ressourcen für die allgemeine und berufliche Bildung bereitzustellen. Auch die Bedeutung von MINT für die qualifizierten Arbeitskräfte von morgen möchten wir betonen. Die Förderung von Lernenden aller Altersstufen ist ein wichtiger Teil unserer Mission, die Schweiz zu einem führenden digitalen Innovationsstandort zu machen. 

Die Angebote von digitalswitzerland wie die Plattform lifelonglearning.ch und das Boost-Programm bieten hierzu die nötige Unterstützung.

Weitere Informationen zu AMOSA und den neuesten Publikationen finden sie hier.