Was verbirgt sich hinter dem Begriff «tell»? Wie in meinem Einführungsblog erwähnt, wollen wir die Bevölkerung am diesjährigen Digitaltag, der am 3. September stattfindet, noch stärker miteinbeziehen. Der Mensch steht im Mittelpunkt der Digitalisierung. Dieser Maxime folgend, wurde der Digitaltag 2017 ins Leben gerufen.

Aufgrund der bereits gemachten Erfahrungen stand dieses Jahr von Anfang an fest, dass unser Anliegen, den offenen und persönlichen Dialog mit den Besuchern zu intensivieren, eine übergeordnete Rolle einnehmen wird. Um allen Meinungen, unabhängig von Alter, Hintergrund, Erfahrung oder spezifischem Wissen, noch gerechter zu werden, musste ein neues Format her.

Der passende Leitspruch «Digital beginnt bei dir – rede mit!» stand schnell fest. Alle Menschen im «tell» sind gleichberechtigt. Je diverser die Gruppe desto mehr Blickwinkel können ausgetauscht werden. Das World Café Format stellte sich als besonders geeignete Methode für unser beteiligungsorientiertes Vorhaben heraus. Es ist ein brillantes Verfahren, um das Wissen einer vielschichtigen Gruppe durch rotierende Kleingruppen zu maximieren. Nach kurzen Inputreferaten tauschen sich TeilnehmerInnen frei über ihre Hoffnungen, Ängste und Ideen aus. Gedanken werden auf Papiertischtücher gekritzelt, geschrieben oder gezeichnet.

Nach etwa 15-minütigen Diskussionen wechseln die Teilnehmenden an einen anderen Tisch. Insgesamt finden drei solche Durchgänge statt. Mit keiner anderen Methode kann man innerhalb von so kurzer Zeit so viele Menschen so intensiv ins Gespräch bringen und dazu noch äusserst handlungsrelevante Ergebnisse erzielen.  

Mitteilen, Zuhören, Hinterfragen und Verstehen-Wollen

Auch wenn wir uns der Bedeutung von Partizipation zunehmend bewusstwerden, versäumen wir es häufig, TeilnehmerInnen umfassend einzubeziehen. So geht viel Gruppenwissen verloren. Aber die meisten Menschen möchten gerne aktiv zu einem Gesamtergebnis beitragen und etwas bewegen. Dem Kennenlernen von neuen Sichtweisen und die Förderung der Kommunikation, Kollaboration wie auch der Kreativität der Teilnehmenden soll eine Plattform geboten werden.

In den tell-Veranstaltungen werden Fragen gestellt, auf die wir vielleicht noch keine Antwort haben. Wir vertrauen jedoch darauf, dass sich diese aus den Gesprächen der Menschen untereinander auftun. In der Verknüpfung dieser Ideen kann Neues, Innovatives entstehen. Damit dies gelingt, schaffen wir eine Atmosphäre, die den informellen und kreativen Geist eines Kaffeehauses vermittelt. Die Metapher «Café» beschreibt die Bestuhlung mehrerer Tische, die das Gespräch anregen sollen. Die «Welt» symbolisiert, wie das Format auf Viele gleichzeitig übertragen werden kann. Der Begriff «tell» verbindet diese Elemente geschickt.

Es gibt auch denjenigen Besuchern, die sich sonst eher im Hintergrund halten, die Möglichkeit, ihre Ansichten zu teilen, so dass alle Stimmen Teil des Ganzen werden. Es ist mir wichtig, dass wir alle Teilnehmenden dazu ermutigen, ihre Ideen und Sichtweisen einzubringen und gleichzeitig gegenseitiges Zuhören zulassen. Die Qualität unseres Zuhörens ist vielleicht der wichtigste Faktor für den Erfolg. Durch das Weitertragen von Ideen zu den neuen Tischen, werden Perspektiven ausgetauscht und damit neue Einsichten bereichert. Versuche auf das zu hören was geteilt wird, als auch auf das was nicht ausgesprochen wird. An den kleinen Tischen redet man miteinander, es geht um das persönliche Beisammensein. Dies ist eine intensive Form des Zuhörens und Nachdenkens. Dabei ist entscheidend, niemanden von der eigenen Sichtweise überzeugen zu wollen. Stattdessen werden Meinungen zugelassen.

