Der Klimawandel ist weltweit spürbar, trifft die Schweiz als Alpenland aber besonders stark. In der Studie “Smart und Grün: Digitale Wege zum Klimaziel” analysieren digitalswitzerland und die economiesuisse, in Zusammenarbeit mit Accenture, wie die Digitalisierung dazu beitragen kann, die Klimalücke zu schliessen und durch welche konkreten Massnahmen die Wirtschaft dazu beitragen kann, die Klimaziele zu erreichen. In dieser Blogserie gehen wir näher auf einzelne Industrien und Handlungsempfehlungen ein. Im dritten Teil unserer Blogserie nehmen wir den Gebäudesektor genauer unter die Lupe und erläutern, wie wir die Dekarbonisierung des Sektors mit Hilfe von digitalen Technologien vorantreiben können.
Effizienz und Nachhaltigkeit: Wie gestalte ich Gebäude der Zukunft?
Durch den fortschreitenden Klimawandel steigen die Temperaturen in der Schweiz doppelt so stark wie im globalen Durchschnitt. Massnahmen zur Reduktion von CO₂-Emissionen sind gefordert, um diesen Wandel zu verlangsamen. Eines der grössten Einsparpotenziale liegt im Gebäudesektor – er ist für etwa 45 % des Energieverbrauchs in der Schweiz verantwortlich. Die Studie zeigt auf, wie durch den Einsatz von digitalen Lösungen wie Smart Homes und Gebäudemanagementsysteme deutliche Emissionsreduktionen erzielt werden können.
Smart Homes
In Wohnhäusern können Smart-Home-Technologien wie intelligente Thermostate und Beleuchtungssysteme den Energieverbrauch signifikant reduzieren. Sie regulieren Heizung und Stromnutzung, basierend auf Echtzeitdaten und Nutzungsgewohnheiten, was in privaten Haushalten zusätzliche Einsparungen von bis zu 500’000 Tonnen CO2 im Jahr 2030 bewirken kann. Dies entspricht etwa den Emissionen von 10 Millionen Skitouristen in einem Jahr. Einen Anteil daran haben Einsparungen des Stromverbrauchs durch Smart-Home-Technologien, die jährlich bis zu 0,9 Terawattstunden erreichen könnten – dies entspricht dem monatlichen Stromverbrauch der gesamten SBB. Dies geschieht etwa durch die Vernetzung von IoT-Geräten und die automatisierte Steuerung von Beleuchtung und Raumtemperatur.
Gebäudemanagementsysteme
In Grossgebäuden und Gewerbeimmobilien ermöglichen automatisierte Managementsysteme eine präzise Kontrolle über Heizung, Kühlung und Lüftung. So lassen sich Gebäudefunktionen effizient auf die tatsächliche Nutzung abstimmen. Die Einsparpotenziale solcher Systeme sind beachtlich: Bis zu 3,9 % der Emissionen (ca. 400’000 Tonnen CO₂) könnten so im Nicht-Wohngebäude-Bereich eingespart werden.
Praxisbeispiele: Effiziente Umsetzungen in der Schweiz
Der Siemens Campus in Zug zeigt, wie durch innovative Gebäudemanagementsysteme Emissionen signifikant gesenkt werden können. Durch eine umfassende Integration von Mess-, Steuerungs- und Automationslösungen steuert der Campus seine Energieverbräuche optimal und operiert so nahezu klimaneutral.
Ein weiteres Beispiel ist die Wohnsiedlung Rütihof in Zürich, wo intelligente Beleuchtungssysteme mit Präsenzmeldern und Tageslichtsensoren eingesetzt werden. Hier wurde der Energieverbrauch in Gemeinschaftsbereichen um beeindruckende 95 % reduziert. Die Siedlung demonstriert, wie effektiv digitale Lösungen im Wohnsektor sein können.
Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung
In der Studie kommen zahlreiche Expertinnen und Experten zu Wort. Lars van der Haegen, CEO der Belimo Holding AG, hebt in der Studie hervor, dass die Digitalisierung eine wichtige Voraussetzung für energieeffiziente Gebäude ist. Während Neubauten oft mit den neuesten Technologien ausgestattet werden, stellt die Nachrüstung bestehender Gebäude eine finanzielle wie auch eine technische Herausforderung dar. Die Experten Tommy Clausen und Daniela Sauter-Kohler von Climatch Schweiz, als Teil von Swiss Life Asset Managers erklären, dass langfristige Investitionen für eine umfassende Sanierung und der Umstieg auf fossilfreie Heizsysteme mittelfristig unverzichtbar sein werden. Beide unterstreichen jedoch, dass digitale Technologien auch ohne grössere bauliche Massnahmen das Energiemanagement deutlich verbessern können.
Der Weg zur emissionsfreien Zukunft
Die Studie identifiziert auch Herausforderungen. Etwa den Bedarf umfangreicher Sanierungsarbeiten bei älteren Gebäuden anzukurbeln. Um die Einsparpotenziale digitaler Lösungen im Gebäudesektor optimal zu nutzen, sind daher unterstützende Massnahmen erforderlich, darunter finanzielle Anreize und regulatorische Rahmenbedingungen.
Im Grossen und Ganzen kann die Schweiz durch Digitalisierung im Gebäudesektor bis 2030 bis zu 0,9 Mt CO₂eq einsparen. Dies entspricht ungefähr 8 % der landesweiten Emissionen im Gebäudesektor. Ein signifikanter Schritt auf dem Weg zur Erreichung der Schweizer Klimaziele, der notabene auch die technologische Weiterentwicklung und Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz fördert.
Im nächsten Artikel widmen wir uns dem Energiesektor. Hierbei geht es um den Ausbau erneuerbarer Energien und die Herausforderungen der Elektrifizierung, die im Rahmen der Energiewende eine zentrale Rolle spielt.