Ziel ist es, zur Essenz dessen zu kommen, was wirklich wichtig für die Person und für die Zukunft der Gemeinschaft ist. Daher wertet eine Forschungskooperation der FHNW, ZHAW und Universität Zürich die Ergebnisse der tell-Veranstaltungen gemeinsam mit uns aus. Aus dem Bericht sollen konkrete Empfehlungen an Politik und Wirtschaft hervorgehen. Die Erkenntnisse sollen auch die Mission von digitalswitzerland nachhaltig beeinflussen und den Planungsanstoss und Grundlage für den Digitaltag 2020 bilden.

Mobilität, Gesundheit, Meine Daten und vieles mehr

Unsere Besucher haben die Möglichkeit schweizweit aus über 20 tell-Veranstaltungen zu unterschiedlichen Themen zu wählen. Auf unserer Digitaltag-Website finden alle Interessierten umfassende Informationen zu den tell-Themen und Standorten. Für einige Veranstaltungen ist eine Anmeldung aufgrund einer beschränkten Teilnehmerzahl erforderlich. Diese kann ebenfalls über unsere Website getätigt werden. Gerne möchte ich nun einige tell-Veranstaltungen hervorheben, denn es ist für alle etwas dabei:

Bundesrat Guy Parmelin eröffnet die Veranstaltungsreihe im Generationenhaus Bern zum Thema Digitalisierung und lebenslanges Lernen. Sowohl in der Schule als auch in der Erwachsenenbildung wird je länger je mehr auf digitale Tools gesetzt. Dieses für uns alle wichtig und spannende Thema wird mit unterschiedlichen Fragen erkundet: Verändert Digitalisierung unsere Art zu lernen grundsätzlich, oder beeinflusst diese gar eine neue Art des «Lifelong Learning»? Welche Skills benötigen wir in Zukunft, um im Job den Anschluss nicht zu verlieren? Welche Fähigkeiten brauchen die Kinder, um im digitalen Zeitalter mitzukommen?

Frau Bundesrätin Simonetta Sommaruga macht am Abend, ebenfalls in Bern, einen Input zum Thema «Nachhaltig digital: Digitalisierung als Chance gegen den Klimawandel?». Diese Gesprächsrunde setzt sich mit folgenden Fragen auseinander: Was bedeutet Digitalisierung für Mensch und Umwelt? Beschleunigt die Digitalisierung den Klimawandel – oder ist das Gegenteil der Fall? Darf ich heute noch ohne schlechtes Gewissen «digitale Produkte» konsumieren? Wer profitiert von der digitalen Entwicklung und weshalb?

In Chur organisiert die HTW Chur ein «tell» zum Thema Datensicherheit. Daten sind das Gold der digitalen Welt. Vom Smartphone über Kredit- und Debitkarten bis zu Kundenkarten hinterlassen wir digitale Spuren. Diese sagen viel über uns aus, über unsere Gesundheit, unseren Lebensstil, unsere Meinungen, was wir lieben und was wir nicht mögen. Vor diesem Hintergrund ergeben sich Fragen um Dateneigentum, wie wir mit unseren Daten heute und in Zukunft umgehen, und ob wir den Unternehmen vertrauen, die unsere Daten erfassen, speichern und allenfalls daraus persönliche Profile erstellen?

Die Akademie für Journalismus und Medien (AJM) der Universität Neuenburg, die École polytechnique fédérale de Lausanne (EPFL), Le Temps und Radio Télévision Suisse (RTS) laden in Lausanne zum Dialog «Digitale Medien und die Öffentlichkeit: ein gemeinsames Engagement!» ein. Dieses «tell» beschäftigt sich mit Fragen wie, wem vertraust du am meisten, um auf dem Laufenden zu bleiben – den Medien oder deinem Netzwerk? Wie sagt dir die aktuelle Medienarbeit auf den neuen Plattformen zu? Was sollten Medien leisten, um deine Erwartungen besser zu erfüllen?

Haben wir dein Interesse geweckt, dann melde dich heute noch an und verleihe deiner Stimme Gehör. Diskutiere mit, wie sich unser Leben verändert und sprich über deine Befürchtungen und Hoffnungen! Hier findest du spannende tell-Veranstaltungen in deiner Nähe. Wir freuen uns auf deine Teilnahme!